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Apotheken streiken in Schleswig-Holstein und Hamburg

Apotheken streiken in Schleswig-Holstein und Hamburg

Apotheken streiken in Schleswig-Holstein und Hamburg

dpa
Kiel/Hamburg (dpa/lno) -
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Ein Apothekenzeichen ist am Eingang einer Apotheke angebracht. Foto: Oliver Berg/dpa/Symbolbild

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Schnell noch ein Rezept einlösen - das wird am Mittwochnachmittag schwierig im Norden. Bei den Apotheken in Schleswig-Holstein und Hamburg wird gestreikt. Grund sind Honorarkürzungen.

Aus Protest gegen Honorarkürzungen streiken an diesem Mittwoch die Apotheken in Schleswig-Holstein und Hamburg sowie in Brandenburg und im Saarland. Sie sollen ab mittags geschlossen bleiben, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände am Dienstag ankündigte. Sie begründete dies mit anstehenden Honorarkürzungen. Die Apotheken litten unter der aktuellen Krise genauso wie viele andere, erläuterte Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in einer Mitteilung. «In dieser Situation soll nun noch das Honorar gekürzt werden. Damit läuft das Fass über.» Deshalb streikten Kolleginnen und Kollegen in den vier Bundesländern stellvertretend für den Berufsstand. Der Notdienst bleibt gewährleistet.

Das Apothekenhonorar solle trotz Inflation und steigender Kosten für Personal und Energie ab Januar 2023 um 120 Millionen Euro pro Jahr gekürzt werden, kritisierte der Verband. Dies folge aus der von der Bundesregierung geplanten Finanzreform zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung. «Die Apotheken brauchen Entlastung, keine weitere Belastung», erklärte Overwiening. «Die Apothekerschaft sendet ein klares Signal an Bundesregierung und Bundestag, dass auch über das aktuelle Spargesetz hinaus dringend ein Politikwechsel notwendig ist.» Die Arzneimittelversorgung in Deutschland müsse wieder ein stabiles Fundament bekommen.

Der Apothekerverband Schleswig-Holstein rechnet mit einer sehr regen Streikbeteiligung im nördlichsten Bundesland. Eine überwältigende Mehrheit der rund 600 Apotheken im Land werde geschlossen bleiben, sagte der Landesvorsitzende Hans-Günter Lund der Deutschen Presse-Agentur. Die Kosten für die Apotheken stiegen, die Vergütungen seit langem aber nicht. Seit Jahresbeginn hätten im Land acht Apotheken für immer geschlossen. 24 hätten in einer Umfrage angegeben, sie müssten mit spitzem Bleistift rechnen, um über die Runden kommen zu können.

«Wir gehen davon aus, dass fast alle Apotheken schließen werden», sagte der Vorsitzende der Hamburger Apothekervereins, Jörn Graue, der dpa im Blick auf die Streiks am Mittwochnachmittag in der Hansestadt. Die Apotheken hätten seit 20 Jahren keinen Inflationsausgleich bekommen, kritisierte Graue. Viele müssten angesichts der Belastungen zum Jahresende dichtmachen. «Zehn Prozent mit Sicherheit», sagte Graue. Derzeit gebe es in Hamburg 385 Apotheken.

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