Tarifkonflikt

Tausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes streiken

Tausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes streiken

Tausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes streiken

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Ein Transparent bei einem Warnstreik der Gewerkschaft Verdi. Foto: Paul Zinken/dpa/Symbolbild

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Trillerpfeifenlärm, Gewerkschaftsfahnen, Lohnforderungen auf Transparenten - mit einem Warnstreiktag machen sich Beschäftigte des öffentlichen Dienstes im Norden für deutlich mehr Geld stark. Schon am Montag gehen die Aktionen weiter.

Mehrere tausend Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen haben nach Gewerkschaftsangaben am Freitag in Schleswig-Holstein die Arbeit niedergelegt. «Derzeit sind mehr als 4000 Beschäftigte im Land im Warnstreik, das ist die bislang höchste Mobilisierung in dieser Tarifrunde», sagte Verdi-Nord-Sprecher Frank Schischefsky.

Etwa 2500 Beschäftigte versammelten sich nach übereinstimmenden Angaben von Verdi und Polizei in Kiel zu einer Kundgebung auf dem Rathausplatz - und damit deutlich mehr als erwartet. «Die Resonanz ist gigantisch», sagte die DGB-Landesvorsitzende Laura Pooth der Deutschen Presse-Agentur. Im öffentlichen Dienst müsse sich etwas tun. Mitarbeiter der städtischen Verwaltung, der Stadtwerke, des Städtischen Krankenhauses, von Kitas und aus anderen Bereichen kamen in zwei Demonstrationszügen durch die Innenstadt zu der Kundgebung. Mit Sprechchören und Trillerpfeifenkonzerten untermauerten sie lautstark ihre Forderungen.

«Überall ist der Streik angelaufen. Der Nord-Ostsee-Kanal ist zu», sagte Verdi-Sprecher Schischefsky der dpa am Morgen. Zum Teil bei Wind und Regen sammelten sich die Streikenden an verschiedenen Orten. Vor der dritten Tarifrunde im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen will die Gewerkschaft mit dem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen.

Verdi fordert für die bundesweit 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber bieten schrittweise fünf Prozent mehr bei zweijähriger Laufzeit sowie 2500 Euro Einmalzahlung. Die Tarifverhandlungen werden am Montag in Potsdam fortgesetzt.

Die Beschäftigten hätten bessere Arbeitsbedingungen und Löhne verdient, sagte DGB-Landeschefin Pooth auf der Kundgebung in Kiel. Die Lohnforderungen seien gerechtfertigt und angemessen. Im öffentlichen Dienst sei über Jahre Personal konzeptionslos Personal abgebaut worden. «Eure Forderungen machen den öffentlichen Dienst attraktiver», sagte Pooth.

«Wir senden damit eine klare Botschaft in Richtung Arbeitgeber», erklärte Verdi-Sprecher Schischefsky. «Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes lassen sich nicht länger von der allgemeinen Einkommensentwicklung abkoppeln - notfalls mit unbefristeten Streiks.» Die Arbeitgeber sollten die Signale ernstnehmen.

An diesem Montag soll der Verkehr in Deutschland umfassend lahmgelegt werden. Der beispiellose Warnstreik umfasst den Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr auf der Schiene, den kommunalen Nahverkehr, viele deutsche Flughäfen, die Wasserstraßen und Häfen sowie Autobahnen. In Schleswig-Holstein beteiligt sich Verdi an dem bundesweiten Aktionstag mit dem Nord-Ostsee-Kanal. Hier sollen wie am Freitag die Schleusentore in Kiel und Brunsbüttel erneut geschlossen bleiben.

Der Warnstreik am Freitag erfasste weite Teile des Landes. So waren in Lübeck sowie den Kreisen Ostholstein, Herzogtum Lauenburg und Stormarn Beschäftigte von Verwaltungen, Seniorenheimen, Entsorgungsbetrieben sowie vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Gleiches betraf verschiedene Einrichtungen samt Krankenhäusern und Kitas in Flensburg sowie in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Schleswig-Flensburg.

Laut Gewerkschaft GEW blieben vor allem in Kiel, Heide, Rendsburg, Flensburg und Lübeck viele Kitas geschlossen oder arbeiteten nur sehr eingeschränkt. «Tag für Tag frisst die Inflation größere Löcher in die Portemonnaies der Beschäftigten», sagte die Landesvorsitzende Astrid Henke bei einer Kundgebung in Rendsburg. «Das darf so nicht weitergehen.» Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst und die Gewerkschaften seien keine Bittsteller, sondern wüssten ihre Interessen durchzusetzen, wie die gute Beteiligung an den Warnstreiks zeige.

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