Deutsche Minderheit
Quer durch ganz Nordschleswig zur Brottorte
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Die Apenrader Autorin Birthe Merete Jessen und die nordschleswigsche Kaffeetafel sorgten für voll besetzte Tische beim Deutschen Ruderverein Gravenstein. Alle freuten sich auf 21 Kuchenvarianten.
Im ersten Stock des Bootshauses des Deutschen Rudervereins Gravenstein duftete es am Dienstagnachmittag nicht zuletzt bei den kühlen Wintertemperaturen an der Silde Kule verlockend nach frisch gebrautem Kaffee.
Dann wurden kurz vor 15 Uhr die tollen Sachen auf dem langen Tisch ausgepackt: 21 verschiedene Kuchenspezialitäten. Von Milchbrötchen über Sahnekränzchen und Bienenstich bis zu Kartoffeltorte und der Spezialität Nichts. Beim DRG wurde den Teilnehmenden eine ganz authentische nordschleswigsche Kaffeetafel geboten.
25 kaffeedurstige und nicht zuletzt auch wissbegierige Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten an den Tischen Platz genommen. Alle freuten sich auf die Leckereien, die der Sozialdienst-Vorstand nach den Rezepten eines besonderen Buches gezaubert hatte. Das Kochbuch des Jacob Michelsen Hofs „De glemte kager“ enthält alles, was bei dieser nordschleswigschen Grenztradition dazugehört.
Ein kulturhistorisches Backbuch
Zu dem Kuchenspektakel kam es wegen der Corona-Pandemie erst nach einigen Jahren. Aber der Sozialdienst Fördekreis gibt nicht auf und macht keine halben Sachen.
Die eine der drei Autorinnen des Buches, Birthe Merete Jessen aus Apenrade (Aabenraa), war also mit ihrem Ehemann Jens Uwe nach Gravenstein gefahren, um dort über diese gut schmeckende Tradition zu informieren.
Anschließend durften sich alle die Backkünste auf der Zunge zergehen lassen.
Gäste von weither
Die Sozialdienst-Vorsitzende Inken Knutzen freute sich, dass sogar Leute aus Sonderburg, Tingleff (Tinglev) und Hoyer (Højer) nach Gravenstein gekommen waren.
Aus Tingleff waren Inga und Peter Blume eingetroffen. „Ich habe schon so oft von Birthe Jessens Vorträgen gehört. Jetzt war die Zeit gekommen – jetzt fahren wir hin“, so Peter Blume. Victoria Behnke kam aus Hoyer. „Ich liebe Brottorte, und von der Kuchentradition habe ich schon in der Mühle gehört“, meinte sie. Sie ist im November 2021 von Berlin nach Hoyer gezogen.
24.000 Exemplare verkauft
Für die Autorin sollte das 2011 veröffentlichte Kuchenbuch ein großer Erfolg werden. Bislang wurden 24.000 Exemplare verkauft. „Das hätten wir uns nie träumen lassen. Aber reich wird man nicht davon“, meinte sie lächelnd.
Die nordschleswigsche Kaffeetafel wurde zwischen 1864 und 1920 in der damaligen deutschen Zeit eine neue dänische Tradition. Mit einem Blick auf den großen Kuchentisch lobte Birthe Jessen die Bäckerinnen und Bäcker: „Die Torten sind so, wie sie sein sollen.“ Früher wurden die Backwaren nicht groß verziert. „Es waren einfache Kuchen“, so Birthe Jessen.
Zur nordschleswigschen Kaffeetafel gehören sieben trockene, sieben weiche und sieben harte Kuchen. Nur in Hoyer gibt es 23 verschiedene Kuchen. Anschließend durfte die Autorin auf einige Fragen antworten.
Leckere Events sind gut besucht
Die Kaffeetafel war vor Jahren Rainer Naujecks Idee. Er war früher an der Deutschen Privatschule Apenrade ein Kollege von Birthe Jessens Mann Jens Uwe. Die schmackhaften Veranstaltungen im Fördekreis sind eine sehr beliebte Sache.
„Aber ich hatte nie mit so vielen Leuten gerechnet. Das ist ganz toll“, meinte Rainer Naujeck glücklich. Jens Uwe Jessen hat übrigens auch das kulturhistorische Backbuch ins Deutsche übersetzt. „De glemte kager“ kann unter anderem in der Museumsbutik.dk für 150 Kronen erworben werden.
Die nächste wohlschmeckende Veranstaltung des Sozialdienstes Fördekreis wird am 16. März stattfinden. Um 18 Uhr beginnt beim DRG ein Überraschungsbüfett mit vielen verschiedenen Gerichten, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst mitbringen.