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Ungeimpften drohen bei vollen Kliniken mehr Einschränkungen

Ungeimpften drohen bei vollen Kliniken mehr Einschränkungen

Ungeimpften drohen bei vollen Kliniken mehr Einschränkungen

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Ein Impfpass und ein Smartphone, auf dem die App CovPass läuft. Foto: Stefan Puchner/dpa/Illustration

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Noch ist die Lage an Hamburgs Kliniken stabil. Sollte die Zahl der Corona-Patienten vor allem auf den Intensivstationen jedoch deutlich steigen, will der Senat weitere Einschnitte für Ungeimpfte beschließen.

Ungeimpften drohen bei einem deutlichen Anstieg von Corona-Patienten in Hamburgs Krankenhäusern massive Einschnitte. Sollten die Kliniken vollaufen, sei der Senat entschlossen die 2G-Regel auszuweiten und das 3G-Modell zurückzufahren, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag. Beim 2G-Modell haben nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu bestimmten Einrichtungen, beim 3G-Modell dürfen auch Ungeimpfte hinein - sofern sie einen negativen Corona-Test vorweisen können. «Testen ist kein Ersatz für Impfungen. (...) Nehmen Sie die Impfangebote wahr, denken sie an Weihnachten», mahnte Schweitzer.

Wann eine Verschärfung in Kraft trete, hänge von der Lage in den Kliniken ab. «Die Abhängigkeit besteht darin, dass wir uns die Hospitalisierungs-Inzidenz anschauen.» Derzeit liege die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen bei 1,2. Das sei der beste Wert unter allen Ländern. Bundesweit liegt die Hospitalisierungs-Inzidenz nach Angaben des Robert Koch-Instituts derzeit bei 4,31.

Hamburg hat das 2G-Optionsmodell im August als erstes Bundesland für Publikumseinrichtungen wie Restaurants, Bars, Kinos oder Theater eingeführt. Später kamen der Einzelhandel und körpernahe Dienstleistungen wie Friseure hinzu. Bislang können die Betreiber selbst entscheiden, ob sie 2G oder 3G nutzen wollen. 1742 Einrichtungen nutzten derzeit das 2G-Modell. Ausgenommen vom Optionsmodell sind Angebote des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Drogerien oder Apotheken sowie Bildungsstätten und Einrichtungen der sozialen Teilhabe.

«2G bildet einen Rahmen, in dem sich Menschen treffen können, die ein ähnliches Infektionsrisiko haben», sagte der Senatssprecher. Das ermögliche für Geimpfte und Genesene eine gewisse Normalität. Niemand habe gesagt, dass eine Impfung immer vor einer Infektion schütze. Sie mache eine Ansteckung jedoch deutlich unwahrscheinlicher und minimiere auch die Folgen. So habe es bis zum 25. Oktober unter knapp 1,32 Millionen vollständig geimpften Menschen 3380 Fälle gegeben, die sich trotz Impfung nachweislich infiziert und Symptome aufgewiesen hätten. «Das entspricht einem Anteil von 0,26 Prozent sogenannter Impfdurchbrüche», sagte Schweitzer. 206 Menschen mussten dabei ins Krankenhaus, 29 auf eine Intensivstation.

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion würde sogar noch einen Schritt weitergehen. «Das bisherige 2G-Optionsmodell sollte (...) zum Regelmodell werden», sagte Fraktionschef Dennis Thering. «Außerdem sollte eine Pflicht zur Schutzimpfung gegen das Coronavirus für Personen gelten, die in medizinischen Einrichtungen, Alten- und Pflegeheimen sowie Schulen und Kindertagesstätten tätig sind.» Die AfD-Fraktion lehnt dagegen jede Verschärfung ab.

Vergangene Woche sind den Angaben zufolge insgesamt 2705 Corona-Neuinfektionen festgestellt worden, wobei die meisten Fälle auf 6 bis 14-Jährige sowie 30- bis 39-Jährige entfielen. 2444 oder 90,4 Prozent der Neuinfektionen hätten Ungeimpfte getroffen. Die Sieben-Tage-Inzidenz unter den Geimpften liege derzeit bei unter 20, bei den Ungeimpften bei 450, sagte Schweitzer. Im Vergleich zur Vorwoche sei der Wert bei den Geimpften stabil geblieben, bei den Ungeimpften aber um 30 gestiegen.

Insgesamt gab die Gesundheitsbehörde am Dienstag (Stand: 11.50 Uhr) in Hamburg eine Corona-Inzidenz von 149,4 an - nach 148,4 am Montag. Vor einer Woche hatte die Zahl der binnen sieben Tagen erfassten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner 125,1 erreicht. Der bislang höchste Wert seit Beginn der Pandemie wurde in Hamburg an Heiligabend vor einem Jahr mit 179,6 registriert. Bundesweit gab das Robert Koch-Institut (RKI) die Inzidenz am Dienstag mit 213,7 an.

In Hamburg wurden am Dienstag 292 Neuinfektionen gemeldet, am Vortag waren es 332 und am Dienstag vor einer Woche 273. Damit haben sich seit Februar 2020 in Hamburg mindestens 102.187 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 93.500 davon gelten nach Schätzung des RKI als genesen. Die Zahl der Menschen, die seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Hamburg gestorben sind, blieb dem Institut zufolge bei 1837.

In den Hamburger Kliniken wurden mit Stand Montag 176 Covid-19-Patienten behandelt. Die Zahl der Corona-Kranken auf Intensivstationen wurde mit 43 angegeben. 74,6 Prozent der Menschen in Hamburg sind laut RKI Stand Dienstag mindestens einmal geimpft. 72,5 Prozent haben einen vollständigen Impfschutz. Damit rangiert Hamburg im Ländervergleich beim Impftempo nach Bremen und dem Saarland weiterhin auf Platz drei. Der Bundesschnitt liegt bei den Erstimpfungen bei 69,7 Prozent und bei den Zweitimpfungen bei 67,2 Prozent.

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