Luftverkehr

Ziel Klimaneutralität - Luftfahrt und Politik zuversichtlich

Ziel Klimaneutralität - Luftfahrt und Politik zuversichtlich

Ziel Klimaneutralität - Luftfahrt und Politik zuversichtlich

dpa
Hamburg
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht zur Eröffnung der Konferenz. Foto: Jonas Walzberg/dpa

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Der Luftverkehr soll klimaneutral werden. Nur wie? Antworten sollte die Nationale Luftfahrtkonferenz in Hamburg liefern, zu der auch Kanzler Scholz angereist war. Viel Konkretes gab es nicht, dafür aber eine zuversichtliche Branche.

Trotz noch enormer Probleme der Luftfahrt auf ihrem Weg zur Klimaneutralität zeigen sich Branche und Politik optimistisch. «Unser großes Ziel ist klar: Bis 2045 wollen wir klimaneutral werden und dabei zugleich ein erfolgreiches Industrieland mit weiteren Wachstumsmöglichkeiten bleiben», sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag bei der Nationalen Luftfahrtkonferenz in Hamburg. Die Luftfahrt sei verantwortlich für knapp drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. «Es ist klar, dass das noch weniger werden soll.»

Bei klimafreundlichen Technologien stehe die Luftfahrtindustrie in Deutschland schon jetzt an der Weltspitze. Die Luftverkehrsbranche werde sich aber ganz grundlegend verändern. Perspektivisch sei sicherlich der Wasserstoffantrieb auch in Serienflugzeugen möglich. Dafür wolle die Bundesregierung Tempo machen beim Aufbau der dafür nötigen Infrastruktur. Er sei überzeugt, dass der Luftfahrtstandort Deutschland eine «sehr gute Zukunft» habe, sagte Scholz.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, die enge Vertaktung Deutschlands mit der Welt sei eine wirtschaftliche Notwendigkeit und Voraussetzung dafür, dass eine Exportnation wie Deutschland wirtschaftlich erfolgreich sein könne. Entscheidend sei dabei jedoch, dass der Flugverkehr klimaneutral ablaufen müsse. Das wiederum müsse international im engen Wettbewerb geschehen. «Wir dürfen nicht Regulierungen in Europa schaffen, die dazu führen, dass bei uns weniger geflogen wird und außerhalb der Europäischen Union mehr mit fossilem Kerosin», sagte Wissing.

Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sind Klimaschutztechnologien der Schlüssel für internationale Erfolge in der Luftfahrt. «Heute fliegt kein Flugzeug weltweit ohne Teile aus Deutschland.» Damit das so bleibe, unterstütze die Bundesregierung die Branche bei der Technologieentwicklung. In Richtung der Umweltverbände sagte Habeck: «Die Idee, dass wir das Klima schützen und keine Luftfahrt haben, ist weltfremd. Dies wird nicht passieren.»

Vor Beginn der Konferenz hatten Umweltschützer vor dem Haupteingang der Lufthansa Technik demonstriert. Sie forderten statt immer mehr Flügen eine Reduktion der planbaren Starts und Landungen an den deutschen Flughäfen um mindestens 20 Prozent bis zum Jahr 2030. «Der Wachstumskurs des Flugverkehrs gefährdet Deutschlands Klimaziele massiv», sagte Hamburgs BUND-Vorsitzende Sabine Sommer. Auch der Politische Geschäftsführer der Entwicklungsorganisation Germanwatch, Christoph Bals, forderte als Teilnehmer der Konferenz die Bundesregierung auf, «die massiv wachsende Rolle des Flugverkehrs mit zusätzlichen Maßnahmen» zu verringern.

Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm setzt auf eine Reduzierung der Start- und Landerechte. «Trotz aller vorgesehenen technologischen Maßnahmen nehmen aktuell die Belastungen durch den Luftverkehr aufgrund der massiven Zunahme der Flugbewegungen wieder zu», sagte deren Präsident Carl Ahlgrimm. Es sei daher von entscheidender Bedeutung, alle verfügbaren rechtlichen Mittel zu nutzen.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, Michael Schöllhorn, warnte dagegen vor Verboten. «Der reine Einschränkungsweg wird's nicht bringen.» Auch wies er darauf hin, dass die Branche längst selbst Klimaneutralität im Luftverkehr haben wolle. «Mittlerweile ist das nicht mehr nur intellektuelle Erkenntnis, es ist auch Herzenswunsch.»

Auch IG Metall-Vorstand Jürgen Kerner setzt auf einen anderen Weg. Statt beispielsweise Business-Jets verbieten zu wollen, sollten deren Besitzer zur Nutzung von klimaneutralen Treibstoffen verpflichtet werden. Gleiches gelte für die Luftfracht. «Aus unserer Sicht sind diese Leuttürme notwendig, um die gesellschaftliche Akzeptanz zu erzeugen.»

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte mit Blick auf schwierige Jahre in der Corona-Pandemie: «Die Luftfahrt ist zurück.» Zur Lufthansa sagte er: «Uns geht's prima.» Die Bundesregierung hatte das Unternehmen während der Pandemie mit Stützungsmaßnahmen gerettet. Spohr sagte weiter, beim Klimaschutz dürfe es keine Alleingänge in Europa geben, es brauche weltweite Lösungen. Synthetische Kraftstoffe hätten bei der Lufthansa aktuell einen Anteil von 0,2 Prozent. Darüber hinaus forderte er eine Reform der Luftverkehrssteuer.

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