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Steen erste Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein

Steen erste Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein

Steen erste Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein

dpa
Rendsburg (dpa/lno) -
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Licht wirft den Schatten eines Kreuzes durch ein Kirchenfenster. Foto: Nicolas Armer/dpa/Symbolbild

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Der Sprengel Schleswig und Holstein bekommt die erste Bischöfin. Die Landessynode wählte am Samstag Pastorin Nora Steen im dritten Wahlgang. Sie folgt damit auf Gothard Magaard - und setzte sich gegen dessen Bruder durch.

Die Pastorin Nora Steen wird erste Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche. Die Landessynode der Nordkirche wählte die 47-Jährige am Samstag in Rendsburg im dritten Wahlgang. Sie bekam 106 Stimmen. Es gab neben 24 Enthaltungen eine ungültige Stimme. Steen bedankte sich nach ihrer Wahl für das Vertrauen. «Ich freue mich auf viele gute und auch fröhliche und heitere Momente, weil unsere Kirche das wert ist und weil die Menschen uns brauchen.»

In den beiden ersten Wahlgängen hatten weder die theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs in Breklum noch der zweite Bewerber Friedemann Magaard (58), Gemeindepastor in Husum, die notwendige Mehrheit von 79 Stimmen erreicht. Die Landessynode hat 156 Mitglieder.

Steen hatte im ersten Wahlgang 71 und im zweiten 76 Stimmen erhalten. Magaard kam zunächst auf 56, dann auf 53 Stimmen. Daraufhin kündigte er an, zum notwendigen dritten Wahlgang nicht mehr anzutreten. Magaard wünschte Steen Mut und helle Energie. Zum Ausgang der Wahl sagte er: «Dienstlich klingt es - Frau Präses - ein bisschen nach Freispruch.»

Der Amtsinhaber Gothart Magaard, älterer Bruder des Bischofskandidaten, geht am 1. November in den Ruhestand. Die Wahl zwischen Magaard und Steen galt nicht als inhaltliche Richtungsentscheidung. Präses Ulrike Hillmann sagte, in der Öffentlichkeit seien beide Kandidaturen positiv aufgenommen worden. Beide seien wundervolle Kandidaten.

Steen hatte in ihrer Bewerbungsrede vor den Synodalen betont, die Kirche werde in der Gesellschaft gebraucht. «In diesen Krisenzeiten nötiger denn je.» Sie betonte: «Für diese Kirche brennt mein Herz.» Jeder solle in der Kirche einen sicheren Ort finden. Strukturen der Kirche trügen aber nicht mehr überall. Pastoren, Ehrenamtliche seien überlastet, erschöpft. Vielen fehle ein Kompass, wohin die Reise der Kirche gehe. «Je unsicherer die Zeiten werden, desto mehr wackelt die Demokratie.»

Der Mitgliederschwund sei laut Studien nicht aufzuhalten, sagte Steen. «Vieles müssen wir neu lernen.» Der Markenkern, die Botschaft der Kirche, werde in Familien nicht mehr tradiert.

Sie zählte als eine der eigenen Stärken die Fähigkeit auf, auch ungemütliche Themen anzusprechen, notfalls gegen Widerstände. Menschen wünschten sich keine pastoral glatte Fassade.

Magaard sagte bei seiner Bewerbung, «mein Vater hat mich mit einer tiefen Friedenssehnsucht geprägt». Er habe ein Verständnis von einer politischen Kirche, die sich einmische. Eine Reaktion zum Erstarken der AfD bei der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein im Mai habe er vermisst. Er sei Kandidat nicht wegen seines Bruders, sondern wegen seiner Erfahrung gewesen. «Die kommenden zehn Jahre werden hart werden.» Die Kirche werde zwar aus weniger Menschen bestehen, diese könnten aber mehr Kirche sein.

Der Sprengel Schleswig und Holstein ist mit gut 868.500 evangelischer Christinnen und Christen der größte in der Nordkirche. Bischofssitz ist Schleswig.

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