Ukraine-Krieg

Klitschko: Russlands Krieg betrifft Deutschland direkt

Klitschko: Russlands Krieg betrifft Deutschland direkt

Klitschko: Russlands Krieg betrifft Deutschland direkt

dpa
Hamburg/Kiew (dpa/lno) -
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Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko steht auf dem Spiegel im Hamburger Rathaus. Foto: Marcus Brandt/dpa

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Kiews Bürgermeister Klitschko warnt Deutschland, der russische Angriff auf sein Land betreffe die Bundesrepublik direkt. Hamburgs Bürgermeister Tschentscher sichert der Ukraine weiter Hilfe zu, will auch nach Kiew reisen.

Der russische Angriff auf die Ukraine betrifft nach Ansicht von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko Deutschland direkt. Russlands Präsident Wladimir Putin wolle die ehemalige Sowjetunion wiederherstellen, sagte Klitschko am Montag bei einem Besuch bei Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Rathaus. «Und ihr Deutschen dürft nicht vergessen: Ein Teil von Deutschland, wo Putin jahrelang als KGB-Agent gearbeitet hat, gehörte auch zum großen russischen sowjetischen Reich.» Insofern verteidige die Ukraine «jeden von Euch vor Putin».

Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt war aus Anlass des ersten Jahrestags des «Pakts für Solidarität und Zukunft» zwischen Hamburg und Kiew in die Hansestadt gekommen. Begleitet wurde er von seinem Bruder Wladimir Klitschko und Tatjana Kiel von der Initiative «#WeAreAllUkrainians». Im Zentrum des rund einstündigen Gesprächs standen die aktuelle Lage sowie die weitere Zusammenarbeit. Der russische Angriffskrieg dauert inzwischen seit mehr als 13 Monaten.

«Lieber leben wir ohne Wasser und ohne Strom als mit russischen Soldaten. Wir kämpfen für unsere europäische Zukunft», betonte der Kiewer Bürgermeister. Das sei kein Krieg, sondern Terror und Genozid. In seiner Stadt seien bereits 162 Zivilisten ums Leben gekommen, darunter fünf Kinder. Fast 800 Gebäude seien zerstört. «Das war der schwierigste Winter aller Zeiten für unsere Stadt.» Russland habe die Menschen absichtlich frieren lassen, kritische Infrastruktur wie Wasser- und Stromversorgung angegriffen. «Aber trotzdem haben wir durchgehalten, haben gekämpft.»

Tschentscher sagte: «Die Menschen in der Ukraine kämpfen für ihre Freiheit, für Demokratie, für ihre Unabhängigkeit - und diesen Kampf führen sie auch für uns alle in Europa.» Hamburg habe bereits über den «Pakt für Solidarität und Zukunft» in Zusammenarbeit mit der Initiative «#WeAreAllUkrainians», der Handelskammer und dem Verein Hanseatic Help geholfen und werde das auch weiter tun. So werde bald in Kiew ein Tagesbetreuungszentrum für Kinder ausgestattet.

Klitschko sagte, es gehe auch um einen Plan für die Zeit nach dem Krieg. «Wir müssen das heute vorbereiten.» Tschentscher betonte, es sei wichtig für die Moral der Menschen in der Ukraine, mit der Unterstützung nicht aufzuhören. Dazu gehöre ein Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. «Wir wollen ja in der Perspektive zwei starke Partner sein, die sich gegenseitig unterstützen.» Vitali Klitschko trug sich auch in das Goldene Buch der Handelskammer ein.

Wladimir Klitschko, der wie Vitali seine Boxkarriere in der Hansestadt begonnen hatte, sagte, Hamburg sei die erste deutsche Stadt gewesen, die Konsequenzen gezogen, ihre Partnerschaft mit der russischen Stadt St. Petersburg auf Eis gelegt und den Pakt mit Kiew geschlossen habe. «Es ist ein wahnsinnig wichtiger Schritt gewesen damals vor einem Jahr.»

Tschentscher kündigte eine Reise nach Kiew an. «Es ist wichtig, ganz konkret vor Ort wissen, wie die Lage ist, was wir tun können», sagte der SPD-Politiker. Vitali Klitschko überreichte Tschentscher einen roten Boxhandschuh, auf dem stand: «Lieber Herr Tschentscher, danke für Ihre Unterstützung, let's keep on punching.» Tschentscher brauche keine Angst vor der Reise zu haben - mit Wladimir und ihm habe er die besten Bodyguards. Beide Klitschkos sind mehrfache Schwergewichts-Weltmeister.

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