Klimaschutz
Wie wird die nächste Sturmflut in Sonderburg bekämpft – und wer zahlt?
Wie wird die nächste Sturmflut in Sonderburg bekämpft – und wer zahlt?
Wie wird Sturmflut in Sonderburg bekämpft und wer zahlt?
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Was tun, wenn die Fluten erneut über die Ufer treten? Sonderburg braucht dringend einen Plan zur Sturmflutsicherung. Am Informationstreffen der Kommune gab es jetzt erste Informationen, wie die Planungsarbeit des Projekts Hafensicherung voranschreitet.
Das idyllische Hafengebiet in Sonderburg ist ein maritimes Naherholungsgebiet für Bürgerinnen und Bürger und für Gäste von außerhalb. Jene, die nah am Wasser leben, haben eine großartige Aussicht und können das Leben mit Wasserblick genießen.
Aber die Klimaveränderungen bereiten gerade den in Hafennähe lebenden Menschen zunehmend Sorgen. Der von Experten seit Jahren prophezeite höhere Wasserpegel und extremes Wetter – wie die Sturmflut im Oktober vergangenen Jahres – sind längst Realität. Die Hafengelände auf der östlichen und der westlichen Seite des Alsensund müssen also dringend gegen weitere Sturmfluten gesichert werden.
Treffen im Multikulturhaus
Bei einem Informationstreffen am Mittwochabend im Multikulturhaus gab es erste Informationen, was die Kommune im Hinblick auf Sturmflutschutz tun kann.
Unter anderem informierte eine Ingenieurin des Odenseer Unternehmens Niras, das sich auf Überschwemmungshilfen spezialisiert hat. Außerdem erläuterten die Sonderburger Klimaanpassungskoordinatorin Jane Ruby Hansen und die Stadtratsmitglieder Kirsten Bachmann (Schleswigsche Partei) und Maria Frost Andersen (Venstre), wie das Problem in Sonderburg in Angriff genommen werden soll.
„Es ist ein spannendes Projekt, aber wie greifen wir das an? Welches Risiko wollen wir eingehen und welche Nachteile in Kauf nehmen? Es ist spannend zu erfahren, wie ihr als Bürger darüber denkt“, so Maria Frost Andersen in ihrem Willkommensgruß.
Die Venstre-Frau im Sonderburger Stadtrat konnte schon vorab bekannt geben, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich auf eine Rechnung gefasst machen müssen. „Laut Küstenschutzgesetz müssen alle, denen solche Maßnahmen helfen, die ganze Rechnung oder einen Teil davon tragen. Deshalb werdet ihr auch jetzt und nicht später einbezogen“, so die Politikerin.
Immer wieder Überflutungen
Die Ingenieurin Lotte Meldgaard Pedersen von Niras informierte die Anwesenden – zum Treffen waren 24 Frauen und Männer ins Multikulturhaus gekommen – über die künftigen Klimaberechnungen, was das für den Sonderburger Hafen bedeutet und welche Strategien und Schutzmaßnahmen bei verschiedenen Wasserpegeln zu welchen Konsequenzen in verschiedenen Bereichen des Hafens führen werden.
Laut Ingenieurin hat das Wasser des Bottnischen Meerbusens in Sonderburg und anderen Städten an der östlichen Jütlandküste im vergangenen Jahrhundert immer wieder für unterschiedlich hohe Überflutungen gesorgt.
„Aber der Wasserspiegel wird steigen. Im Jahr 2100 wird das Wasser im Verhältnis zu heute 0,75 Meter höher liegen“, so Lotte Meldgaard Pedersen. 2300 soll der Wasserpegel 3,6 Meter höher sein. Ein guter Ausgangspunkt für eine Sturmflutsicherung ist in Sonderburg zunächst ein Schutzwall oder eine Erhöhung um 2,5 Meter.
Eine sehr teure Sache
Zu den Kosten für eine Sicherung bei einem jetzigen Wasserpegel plus 2,5 Meter liegen erste Berechnungen vor. Allein für die Ostseite inklusive Sonderburger Schloss würde eine solche Maßnahme 20 bis 35 Millionen Kronen kosten.
Für die Westseite des Alsensund – einschließlich des Stadtentwicklungsprojekts an der Sundgade – würden die Ausgaben mit 20 bis 30 Millionen Kronen zu Buche schlagen. Sollten am nördlichen und am südlichen Ende des Alsensund Wassersperren angelegt werden, würde das rund eine Milliarde Kronen kosten.
Ein Zuhörer fragte, ob das große Sundgade-Projekt aufgrund des Hochwassers nicht lieber ad acta gelegt werden sollte. Das verneinte das Stadtratsmitglied Kirsten Bachmann (Schleswigsche Partei). Entsprechende Hochwasserszenarien würden im Bauprojekt berücksichtigt.
Ein anderer Zuhörer wunderte sich ebenfalls über die Sundgade. „Alle wünschen sich ein Leben am Hafen, aber das Projekt muss doch einfach gestoppt werden. Ich habe selbst das schmelzende Eis in Grönland gesehen. Das Klima wird einfach extremer“, meinte der Mann.
Gravenstein ist ein gutes Beispiel
Im Multikulturhaus wurden am Ende keine konkreten Pläne verkündet. Die Kommune – und nicht die Bürgerinnen und Bürger – entscheidet, welche der möglichen Lösungen gewählt werden. Den Anwesenden wurde aber versichert, dass alle laufend informiert werden. Als Beispiel wurde immer wieder Gravenstein genannt.
Der Stadtrat wird entscheiden, wie der finanzielle Teil gelöst wird. Kirsten Bachmann erzählte, wie positiv die Anlieger in Gravenstein (Gråsten) reagierten. Dort wurden laufend Bürgercafés durchgeführt.
„Alle in Gravenstein waren glücklich, dass sie eine Sturmflutsicherung erhielten. Es gab eine Lösung, die alle gut fanden“, so Kirsten Bachmann. Sie versprach, dass auch in Sonderburg die Bürgerinnen und Bürger laufend informiert werden, damit auch dort eine gute und für alle optimale Lösung gefunden wird. Ob mit Mauern oder anderen Barrieren.
Als Erstes werden nun Sicherungsvorschläge ausgearbeitet. Im Juni wird das vorliegende Papier den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern und anderen Interessierten bei Infotreffen vorgelegt. Im dritten Quartal des Jahres soll die finanzielle Frage gelöst werden.
Was fehlt, ist ein Zeithorizont
Knut Heldtberg wohnt in der Langbrogade 1. Ihm fehlte nach anderthalb Stunden im Multikulturhaus ein Zeithorizont: „Das Treffen war ja gut. Aber mir fehlt irgendwie, wann etwas passiert. 65 Prozent der Einwohner in Sonderburg leben ja unter der Wasseroberfläche. Das Wasser hat einfach eine große Kraft, wie wir ja auch im Oktober erlebt haben. Damals schwappte das Wasser bis anderthalb Meter an meine Wohnung.“
Er war sich mit den Anwesenden in einer Sache bereits jetzt einig: Sonderburg benötigt eine Sturmflutsicherung – und zwar so schnell wie möglich.