Sturmtief

«Zoltan» bringt Bahnchaos und überschwemmte Elbpromenade

«Zoltan» bringt Bahnchaos und überschwemmte Elbpromenade

«Zoltan» bringt Bahnchaos und überschwemmte Elbpromenade

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Zahlreiche Reisende warten auf einem vollem Bahnsteig am Hauptbahnhof auf ihren Zug. Foto: Bodo Marks/dpa

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Wenig Züge in den Süden, von Ästen und Bäumen blockierte Straßen und eine tief unter Wasser stehende Elbpromenade - das Sturmtief «Zoltan» hat am Freitag erneut Unordnung im Norden angerichtet.

Das Sturmtief «Zoltan» hat im Norden Deutschlands vor allem auf den Straßen und Schienen für viel Unruhe und Unordnung gesorgt. Tausende warteten kurz vor Weihnachten auch am Freitagmorgen wieder an den Bahnsteigen und in den Reisezentren der Bahn und hofften, ihr Ziel trotz des Sturms erreichen zu können. Zahlreiche Fernzüge fielen aus. Auch einige Fähren im Norden fuhren nicht. Drei Menschen wurden auf den Straßen in ihren Autos verletzt. Die Sturmflut erreichte in Hamburg ihren Höchststand.

In der Nacht zu Freitag wurden Feuerwehr und Polizei zu zahlreichen wetterbedingten Einsätzen gerufen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg und Schleswig-Holstein ergab. So wurden allein in Schleswig-Holstein mehr als 670 Einsätze wegen des Sturmtiefs registriert.

Die Hamburger Feuerwehr sprach am Morgen von 170 sturm- und wasserbedingten Einsätzen ohne Verletzte. Hier galt es vor allem, umgestürzte Bäume und herabgestürzte Äste von den Fahrbahnen zu räumen und losgelöste Ziegelsteine oder Baugerüstplanen wieder einzusammeln. Zudem war am Morgen eine Verankerung der Alstertannen-Plattform auf der Binnenalster am Jungfernstieg gerissen. Der Ponton drohte abzutreiben und wurde von der Feuerwehr gesichert. In Hamburg-Langenhorn ist ein Baum auf ein Haus gekracht. Dabei sei niemand verletzt worden.

Enorme Auswirkungen des Sturms zeigten sich im Zugverkehr. Viele Reisende kamen nicht vom Fleck, an den Anzeigetafeln in den Bahnhöfen wurden unzählige Zugausfälle aufgelistet. Der Fern- und Nahverkehr war am Freitag bundesweit wegen des Sturmtiefs «Zoltan» erneut beeinträchtigt - der Schwerpunkt lag dabei im Norden.

Von hier aus fuhren am Vormittag keine Schnellzüge nach Hannover, Kassel, Frankfurt, Stuttgart, Basel und München, wie die Bahn auf ihrer Internetseite mitteilte. Zudem entfielen bei ICE- und EC-Verbindungen die Halte in Neumünster, Kiel, Flensburg, Rendsburg und Schleswig, weil die Züge vorzeitig in Hamburg wenden sollten. Reisende sollten der Bahn zufolge stattdessen Verbindungen über Berlin/Erfurt und Köln nutzen. Gebuchte Tickets können für andere Strecken mit gleichem Ziel genutzt werden.

Die U-Bahnen in Hamburg waren in den Außenbereichen der Strecken wegen des Sturms aus Sicherheitsgründen langsamer unterwegs und fuhren nur 40 statt 80 Stundenkilometer. Der Verkehr lief den Angaben zufolge dabei weitgehend stabil, es kam vereinzelt zu Verspätungen - vor allem bei der Linie U1. Lediglich im Elbbereich gab es Einschränkungen für die Busse aufgrund des Hochwassers und damit verbundenen Straßensperrungen.

Doch nicht nur zu Land, auch auf dem Wasser wirbelte «Zoltan» die Pläne durcheinander. Einige Beispiele: Auf der Linie Föhr-Amrum gab es einen Sonderfahrplan, die Hallig-Linie wurde am Freitag wegen des Sturms ganz eingestellt. Zwischen Pellworm und Nordstrand fielen Fähren am Morgen aus und der Fahrplan der Fähre zwischen dem dänischen Rømø und der Nordseeinsel Sylt wurde angepasst.

An der Küste sorgte Sturmtief «Zoltan» am Freitag weiter für kräftigen Wind. Nach einer kurzen Beruhigung im Tagesverlauf wurden für den Abend dort laut Deutschem Wetterdienst aber wieder orkanartige Böen mit mehr als 100 Stundenkilometern erwartet.

Die Sturmflut war dagegen am Vormittag bereits überstanden. Am kräftigsten war das Wasser am Eider-Sperrwerk bei Tönning gestiegen. Dort wurde gegen 9.00 Uhr ein Pegelstand von 2,51 Metern über dem mittleren Hochwasser (MHW) gemessen, wie eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg sagte. Damit ist knapp die Marke einer schweren Sturmflut erreicht worden, die bei 2,50 Metern über MHW liegt.

Während die Kraft des Sturmtiefs «Zoltan» am Freitag auch in Hamburg ein wenig nachließ, wanderte das Wasser die Flüsse rauf, stieg vor allem entlang der Elbe kräftig an und baute sich dort zur zweiten schweren Sturmflut des Jahres auf. Die erste gab es wenige Stunden zuvor in der Nacht zu Freitag. Hier lag der Scheitelpunkt dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zufolge bei 2,66 Meter über dem mittleren Hochwasser. Am Freitagmittag war bei einem Wasserstand von 3,33 Meter der Höchststand erreicht. Diesen Schnapszahl-Pegelstand gab es in den vergangenen 23 Jahren so noch nicht.

Grund genug für die Hamburger Innenbehörde, einen zentralen Katastrophenstab einzurichten. Am Morgen wurde gleichzeitig mit Sirenen entlang der Elbe sowie Nachrichten über die Warn-Apps und in den sozialen Medien vor der schweren Sturmflut gewarnt. Die Entwarnung sollte der Innenbehörde zufolge wohl am Nachmittag schon wieder zurückgenommen werden.

Für Schaulustige gab es entlang des Elbufers in Hamburg auf jeden Fall viel zu beobachten - bei durchaus auch sonnigen Momenten. Denn «Zoltan» hatte im Norden eine wilde Wettermischung aus Sturm, blauem Himmel mit Sonnenschein, Graupelschauern und Dauerregen zu bieten.

Vor den beiden schweren Sturmfluten von Donnerstag und Freitag hatte die Elbe zuletzt im Januar und Februar 2022 die Marken für schwere Sturmfluten geknackt, wie es vom BSH hieß. Im Februar 2022 kam es wegen des Sturmtiefs «Zeynep» sogar zu einer sehr schweren Sturmflut im tidebeeinflussten Bereich der Elbe. Damals wurden Wasserstände von 3,75 Metern über dem mittleren Hochwasser gemessen.

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