Naturschutz

Wirtschaft regt Zukunftsallianz zum Schutz der Ostsee an

Wirtschaft regt Zukunftsallianz zum Schutz der Ostsee an

Wirtschaft regt Zukunftsallianz zum Schutz der Ostsee an

dpa
Kiel
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Fischer demonstrieren mit ihren Booten gegen den Nationalpark Ostsee. Foto: Axel Heimken/dpa/Archivbild

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Einen Nationalpark Ostsee lehnt die norddeutsche Wirtschaft ab. Sie schlägt eine Zukunftsallianz vor, um für einen besseren Schutz des Meeres zu sorgen.

Einen Nationalpark Ostsee sieht die norddeutsche Wirtschaft kritisch. Für mehr Schutz des Meeres zeigte sich der Unternehmensverband am Mittwoch aber offen. «Wir schlagen stattdessen eine Zukunftsallianz Ostsee vor», sagte UVNord-Präsident Philipp Murmann. Vorbild könne das Dialogforum zur festen Fehmarnbeltquerung sein. Die Wirtschaft sei bereit, sich personell und finanziell zu beteiligen.

Grund der Ablehnung der Pläne von Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grünen) ist die Sorge vor Überregulierung. 70 bis 80 Prozent der Unternehmen stünden der Idee eines Nationalparks kritisch gegenüber, sagte Murmann. «Der Hauptgewinner der bisherigen Diskussion ist aber die Ostsee selbst.» Es könne nach der Debatte kein Übergehen zur Tagesordnung geben. Die Wirtschaft brauche bei diesem Thema nicht erst überzeugt zu werden.

Offen zeigte sich Murmann beispielsweise für einzelne neue Schutzzonen. Es existierten sauerstoffarme Zonen in dem Meer, wo Fauna und Flora anders geschützt werden müssten als bisher. «Einen Nationalpark durchzusetzen gegen die Bevölkerung und auch gegen die Ansässigen wird auf Dauer aber nicht zu einem glücklichen Ergebnis führen.»

Murmann sprach von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. «Die Verantwortlichen in den Betrieben müssen aber auch in den Wünschen ihrer wirtschaftlichen Entwicklung angemessen Beachtung finden.» Es gebe viele Bedenken und «eine gewisse Abwehrhaltung gegenüber dem Schwert Nationalpark».

UVNord-Hauptgeschäftsführer Michael Thomas Fröhlich verwies darauf, dass sich die Situation der Ostsee nicht so einfach mit dem Nationalpark Wattenmeer vergleichen lasse. Der Krieg in der Ukraine habe die Lage verändert. «Wir brauchen heute auch die Freiheit der Marine, in der Ostsee zu agieren.» Zudem habe die Politik bislang kein schlüssiges Gesamtpaket vorgelegt.

Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte, die Debatte über das Thema Nationalpark sei in den letzten Wochen «emotional geführt worden. Deshalb begrüße das Ministerium den konstruktiven Ton der Wirtschaft. Das Ministerium nehme deren Vorschlag wie alle anderen Initiativen auf und werde Ende des Jahres einen Vorschlag für einen besseren Schutz der Ostsee vorlegen.

Am Wochenende hatten sich die gemeinsam mit der CDU in Schleswig-Holstein regierenden Grünen auf einem Parteitag klar für einen Nationalpark ausgesprochen. Vor den Delegierten warb auch der frühere Umweltminister und aktuelle Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dafür.

Der Widerstand beim Koalitionspartner Union ist aber immens. Mehrere Kreisverbände und der Landesvorstand um den Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Daniel Günther sprechen sich in einem Antrag für den Landesparteitag am 5. Oktober klar gegen einen Nationalpark aus. Sie wollen den schlechten Zustand des Meeres stattdessen mit Hilfe von freiwilligen Vereinbarungen sowie Steinriffen und Seegraswiesen verbessern.

Während des Konsultationsprozesses hatten sich vor allem Tourismusunternehmen und -verbände, aber auch viele Kommunen an der Küste gegen einen Nationalpark positioniert. Sie befürchten Einschränkungen zum Beispiel für den Wassersport. Unterstützung für einen Nationalpark kam von Umweltverbänden.

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