Schleswig-Holstein & Hamburg

Situation bei Pella Sietas kritisch: Appell an Auftraggeber

Situation bei Pella Sietas kritisch: Appell an Auftraggeber

Situation bei Pella Sietas kritisch: Appell an Auftraggeber

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
Zuletzt aktualisiert um:
Werftarbeiter arbeiten in einer Halle auf dem Gelände der Pella Sietas Werft. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Sie hat eine lange Tradition und kämpft ums Überleben. Die insolvente Hamburger Pella Sietas Werft braucht schnell Geld. Helfen könnten die verbliebenen Auftraggeber.

Für die insolvente Werft Pella Sietas wird die Zeit knapp. «Die Kassen sind absolut leer», teilte der Hamburger Rechtsanwalt und vorläufige Insolvenzverwalter Achim Ahrendt am Donnerstag mit. Zuvor hatte er die Beschäftigten der Werft über die Lage informiert. Pella Sietas hatte Ende Juli Insolvenzantrag gestellt. Ohne frisches Geld drohe das Ende der Traditionswerft, so Ahrendt.

Nach Ahrendts Einschätzung stehen kaum Optionen offen, weil der Insolvenzantrag viel zu spät gestellt worden sei. Management und Gesellschafter hätten auf Corona-Hilfsmittel gehofft. Der Zeitraum, in dem Insolvenzgeld gezahlt werde, sei für viele der verblieben rund 220 festangestellten Mitarbeiter abgelaufen, die Auftraggeber seien zu Recht verärgert. Es komme jetzt darauf an, einen der bestehenden Aufträge zu reaktivieren, sagte Ahrendt. «Dies ist die einzige realistische Möglichkeit für eine zumindest teilweise Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs.»

Der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Region Hamburg, Emanuel Glass, sagte, man appelliere vor allem an die Reederei Norden-Frisia, den Weiterbau einer bereits begonnenen Wattenmeer-Fähre mit einer Anschubfinanzierung zu ermöglichen. Allerdings habe die Reederei angekündigt, von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch zu machen und aus dem Vertrag auszusteigen.

Pella Sietas hatte neben der Wattenmeerfähre noch drei weitere Aufträge für Neubauten: Ein Eisbrecher für die russische Muttergesellschaft, eine Fähre für den Bodensee und einen Laderaumbagger für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.

Die Zeit dränge, sagte Glass, weil das Insolvenzgeld für die Beschäftigten nur noch bis Ende September gezahlt werde. «Jeder Einzelne muss überlegen, kündige ich oder bleibe ich noch.» Auch für einen möglichen Verkauf sei es wichtig, dass die Belegschaft an Bord bleibe, damit die Werft keine leere Hülle sei, sagte der Gewerkschafter. «Die Mannschaft ist äußerst loyal.» Das sei etwas Besonderes, zeige aber auch die Leidensfähigkeit der Mitarbeiter, die seit Mai kein Geld mehr bekommen hätten.

Die Werft zählt zu den ältesten Schiffbaubetrieben der Welt. Erstmals 1635 urkundlich erwähnt blieb sie über neun Generationen hinweg in Familienbesitz. 2014 war sie von der russischen Pella Shipyard (St. Petersburg) aus einer früheren Insolvenz heraus übernommen worden.

Mehr lesen