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Weltreise durch die Kunst in Büdelsdorf: 23. NordArt beginnt

Weltreise durch die Kunst in Büdelsdorf: 23. NordArt beginnt

Weltreise durch die Kunst in Büdelsdorf: 23. NordArt beginnt

dpa
Büdelsdorf (dpa/lno) -
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Ein riesiger Pinocchio und eine noch größere «Kreatur» - die NordArt hat auch in ihrer 23. Auflage wieder Eindrucksvolles zu bieten. Nur ein Bruchteil der Bewerber können Arbeiten in Büdelsdorf zeigen. Bei einem zentralen Exponat wurde es zi...

Auf dem Gelände der historischen Eisengießerei Carlshütte in Büdelsdorf bei Rendsburg startet an diesem Samstag mit der 23. NordArt eine der größten jährlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa. Rund 1000 Arbeiten von über 200 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt sind hier bis zum 9. Oktober zu sehen. Sie kommen aus 40 Ländern. Von A wie Adoni (Israel) bis Z wie Zorilla (Peru) reicht ihre Liste. Dass die Werke sowohl in ehemaligen Gießereihallen als auch im angrenzenden Park zu sehen sind, verleiht der Schau wieder ihren besonderen Reiz.

Im Parkgelände steht vor der Remise «Mr. Pinocchio» mit der langen Lügennase, ein sechs Meter hoher Eisenguss von Liu Ruowang. Der Chinese ist mit einem faszinierenden Rudel aus 110 Wölfen und einem Ensemble aus 36 überdimensionalen Affen seit langem bestens bekannt in Büdelsdorf, das Jahr für Jahr viele Zehntausend Besucher anlockt. Mit dem von 36 lebensgroßen Figuren umkreisten «Pinocchio» hat es gerade so noch geklappt. Der Transport aus China mit den neuen Kunstwerken war im Suez-Kanal gestoppt worden, wie Kuratorin Inga Aru berichtet. Mit vielen Telefonaten sei es dann gelungen, den «Pinocchio» freizubekommen, erzählt Chefkurator Wolfgang Gramm.

Dann die nächste Hürde: Die sechs Meter hohe Skulptur war mit über drei Tonnen weit schwerer als von den Chinesen angekündigt. Also mussten die Veranstalter einen leistungsfähigeren Kran beordern als zunächst bestellt. Erst am Mittwoch konnten «Pinocchio» und «Begleitung» deshalb installiert werden. Weit überragt wird der «Pinocchio» übrigens noch von einer stählernen Skulptur des Tschechen Jan Dostál namens «Kreatur», zehn Tonnen schwer.

Ein Hingucker wird auf dieser NordArt auch der in einer alten Gießereihalle stehende Edelstahlguss «Eine Sekunde» des Chinesen Fu Yuxiang, in dessen Arbeit Leben und Tod dominierende Themen sind. Der erste Länderschwerpunkt der NordArt vor zehn Jahren hatte sich zeitgenössischer Kunst aus China gewidmet, die nach wie vor in Büdelsdorf besondere Akzente setzt. Die Kulturbrücke zur NordArt 2022 steht unter dem Titel «So Fern - So Nah».

Das Spektrum der Ausstellung reicht natürlich über die oft besonders im Blickpunkt stehenden Skulpturen weit hinaus. Großflächige und kleinere Gemälde sind zu sehen, Videopräsentationen zu verfolgen und die «SOS»-Laute vom Aussterben bedrohter Vogelarten zu hören.

Die NordArt ist im Laufe der Jahre für viele Künstler aus aller Welt eine begehrte Adresse geworden. «Es gibt immer mehr Künstler, die dabei sein wollen», sagt Kuratorin Aru. Immerhin 3000 haben sich mit ihren Werken für diese Schau beworben, nur gut 200 kamen zum Zuge.

Das Publikum weiß zu schätzen, was es in der schleswig-holsteinischen Provinz vier Monate lang zu sehen bekommt. Im Vor-Corona-Jahr 2019 kamen weit über 100 000 Besucher. 2020 fiel die Ausstellung wegen der Pandemie aus, und 2021 waren mit 80 000 angesichts der Corona-Umstände mehr Kunstinteressierte da als erwartet. «Wir denken, dass es diesmal wieder mehr als 100 000 werden», sagt Aru.

«Die NordArt ist eine kulturelle Institution in Schleswig-Holstein», schreibt Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in einem Grußwort. «Für langjährige Freunde der Ausstellung ebenso wie für Premierengäste verspricht ein Besuch erneut einzigartige Erlebnisse.»

Der Länderfokus richtet sich in diesem Jahr auf Polen, nachdem es im vorigen Jahr die Ukraine war. Für die NordArt haben sich zum ersten Mal in der Geschichte der polnischen zeitgenössischen Kunst erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler zusammengetan, die nach 1945 innerhalb der polnischen Grenzen und in anderen europäischen Ländern sowie in den USA gewirkt haben. 26 renommierte Namen repräsentieren mit Werken in Büdelsdorf die ältere und die jüngere Generation.

Einen besonderen Akzent setzt die diesjährige NordArt mit einem Sonderprojekt zur Mongolei. Werke von 18 Künstlerinnen und Künstlern aus dem asiatischen Land zeigen, wie Tradition und Moderne zu einem ganz eigenen Stil zusammenwachsen können.

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