Schleswig-Holstein & Hamburg

Bildungsministerin will besseren Distanzunterricht im Norden

Bildungsministerin will besseren Distanzunterricht im Norden

Bildungsministerin will besseren Distanzunterricht im Norden

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Karin Prien (CDU), Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, spricht. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

Wegen der Corona-Pandemie bekommen viele Schüler im Norden nur digitalen Unterricht. Mit 250 neuen Stellen will die Regierung für besseres Distanzlernen sorgen. Profitieren sollen alle Schulen, sagt Bildungsministerin Prien. Ein Problem will sie abstellen.

Mit neuen digitalen Konzepten, besserer Technik und 250 zusätzlichen Stellen will Bildungsministerin Karin Prien (CDU) den Distanzunterricht an Schleswig-Holsteins Schulen verbessern. «Eine Lerneinheit über Videokonferenz zum Beispiel ist ja anders aufgebaut als eine Unterrichtsstunde im Klassenraum», sagte Prien der Deutschen Presse-Agentur. Zudem erfordere das Zusammenspiel verschiedener Medien von Lehrern eine andere Unterrichtsplanung.

Zusätzlich will die Jamaika-Koalition 250 Stellen für die Pädagogik beim digitalen Lernen schaffen. Dafür ist aber noch die Zustimmung des Landtags bei der geplanten Verabschiedung des Haushalts Ende Februar nötig. Die genaue Verteilung der neuen Stellen ist noch unklar.

«Ich kann aber versprechen, dass alle Schulen und Schularten von diesen Stellen profitieren werden», sagte Prien. 120 Stellen sollen direkt an die Schulen gehen, um Lehrern Ausgleichsstunden zu ermöglichen. Für Weiterbildung der Lehrer im Bereich Informatik gibt es 40 Stellen und 90 für die Hochschulen sowie das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins (IQSH).

Wegen des bis 14. Februar verlängerten Lockdowns gibt es auch im Norden weiterhin keinen Präsenzunterricht an den Schulen. Eine Ausnahme sind die Abschlussjahrgänge. Wie lange - zumindest teilweise - noch Lernen auf Distanz nötig sei, könne derzeit niemand vorhersagen, sagte die Bildungsministerin. «Vermutlich werden aber besonders gefährdete Schülerinnen und Schüler oder solche, die mit besonders gefährdeten Familienmitgliedern zusammenleben, längerfristig Distanzunterricht benötigen.»

Prien sprach von einem «gewaltigen Transformationsprozess» der Schulen. «Naturwissenschaften, Kunst oder Musik leiden natürlich besonders unter dieser Situation.» Viele Lehrer seien jedoch sehr kreativ und bereiteten beispielsweise kleine Experimentieranleitungen für die Schüler vor oder nutzten dabei Videoschalten. «Internet-Memes wie zum Beispiel das gemeinsame Shantysingen zeigen, wie junge Leute auch über das Netz kollaborativ Musik machen.»

Prien plant bei der Rückkehr der Schüler in die Schulen vorerst mit Wechselunterricht, wobei Klassen geteilt und jeweils im Wechsel per Distanzunterricht oder im Klassenraum betreut werden. Wegen der Corona-Pandemie müssten Distanz-, Wechsel- und Präsenzunterricht mitunter zeitgleich und parallel stattfinden, sagte Prien. «Das bedeutet aber natürlich nicht, dass eine einzelne Lehrkraft dies alles parallel leisten muss.» Je nach Infektionsgeschehen müssten Schulleitungen darauf organisatorisch reagieren.

«Unser Ziel des Unterrichts nach Stundentafel ist nicht gleichbedeutend mit einem parallelen Unterrichtserteilen nach Stundenplan für alle Lerngruppen», sagte Prien. Wechselunterricht erfordere in der Distanzphase mehr eigenverantwortliches Lernen als reiner Distanzunterricht. «Dafür gibt es aber eben auch 50 Prozent Präsenzunterricht im Gegenzug.»

Schüler und Lehrer im Land klagen über technische Probleme bei Videokonferenzen. Ihnen machte Prien Hoffnung. «Die rein technischen Probleme werden nach und nach behoben», sagte sie. «Da gibt es viele Ursachen, sowohl systemseitig als auch bei den Schülerinnen und Schülern vor Ort.» Das landesweite Jitsi-System laufe «sehr stabil». Das Land habe auch den technischen Support ausgebaut.

Um Lernen auf Distanz unter erschwerten Bedingungen ging es auch am Samstag in einer Online-Fachtagung mit rund 150 Schulleitern, Lehrern, Eltern- und Schülervertretern sowie Pädagogik-Experten. Laut Prien ergab eine Kurzumfrage des IQSH mit mehr als 30 000 Teilnehmern, dass guter Unterricht weniger daran zu messen sei, «wie oft eine Videokonferenz stattgefunden hat». Vielmehr sei wichtig, dass Ziele geklärt und wie Schüler unterstützt werden.

Nach der Konferenz zog Prien eine positive Bilanz. «Wir haben in diesem ersten Fachtag zum Lernen in der Distanz einen guten Einblick erhalten», erklärte sie. Es habe viele Hinweise gegeben, zum Beispiel, wie man die Schüler trotz der Distanz zum Lernen motivieren, ihren Tagesablauf strukturieren und ihnen ein qualitativ hochwertiges Feedback geben könne. Gerade das sei in der Distanz- und Pandemie-Situation besonders wichtig. «Aber wir nehmen auch viele Hinweise darauf mit, dass die Lehrkräfte mehr Unterstützung benötigen.»

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