Schleswig-Holstein & Hamburg

Landwirtschaftskammer klagt über Krise bei Schweinhaltern

Landwirtschaftskammer klagt über Krise bei Schweinhaltern

Landwirtschaftskammer klagt über Krise bei Schweinhaltern

dpa
Rendsburg (dpa/lno) -
Zuletzt aktualisiert um:
Schweine stehen in einem Stall. Foto: Carmen Jaspersen/dpa/Archivbild

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Landwirtschaft kämpft mit vielen Problemen. Besonders schlecht steht es zurzeit um die Schweinehalter. Das Thema treibt auch die Landwirtschaftskammer um.

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein beklagt eine dramatische Krise in der Schweinehaltung. Der Export nach China sei wegen der Afrikanischen Schweinepest weiterhin nicht möglich und zusätzlich dränge Schweinefleisch aus anderen Ländern auf den Markt, teilte Präsidentin Ute Volquardsen zur Hauptversammlung am Donnerstag in Rendsburg mit. Das halte die Preise weiter auf sehr niedrigem Niveau. Verschärfend kämen politische Unsicherheiten wegen Entscheidungen zum Tierwohl hinzu. Das lasse die Betriebe bei Investitionen zögern.

Hohe Kosten beim Stallumbau für die Haltungsstufen drei und vier sowie Hürden bei Baugenehmigungen und Baurecht bremsen nach Volquardsens Angaben Fortschritte aus. «Außerdem ist nach wie vor nicht klar, ob die Betriebe die höheren Kosten durch höhere Produktpreise an der Ladentheke bezahlt bekommen.» Die Preise seien seit langer Zeit sehr niedrig. Aktuell werden Schlachtschweine nach Angaben der Landwirtschaftskammer für 1,20 Euro pro Kilogramm gehandelt. Gleichzeitig seien die Energiekosten und die Preise für Düngemittel stark gestiegen. Die Landwirtschaftskammer rechnet mit weiteren Betriebsaufgaben. Einige Betriebsleiter hätten die Hoffnung auf eine baldige Besserung aufgegeben.

Auch der Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, wies auf die schwierige Situation der Schweinehalter hin. Besser sehe es in der Milchwirtschaft und im Ackerbau aus. Allerdings drohten auch hier steigende Preise für Energie und Düngemittel die Mehreinnahmen aufzuzehren.

Der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) sieht die künftige Bundesregierung vor drängenden Herausforderungen in der Agrarpolitik. In den vergangenen Jahren habe es an nötigen politischen Entscheidungen gefehlt. Viele Landwirte seien bereit, zum Beispiel ihre Ställe umzubauen. «Dafür brauchen wir einen klaren Rahmen.» Kurzfristig nötig seien Hilfen für Schweinehalter. Sie befänden in einer «existenziellen Krise», sagte der Minister.

In diesem Mai gab es nach Angaben der Landwirtschaftskammer 710 schweinehaltende Betriebe in Schleswig-Holstein, 230 davon mit Zuchtsauenhaltung. Die Zahl der Schweine im Land ging im Vergleich zum Vorjahr um 130.000 auf 1,27 Millionen zurück. Vor 10 Jahren seien es noch 233.000 Schweine mehr gewesen.

Bei der Milchviehhaltung ging die Zahl der Betriebe deutlich zurück. Derzeit sind es 3500, das sind 1900 weniger als vor 10 Jahren. In den Ställen stehen fast 371.000 Kühe, rund 17.000 Tiere weniger als vor 10 Jahren.

Nach mehreren Jahren mit finanzielle Problemen hat die Landwirtschaftskammer nach Volquardsens Angaben das Jahr 2020 mit einem Plus von 698.000 Euro abgeschlossen. Der Wirtschaftsplan sieht für 2022 Einnahmen von 40,4 Millionen Euro vor.

Mehr lesen