Schleswig-Holstein & Hamburg

Kultur-Modellprojekte sollen nach Osterferien starten

Kultur-Modellprojekte sollen nach Osterferien starten

Kultur-Modellprojekte sollen nach Osterferien starten

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Nicht nur Geld als Überlebenshilfe, sondern bald auch wieder Auftritte vor Publikum - danach sehnt sich in der Pandemie die Kulturszene. Gleich nach den Osterferien sollen Modellprojekte die Künstler im Norden wieder sichtbarer machen.

Schleswig-Holstein will wie im Tourismus und im Sport auch in der Kultur ab 19. April Modellprojekte starten, um dem Bereich in der Corona-Pandemie zu helfen und dem Publikum Erlebnisse zu verschaffen. Mit solchen Vorhaben soll Kultur unter strikten Hygienevorgaben in einzelnen Regionen wieder öffnen können. Dies kündigte Kulturministerin Karin Prien (CDU) am Freitag im Landtag an. Die Kultur brauche nicht nur finanzielle Hilfe, sie müsse auch gesehen werden, sagte Prien.

Solche Modellprojekte - ermöglicht von den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen für Gebiete mit nicht so hohen Corona-Zahlen und geknüpft an strikte Bedingungen - seien ein wichtiges Zeichen für die Bedeutung der Kultur. Die Künstler warteten sehnsüchtig auf Auftritte und die Kulturinteressierten darauf, Veranstaltungen besuchen zu können.

Modellprojekte werden möglich, wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in dem jeweiligen Kreis oder in einer kreisfreien Stadt sieben Tage am Stück unter 100 lag. Am Donnerstagabend stand ganz Schleswig-Holstein bei 62,4, Flensburg minimal über 100 sowie die Kreise Segeberg und Pinneberg knapp darunter.

Pro Kreis oder kreisfreier Stadt können sich bis zum 7. April drei Projekte bewerben. Sie müssen strenge Konzepte für Hygiene, für Tests und die elektronische Nachverfolgung von Kontakten vorlegen. Erforderlich ist jeweils das Einvernehmen mit der Standortgemeinde und der örtlichen Gesundheitsbehörde. Zum Beispiel die Theater in Kiel und Lübeck, aber auch die Niederdeutsche Bühne in Neumünster hätten entsprechende Konzepte bereits erarbeitet, agte Prien.

«Kulturellen Veranstaltungsstätten, wie zum Beispiel Theatern, Konzert- und Opernhäusern, Kinos, soziokulturellen Veranstaltungszentren oder Musikclubs in Schleswig-Holstein wird eine Wiedereröffnung mit Publikumstestungen im Rahmen eines ausgewählten Moxdellprojekts gewährt», erläuterte Prien am Nachmittag vor der Presse.

Die Pandemie habe die Kulturszene extrem belastet, sagte Prien im Landtag. «Als Landesregierung nehmen wir unsere Verantwortung wahr und schützen die kulturelle Vielfalt unseres Landes, wo immer das möglich ist.» Insgesamt habe der Landtag für die Kultur bisher gut 46 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Etwa 13,5 Millionen Euro seien noch nicht fest verplant und könnten in weitere Hilfsprogramme fließen.

Allein mit zwei Soforthilfe-Programmen sei der Bestand von Kultureinrichtungen bisher mit 6,5 Millionen Euro gesichert worden. Weitere Millionensummen seien für Kinos, Schausteller und Digitalisierungsangebote bereitgestellt worden.

In dem mit 4,4 Millionen Euro ausgestatteten Kulturfestival Schleswig-Holstein sind bisher 850 Künstler aufgetreten. Alle Bühnenshows wurden auf einer eigenen Plattform gestreamt.

Einzelne Kulturschaffende werden auch weiterhin unterstützt. Sie können Einmalzahlungen von 2000 Euro beantragen. Noch einmal drei Millionen Euro standen dafür bereit. Derzeit liegen Prien zufolge 942 Anträge vor. 850 davon im Umfang von 1,7 Millionen Euro seien mittlerweile geprüft, bewilligt und ausgezahlt worden.

Auch solche Hilfen könnten keine Existenzen sichern, sagte der SPD-Kulturpolitiker Martin Habersaat. Die Kulturlandschaft werde durch Corona ärmer werden. Gerade Solokünstler hätten schon vor der Pandemie keine Reserven gehabt und von der Hand in den Mund gelebt.

Der Drei-Millionen-Euro-Topf für Einzelkünstler werde bald aufgebraucht sein, sagte die Grüne Marlies Fritzen. Sie werbe deshalb für eine weitere Auflage dieses Programms. Ein grundlegendes Problem würde aber auch damit nicht gelöst: Die sozialen Sicherungssysteme sollten für diese Künstler geöffnet werden.

Die Pandemie habe die Kunst- und Veranstaltungsbranche besonders gebeutelt, sagte die FDP-Politikerin Annabell Krämer. Es gehe jetzt nicht nur darum, einzelnen Künstlern zu helfen, sondern besonders auch darum, Strukturen zu erhalten, die seit Jahrzehnten das Land prägten. Trotz aller Hygienekonzepte hätten Künstler in der Pandemie so gut wie keine Auftrittsmöglichkeiten, sagte Jette Waldinger-Thiering vom SSW. «Dies wird massive Auswirkungen haben.»

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