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Hamburg bereitet Corona-Notbremse vor

Hamburg bereitet Corona-Notbremse vor

Hamburg bereitet Corona-Notbremse vor

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Ein Ersatz-Mundschutz liegt während des Unterrichts auf einem Federmäppchen. Foto: Matthias Balk/dpa/Symbolbild

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Erst seit Montag sind die Türen der Hamburger Schulen und Kitas wieder etwas weiter geöffnet. Doch der Corona-Inzidenzwert steigt, der Stadt droht die Rückkehr zum alten Lockdown. Die Jüngsten sollen das neue Stückchen alte Normalität aber auch dann behalten dürfen.

Angesichts weiter steigender Corona-Infektionszahlen bereitet sich der Hamburger Senat auf das Ziehen der Notbremse vor. Die Anfang der Woche gerade erst wieder geöffneten Schulen und Kitas sollen aber vorerst auch bei einer Überschreitung der 100er-Inzidenz geöffnet bleiben, sagte Senatssprecherin Julia Offen am Dienstag. Die jüngsten Lockerungen im Einzelhandel oder bei den Kontaktbeschränkungen würden aber wieder zurückgenommen, sollte die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen den Wert von 100 an drei aufeinander folgenden Tagen überschreiten.

Dann werde Hamburg die im Stufenplan zwischen den Ministerpräsidenten und der Kanzlerin vereinbarte Notbremse ziehen, kündigte Offen an. Angesichts der Zahlen sei die Lage kritisch. «Es ist durchaus möglich, dass wir in den nächsten Tagen die Inzidenz von 100 überschreiten.»

Die Gesundheitsbehörde gab die Inzidenz am Dienstag mit 90,9 an; das Robert Koch-Institut (RKI) auf anderer Berechnungsgrundlage mit 83. Während Hamburg den RKI-Wert bislang immer als rechtsverbindlich bezeichnet hatte, will man sich nun bei einer Rücknahme der Lockerungen an den nach Ansicht des Senats genaueren eigenen Wert halten, sagte Offen.

Sollte dieser stabil über 100 liegen, müsste der Handel wieder von «click & meet» (Einkauf im Laden nach Terminabsprache) zu «click & collect» (Ware darf am Laden nur abgeholt werden) wechseln. Die Kontaktbeschränkungen würden wieder auf eine Person und einen Haushalt zurückgesetzt, wobei Kinder unter 14 Jahren diesmal nicht mitgezählt werden sollen. Außerdem würden die Lockerungen beim Sport im Freien zurückgenommen. Alle Museen, Galerien, Ausstellungshäuser und zoologische und botanische Gärten müssten wieder schließen.

Gute Nachrichten gab es aus dem Impfzentrum: Einen Tag nach dem Stopp der Corona-Schutzimpfungen mit Astrazeneca wurden die Terminabsagen ab Mittwoch zurückgenommen. «Wer einen Impftermin hat, soll sich zum angegebenen Termin mit der Bestätigung im Impfzentrum einfinden», sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich. Die Impfwilligen würden die Mittel der Hersteller Biontech oder Moderna erhalten.

Die Stadt hatte am Montagnachmittag die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt und alle bereits vereinbarten Termine abgesagt, nachdem die Bundesregierung die Verwendung des Mittels wegen befürchteter Nebenwirkungen ausgesetzt hatte. Mehr als 47 000 Astrazeneca-Dosen wurden in Hamburg schon gespritzt, allerdings bisher immer nur als Erstimpfung. Da bis zur zweiten Impfung bei diesem Mittel zwölf Wochen vergehen sollen, habe man einen «guten Puffer» für die Klärung der Sicherheit des Impfstoffes, sagte Offen.

Wegen der knappen Verfügbarkeit der anderen beiden Impfstoffe sei die Terminvergabe insgesamt derzeit aber nicht mehr möglich, sagte Helfrich. Ausnahmen gebe es nur für über 80-Jährige, für die unter der Telefonnummer 116 117 auch weiterhin Termine in begrenztem Umfang zur Verfügung gestellt würden.

Die Umstellung der gesamtem Kampagne von drei auf nur noch zwei Impfstoffe beinhalte aber auch, dass die mobilen Impfungen vorerst ausgesetzt werden müssten, sagte Helfrich. Davon betroffen seien unter anderem pflegebedürftige über 80-Jährige, die zu Hause betreut werden, und Menschen mit Behinderungen. Die Entscheidung sei «schwierig, schwer und schmerzhaft» und nach sorgfältiger Abwägung getroffen worden.

Da der Impfstoff von Biontech aber ohnehin schwer zu handhaben sei, solle er zunächst nur noch im Zentralen Impfzentrum verabreicht werden und dort zusammen mit dem Moderna-Vakzin den Wegfall des Astrazeneca-Mittels ausgleichen. Helfrich zufolge werden in dieser Woche 9600 Moderna-Dosen in der Stadt erwartet. In der übernächsten Woche dann 14 000 - mehr als bisher insgesamt nach Hamburg geliefert wurden. Biontech hat für die letzten Märzwochen jeweils 23 400 Impfdosen avisiert.

Das ursprüngliche Ziel, im März 70 000 Menschen zumindest eine Erstimpfung zu verabreichen, sei trotz der Umstellung der Impforganisation nicht zu halten, sagte Helfrich. Voraussichtlich könnten nun nur gut 50 000 Impfungen durchgeführt werden.

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