Schleswig-Holstein & Hamburg

Hamburger Senat gegen Corona-Lockerungen - auch für Schulen

Hamburger Senat gegen Corona-Lockerungen - auch für Schulen

Hamburger Senat gegen Corona-Lockerungen - auch für Schulen

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Schild weist auf die Maskenpflicht hin. Foto: Christian Charisius/dpa/Symbolbild/Archiv

Hamburgs rot-grüner Senat geht mit einem klaren Nein zu Lockerungen der Corona-Auflagen in die nächste Verhandlungsrunde mit Kanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder. Das gilt vorerst auch für die Schulen.

Hamburgs rot-grüner Senat lehnt Lockerungen der Corona-Auflagen auf absehbare Zeit ab. «Die Inzidenz sinkt viel zu langsam, der R-Wert ist zu hoch und das Risiko einer stärkeren Ausbreitung der Virusmutationen bleibt bestehen», sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag. Vor diesem Hintergrund «bleibt der Senat auch bei seiner Haltung, Lockerungen können wir derzeit nicht in Aussicht stellen». Mit dieser «sehr klaren Haltung» werde Hamburg am Mittwoch auch in die Beratungen zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder gehen.

Die strenge Haltung des Senats betrifft auch die Schulen. Die Kultusminister der Länder haben sich zwar in einem gemeinsamen Beschluss dafür ausgesprochen, dass die Schulen in Deutschland bei weiter sinkenden Corona-Zahlen ab der kommenden Woche schrittweise wieder öffnen sollen. Doch für Hamburg, wo Anfang März zwei Wochen Schulferien beginnen, soll das nicht gelten.

Er gehe davon aus, «dass wir in dem jetzigen Modus (...) bis zu den Märzferien bleiben werden - sofern die Ministerpräsidentenkonferenz nicht etwas ganz Ungewöhnliches beschließen wird», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). So kurz vor den Ferien noch einmal das gesamte Schulsystem auf neue Beine zu stellen, sei für alle Beteiligten nur auf dem Papier eine vernünftige Lösung. Dabei gehe es aber nicht nur um Organisationsprobleme, sondern auch um die britische, wesentlich dynamischere Virusvariante. «Wenn die Zahlen auch nur ein bisschen steigen, dann kann das wesentlich schneller wieder durch die Decke gehen», warnte Rabe.

Als einen klugen Schritt bezeichnete er die Forderung der Kultusministerkonferenz an den Bund nach einem Förderprogramm, um die Lernrückstände an den Schulen in den nächsten zwei Jahren wettzumachen. Nicht alle Eltern könnten Nachhilfe finanzieren, sagte Rabe. «Hier müssen wir ordentlich vorankommen, damit wir keine Lernrückstände jetzt jahrelang herumschleppen.» Ebenfalls nötig seien im Falle von Schulöffnungen eine gemeinsame Teststrategie und ein besserer Infektionsschutz, deren finanzielle Lasten vom Bund mitgetragen werden sollen.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Birgit Stöver, warf Rabe vor, erst generell Lernrückstände an den Schulen negiert zu haben und jetzt nach dem Bund zu rufen. «Rabe sollte seine eigenen Hausaufgaben machen, anstatt lauthals nach dem Bund zu rufen», sagte Stöver.

Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen stieg am Dienstag in Hamburg um 162. Das sind 24 weniger als am Montag und 47 weniger als am Dienstag vor einer Woche, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Die Inzidenz, also die Zahl neuer Ansteckungen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche, sank von 70,0 am Vortag auf 67,6. Vor einer Woche hatte dieser Wert bei 86,3 gelegen.

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit der britischen Virusmutation ist geringer als angenommen. Sei man bislang von zwölf Fällen ausgegangen, seien es nun nur noch sieben, sagte ein Sprecher der Sozialbehörde der Deutschen Presse-Agentur. Bei einer Gesamtgenomsequenzierung habe sich herausgestellt, dass nur die bei Airbus festgestellten sieben von 21 Corona-Fällen tatsächlich der britischen Variante B.1.1.7 zuzuordnen seien. Die übrigen fünf ursprünglich der britischen Variante zugerechneten Corona-Fälle von Reiserückkehrern hätten sich dagegen nicht bestätigt.

Somit gibt es den Angaben zufolge bislang neben den sieben Fällen mit der britischen Corona-Variante einen Fall mit der südafrikanischen Mutation B.1.135 sowie eine weitere Variante mit der Bezeichnung B.1.258. Die brasilianische Variante B.1.1.28 sei bislang in Hamburg nicht nachgewiesen worden. In gut zwanzig Fällen sei noch eine Klärung anhängig. «Insgesamt spielt das Auftreten von Mutationsformen des Corona-Virus damit nach den derzeit vorliegenden Erkenntnissen bislang keine nennenswerte Rolle», sagte der Sprecher.

Senatssprecher Schweitzer betone: «Der R-Wert für Hamburg, geglättet, auf sieben Tage liegt gegenwärtig bei 0,85 und damit deutlich zu hoch.» Der R-Wert, der auch Reproduktionszahl genannt wird, gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Liegt diese Zahl unter eins, deutet es darauf hin, dass die Epidemie abflaut. Denn dann steckt ein Infizierter im Schnitt weniger als eine weitere Person an.

Die Gesamtzahl der bislang bestätigten Infektionen in Hamburg beträgt 48 054. Etwa 41 900 Menschen gelten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen als genesen. Die Zahl der seit Beginn der Pandemie an oder mit dem Virus Gestorbenen erhöhte sich laut RKI um 3 auf 1148. In den Krankenhäusern der Hansestadt wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde am Montag 353 Covid-Patienten behandelt. Auf den Intensivstationen lagen am Dienstag 75 Corona-Kranke, wie aus dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) hervorging.

Mehr lesen