Schleswig-Holstein & Hamburg

Winter krallt sich mit Schnee und Eiseskälte im Norden fest

Winter krallt sich mit Schnee und Eiseskälte im Norden fest

Winter krallt sich mit Schnee und Eiseskälte im Norden fest

dpa
Hamburg/Kiel (dpa/lno) -
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Skandinavische Kaltluft hat Hamburg und Schleswig-Holstein mit Schnee im Gepäck fest in ihren Griff genommen. Bis zu einer durchgreifenden Wetteränderung kann es noch dauern.

Rodelspaß und Spaziergänge in klarer kalter Luft für die einen, Verkehrsbehinderungen und Gefahren für die anderen. Nach tagelangem Frost hat sich der Schnee über größere Teile Hamburgs und Schleswig-Holsteins ausgebreitet. Am Dienstagmorgen kam es zu zahlreichen Unfällen und langen Staus auf glatten Straßen. Mancherorts wurden Wege durch Schneeverwehungen unpassierbar. Für Ost- und Mittelholstein galt am Dienstag weiterhin eine Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vor Schneefall und -verwehungen. Das Hochwasser der Ostsee ging mit abnehmender Windstärke zurück.

Trotz der extremen Bedingungen nahmen nicht alle Menschen ohne Obdach etwa in Hamburg die angebotenen Übernachtungsmöglichkeiten der Behörden an und verbrachten die Frostnächte weiterhin im Freien. Helfer suchten die Menschen an ihren Übernachtungsplätzen auf und verteilten zum Beispiel Schlafsäcke und Decken.

Ein betrunkener Mann brach in der Nacht zu Dienstag in der Nähe des Hamburger Rathauses ins Eis ein. Der 30-Jährige habe sich anschließend aus dem Alsterfleet selbst auf einen Betonpfahl gerettet, sagte ein Polizeisprecher. Von dort konnten Retter den Mann an Land holen. Er kam in ein Krankenhaus.

Am frühen Morgen fuhr ein Sattelzug auf der Autobahn 7 in Hamburg auf eine Leitplanke. Die Strecke musste in Richtung Norden für etwa zwei Stunden voll gesperrt werden. «Ich gehe ganz stark davon aus, dass das wetterbedingt passiert war», sagte ein Feuerwehrsprecher. Kurz vor der Abfahrt Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) rutschte am Morgen ein Lastwagen in den Graben. Die Bergung dauerte mehr als zwei Stunden. In beiden Fällen kam es zu Behinderungen. Die Polizei berichtete von etlichen weiteren Unfällen. Der ADAC hatte vor allem in Hamburg deutlich mehr Einsätze als üblich. Hauptgrund für Anrufe von Autofahrern waren schlappe Batterien.

Bei der Bahn kam es weiterhin zu Behinderungen. Besonders im Regionalverkehr in Schleswig-Holstein mussten Fahrgäste mit witterungsbedingten Verspätungen und Zugausfällen rechnen. «Hier im Norden hat uns das Wetter im Griff», sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Betroffen war auch der Fernverkehr.

Meteorologen und Behörden warnen seit Tagen davor, sich auf zugefrorene Teiche oder Seen zu wagen. Die Eisschicht ist noch nicht dick genug. Wo Schnee auf dem Eis liegt, wird die Eisbildung wegen der isolierenden Wirkung stark gebremst. Gerade unter Brücken, an Gewässereinmündungen oder dort, wo Pflanzen ins Gewässer hineinragen, bestehe Lebensgefahr, sagte ein Sprecher der Hamburger Umweltbehörde.

Auf der Außenalster in Hamburg gibt es wegen des starken Windes noch offene Wasserflächen. Nur bei außergewöhnlich langen Frostperioden wird die Eisdecke auf der Außenalster so dick, dass sie zum Betreten freigegeben werden kann. Zuletzt war dies im Februar 2012 der Fall. Dann strömen Zehntausende Menschen auf das Gewässer. Am Ufer werden zahlreiche Stände aufgebaut, um zum Beispiel Glühwein oder heißen Kakao auszuschenken. Buden auf dem Eis gab es zuletzt beim Alstereisvergnügen 1997.

Mindestens bis zum Wochenende wird sich nach der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes an dem Winterwetter nichts grundsätzlich ändern. Besonders in Ostseenähe soll immer wieder Schnee fallen, weiterhin sind Schneeverwehungen möglich. Dabei ziehen die Schneefälle auf schmalen «Schauerstraßen» von der Ostsee ins Land, sagte Meteorologe Frank Böttcher. Am Mittwoch könnte das exakt den Verlauf der Autobahn 1 zwischen Hamburg und Lübeck treffen.

Ab Donnerstag soll sich die Sonne zeitweise sehen lassen. Die Temperaturen werden der Prognose zufolge in den kommenden Tagen zwischen leichtem Frost und eisiger Nachtkälte mit Werten von weniger als minus zehn Grad schwanken.

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