Schleswig-Holstein & Hamburg

Vorboten von «Zeynep» drücken mit Stärke 9 in den Norden

Vorboten von «Zeynep» drücken mit Stärke 9 in den Norden

Vorboten von «Zeynep» drücken mit Stärke 9 in den Norden

dpa
Hamburg/Kiel (dpa/lno) -
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Blick auf den überschwemmten Fischmarkt. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

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Die ersten Vorboten des Sturmtiefs «Zeynep» kommen bereits mit Windstärke 9 daher. Und das ist erst der Anfang. An der Nordsee soll es in der Nacht zum Samstag extreme Orkanböen geben. An den Küsten wird eine Sturmflut erwartet.

Hamburg und Schleswig-Holstein bereiten sich erneut auf einen Orkan und eine Sturmflut vor. Am Freitagnachmittag zeigten sich bereits die ersten Vorboten des Sturmtiefs «Zeynep». Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldete für 17.00 Uhr auf Helgoland und Sylt Böen der Stärke 9, in Hamburg-Fuhlsbüttel wurden Böen der Windstärke 8 gemessen. Für den Abend und die Nacht warnte der DWD vor extremen Orkanböen der Stärke 12 an der Nordsee mit bis zu 160 Kilometern pro Stunde.

Für die Hansestadt kündigte der DWD orkanartige Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 115 Stundenkilometern an. Erst in der Nacht zu Donnerstag hatte Sturmtief «Ylenia» zu Hunderten Einsätzen von Feuerwehren und Rettungsdiensten geführt.

Es bestehe Lebensgefahr durch Windschäden wie umstürzende Bäume und herabstürzende Gegenstände, teilte der DWD mit. Türen und Fester sollten geschlossen und Gegenstände im Freien gesichert werden. Menschen sollten den Aufenthalt draußen meiden und Abstand zu Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen halten. Der DWD riet, Autofahrten zu vermeiden und Fahrzeuge nach Möglichkeit in Garagen abzustellen. Erst in den Frühstunden des Samstags dürfte der Sturm wieder nachlassen.

An der Nordseeküste soll es eine Sturmflut geben, in Hamburg nach der Prognose des Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine schwere Sturmflut mit Wasserständen von drei Metern über dem normalen Hochwasser in der Nacht zu Samstag. Der höchste Wasserstand werde wahrscheinlich zwischen 5.00 Uhr und 6.00 Uhr am Samstagmorgen erreicht, sagte Bernd Brügge vom Bundesamt.

Für Schutzeinrichtungen und Deiche werde das aber nicht zum Problem. Brügge erinnerte an die Sturmflut von 1976, die 4,64 Meter über dem mittleren Hochwasser in der Hansestadt erreicht hatte. Für Schleswig-Holstein rechnet das BSH in Büsum mit 2,5 Metern über dem normalen Hochwasser, am Eidersperrwerk mit 3,0 Metern.

Wetterexperte Frank Böttcher schätzte den heranziehenden Sturm als an der oberen Grenze dessen ein, was meteorologisch an der Küste möglich sei. Er könne historische Dimensionen erreichen.

Dass dennoch keine höhere Sturmflut erwartet wird, liegt nach Brügges Angaben unter anderem am zeitlichen Ablauf. Das stärkste Windfeld und das Hochwasser fielen zeitlich nicht zusammen. Zu einer sehr schweren Sturmflut, die bei 3,5 Metern über dem normalen Hochwasser beginnt, werde es wahrscheinlich nicht kommen.

Die Deutsche Bahn und andere Verkehrsdienstleister wie Nordbahn und Metronom stellten bereits am Nachmittag oder frühen Abend den Zugverkehr im Norden ganz oder teilweise ein. Für den Rest des Tages sollten nach Bahn-Angaben keine Fernzüge mehr nördlich von Dortmund, Hannover und Berlin fahren.

Einschränkungen und Ausfälle gab es zeitweise auch auf einigen Hamburger U-Bahn-Linien. Auch Schiffsverbindungen zu den Inseln und Halligen fielen aus, wie die Reedereien mitteilten. Am Hamburger Flughafen waren zunächst nur wenige Flüge gestrichen worden. Auf der Internetseite wies das Unternehmen aber darauf hin, dass es aufgrund der Wetterlage zu weiteren Streichungen und Verzögerungen kommen kann.

Die Feuerwehr Hamburg bereitete sich mit zusätzlichen Ressourcen wie Drehleitern vor und versetzte weitere Führungskräfte in Bereitschaft. «Weiterhin wird auf die hohe Schlagkraft von insgesamt 86 Freiwilligen Feuerwehren zurückgegriffen», teilte sie mit. Erst am Mittwoch und Donnerstag war die Feuerwehr Hamburg zu etwa 860 sturmbedingten Einsätzen unterwegs - vor allem wegen umgestürzter Bäume und wegen Ästen, die herabzustürzen drohten, gelösten Dach- und Fassadenteilen oder umgewehten Baustellenabsicherungen.

Auch die Polizei wappnete sich. Bei der Abarbeitung anfallender Einsätze könne die Leitstelle im Bedarfsfall auf «eine sehr satte Reserve bei der Bereitschaftspolizei» zurückgreifen. Eine große Aufgabe komme angesichts der orkanartig erwarteten Winde und des prognostizierten Wasserstandes insbesondere auch auf die Kolleginnen und Kollegen der Wasserschutzpolizei zu, hieß es in der Hansestadt. «Der Hafen und die angrenzenden Gebiete stehen besonders im Fokus, und wir verfolgen die Wetterentwicklung sehr aufmerksam.»

Bereits am Nachmittag hatte Starkregen als Vorbote des Orkantiefs «Zeynep» die Autobahn 7 in Hamburg südlich des Elbtunnels teilweise so stark überflutet, dass eine Spur gesperrt wurde. Ehe das Wasser nicht abgepumpt worden sei, könne die Spur nicht genutzt werden, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale. Richtung Süden stünden nur zwei Tunnelfahrbahnen zur Verfügung, in Richtung Norden seien es drei. Laut NDR-Verkehrsinfo kamen die Autos zwischen Hamburg-Stellingen und dem Elbtunnel auf rund fünf Kilometern nur stockend voran.

Großes Glück hatte ein Kind im Stadtteil Bahrenfeld, als ein riesiger Baum quer über den Bahrenfelder Steindamm stürzte. Das Kind war nach Polizeiangaben mit dem Fahrrad unterwegs und wurde nur leicht verletzt. Zwei Autos kamen dagegen nicht so glimpflich davon.

Auch die Halligen wappneten sich für stürmische Stunden. «Wir rechnen mit viel Wind, mit mehr als bei den letzten Stürmen», sagte Grödes Bürgermeister Jürgen Kolk. Außerdem würden 2,25 bis 2,50 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet. «Wir sind vorbereitet», sagte Kolk. Es seien keine Tiere und Fahrzeuge mehr auf den Salzwiesen. «Wir werden kein Nordseewasser in die Warft bekommen.»

Auf Langeneß ist seit Tagen landunter. «Der Februar ist ganz verrückt», sagte Vize-Bürgermeister Malte Karau. In diesem Monat sei dies wohl schon zehn bis zwölf Mal der Fall gewesen. «Die Leute hier sind vorbereitet.» Türen seien besonders zur Windseite hin zusätzlich gesichert worden. Die Loren stünden sicher auf den Warften.

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