Deutsche Minderheit

Eine Bildungsreise in die Literatur

Eine Bildungsreise in die Literatur

Eine Bildungsreise in die Literatur

Sonderburg/Sønderborg
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Carsten Schlüter-Knauer Foto: Karin Riggelsen

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Erneut war die Neujahrslesung von Professor Carsten Schlüter-Knauer in der Deutschen Bücherei in Sonderburg ein großer Erfolg. Der Literaturliebhaber analysiert Texte verschiedener Autorinnen und Autoren.

„Ein Bildungserlebnis der ersten Klasse“, „Sternstunde“, „bitte nächstes Jahr wieder“ – so und so ähnlich lauteten einige der begeisterten Kommentare, nachdem knapp 20 Gäste zu Jahresbeginn an Carsten Schlüter Knauers interessanter Bildungsreise mit aktuellen und politischen Bezügen teilgenommen hatten.

Die Neujahrslesung des Professors in Sonderburg war zum zweiten Mal in Folge sehr beliebt: Vor Beginn des Abends mussten erneut weitere Stühle hinzugeholt werden.

Texte, Mythen und Erzählungen

Der Literaturliebhaber aus Apenrade (Aabenraa) analysierte und knüpfte aus den Texten heraus Verbindungen zu aktuellen Geschehnissen. Schriften, Mythen und Erzählungen wurden oft aufgenommen und abgewandelt.

Es mussten wieder mehrere Stühle hinzugeholt werden. Foto: Karin Riggelsen

Ein Beispiel, wie Poetinnen und Poeten sich gegenseitig inspirierten und aufeinander aufbauten, ist Goethes Werk „Auszug aus Wilhelm Meisters Lehrjahre“ aus dem Jahre 1795.  Er schrieb: „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, / Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, / Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht? / Kennst du es wohl?“

Kästners Kritik am Militär

Erich Kästner verwandelte die einstige Italiensehnsucht des deutschen Volkes 1927 in seine Kritik am Militär. Eine Warnung die Augen zu verschließen und den Verstand auszuschalten und wie eine Maschine willenlos zu gehorchen: „Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? Oder das Gedicht von Erich Mühsam, bei dem Mignon 1925 im Jahre 1925 zu „Kennst du das Land, wo die Faschisten blühn, im dunklen Laub die Diebslaternen glühn, ein Moderduft von hundert Leichen weht, die Freiheit still und hoch der Duce steht?“

Die Gäste in der Bücherei erfuhren: Der beliebte Erich Kästner war nicht nur ein Kinderautor, sondern genauso ein Autor für Erwachsene. So war sein Roman „Die Konferenz der Tiere“ (1949) sein erster Roman nach dem Zweiten Weltkrieg. Dort treffen sich Vertreter aller Tierarten der Welt, die aufgrund des politischen Scheiterns der Menschen zu einer Konferenz einberufen. Sie wünschen sich Frieden in der ganzen Welt.

Carsten Schlüter-Knauer Foto: Karin Riggelsen

Professor Carsten Schlüter-Knauer las außerdem einen Text von Siegfried Lenz. Schlüter-Knauer erläuterte vorab den Hintergrund und die Verbindung Lenz‘ zu Dänemark und Alsen. Lenz war ein Kritiker des unbedingten Fortschrittsglaubens, wie auch Kästner, bei dem der Lehrer in der „Entlarvung des Osterhasen“ nicht nur den Osterhasen, sondern auch die Fantasie des Lesers killt.

Schlüter-Knauer widmete auch der Autorin Franziska Gräfin von Reventlow eine längere Lesung. Er erläuterte den Hintergrund, warum zu Reventlow in der satirischen Wochenzeitschrift „Simplissimus“ 1897 ihre Satire „Das jüngste Gericht“ veröffentlichte. Die gesamte Auflage dieser Ausgabe wurde konfisziert, und der Verleger Albert Langen wurde wegen Gotteslästerung angeklagt.

Warnung vor Faschismus

Es folgten einige Zeilen des deutschen Philosophen Theodor W. Adorno und Erich Kästner, der Deutschland blieb, obwohl seine Bücher verbrannt wurden. Der Faschismus muss rechtzeitig bekämpft werden, bevor es zu spät ist, so Kästner.

Der Abend schloss mit einem ironischen Text von Uwe Johnson.

Carsten Schlüter-Knauer Foto: Karin Riggelsen
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