Olympische Winterspiele

Alter Däne: Dänemarks Eishockey-Senioren wollen gegen Russen cool bleiben

Alter Däne: Dänemarks Eishockey-Senioren wollen gegen Russen cool bleiben

Dänische Eishockey-Senioren wollen gegen Russen cool bleiben

cvt/Ritzau
Peking
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Morten Poulsen
Abklatschen nach dem Tor gegen Lettland: Morten Poulsen gehört zum alten Eisen – das sich in Peking bisher als Edelmetall erwiesen hat. Foto: David W Cerny/Reuters/Ritzau Scanpix

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Nur die Finnen sind älter: Weil die NHL-Profis fehlen, können die erfahrenen Profis bei den Olympischen Spielen auf der größten Bühne glänzen. Am Mittwoch wird Russland im Viertelfinale erwartet.

Der Blick ist leer. Die Stimme matschig. Die Worte kommen nur mühsam über die Lippen. Morten Poulsen hat in seinem Eishockeyleben schon vieles erlebt. Aber das, was er am Dienstagnachmittag in Peking erlebt hat, ist die absolute Krönung.

„Es ist wirklich schwer, darüber zu reden. Es ist das erste Mal, dass ich das in Worte fassen muss, und ich spüre, dass ich das nicht wirklich kann“, stammelt er.

Zusammen mit seinen Teamkameraden hat er gerade geholfen, Lettland mit 3:2 zu schlagen.

„Es ist ein bisschen wie ein Traum“

Poulsen hat sogar eines der Tore in dem Spiel erzielt, das Dänemark ins olympische Viertelfinale gegen Russland brachte.

Bei der ersten Olympia-Teilnahme des dänischen Hockeysports überhaupt.

„Ich bin gerade ein bisschen emotional. Es ist ein bisschen wie ein Traum, hier zu stehen und über das olympische Viertelfinale zu reden, während das Adrenalin pulsiert. Ich bin hier mit 20 wirklich guten Kumpels, und es ist ein stolzer Moment“, sagte er.

Dass Morten Poulsen überhaupt bei den Olympischen Spielen auf dem Eis stehen würde, war noch vor zwei Monaten nicht unbedingt abzusehen.

Olympia als Belohnung für die treuen Recken

Damals erwartete jeder, dass die NHL-Spieler bei den Olympischen Spielen glänzen würden, und hätte die Corona-Pandemie diesen Plan nicht durchkreuzt, hätte Coach Heinz Ehlers sechs weitere starke Stürmer zu Auswahl gehabt.

Das hätte einem bescheidenen Arbeiter wie dem 33-jährigen Poulsen und auch dem 34-jährigen Julian Jakobsen, seinem Partner im Team, sehr leicht die Spielzeit kosten können.

Stattdessen sind die Olympischen Spiele nun die Belohnung, die sich die treuen Nationalspieler verdient haben, nachdem sie sich anderthalb Jahrzehnte lang zur Verfügung gestellt haben.

„Das ist etwas, worauf es viele von uns schon seit vielen Jahren abgesehen haben. Ich habe viele Gleichaltrige im Team, und es ist toll, das mit ihnen zu erleben. Und dass es noch ein Spiel gibt“, sagt Julian Jakobsen.

10 der 20 Spieler, die gegen Lettland auf dem Eis standen, sind 32 Jahre alt oder älter. Die Reise nach Peking ist somit zu einer Ehrenrunde für die goldene Generation des dänischen Eishockeys geworden, die in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre geboren wurde.

Das Viertelfinale ist die Krönung für die Spieler

Und die Spieler genießen jede Sekunde, auch wenn der Ton manchmal rau ist. „Es wird schon manchmal lauter. Aber es ist immer jemand da, der dir auf die Schulter klopft und dich wieder hochzieht“, so Jakobsen. „Es gibt viele von uns, die schon oft dabei waren, und wir glauben daran, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, meint er.

Auch wenn das olympische Abenteuer am Mittwoch gegen Russland enden sollte, haben die Spieler in der vergangenen Woche Geschichte geschrieben. Die WM-Viertelfinale 2010 und 2016 sind Höhepunkte, aber Peking 2022 ist schon jetzt die Krönung von zwei Jahrzehnten Aufschwung bei der Nationalmannschaft.

„In meinen Augen ist das das beste Ergebnis im dänischen Eishockey aller Zeiten“, sagt ein strahlender Sebastian Dahm.

Der 34-jährige Torwart ist ein weiterer Spieler, der viel dafür getan hat, dass die Nationalmannschaft in der Weltelite mithalten kann. „Es ist unbeschreiblich. Das ist das Größte, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Die Olympischen Spiele sind die größte Sache im Sport. Wir haben davon geträumt, unter die besten acht zu kommen, und jetzt ist es wahr geworden“, sagt er.

Bei aller Euphorie ehrliche Selbsteinschätzung

Da fällt es weniger ins Gewicht, dass das Viertelfinale durch die schlechteste Leistung der Mannschaft in diesem Turnier gesichert wurde. Dänemark hatte große Probleme, bis Markus Lauridsen kurz nach Beginn des dritten Drittels zum 3:2 traf. Erst dann begann die dänische Nationalmannschaft, an das Team der vorherigen Erfolge bei dem Turnier zu erinnern.

Und der Wille im Team, immer das Beste zu geben, zeigt sich auch darin, dass Spieler und Trainer die eigenen Defizite offen ansprechen. So schön es auch ist, zu den besten acht zu gehören – es geht immer noch besser.

„Zum Glück haben wir einige Dinge, die wir besser machen können, wenn wir im Viertelfinale auf Russland treffen“, sieht Morten Poulsen es, mit all seiner Erfahrung, nüchtern positiv.

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