Urlaub auf Sylt mit der Bahn

Zu voll und chaotisch: Das sagen Sylt-Pendler zum 9-Euro-Ticket

Zu voll und chaotisch: Das sagen Sylt-Pendler zum 9-Euro-Ticket

Das sagen Sylt-Pendler zum 9-Euro-Ticket

SHZ
Sylt
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Martina Thomsen Foto: Pischel Foto: 90037

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Sommerferien 2022: Mit dem Start des 9-Euro-Tickets befürchten viele auf Sylt einen Urlauber-Massenansturm. Sylt-Pendler sind auf die Bahn angewiesen: So blicken sie dem Start des Tickets am 1. Juni entgegen.

Sommer heißt für Viele in Deutschland auch Urlaubszeit: Für Menschen, die auf Sylt arbeiten, beginnt dann die Hochsaison. Tausende Pendler sind auf ihrem Weg zur Arbeit von und nach Sylt täglich auf die Bahn angewiesen. Mit dem Start des 9-Euro-Tickets – das ab dem 1. Juni bundesweit Reisen im Nah- und Regionalverkehr ermöglicht – befürchten Verantwortliche auf der Insel, dass die Strecke zwischen Festland und der Insel mit dem Nadelöhr Hindenburgdamm noch stärker frequentiert sein wird als üblich. Das sagen Pendler.

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Martina Thomsen blickt dem Start des 9-Euro-Tickets kritisch entgegen: „Die Situation in den Zügen ist jetzt schon grenzwertig, zum Beispiel wenn noch Schüler hinzukommen, die mit dem Schüler-Ferienticket unterwegs sind“, sagt die Arzthelferin, die in Niebüll wohnt. Sie befürchtet übervolle Züge, besonders am frühen Abend, wenn viele Pendler von der Arbeit und die Tagesgäste vom Strand kommen.

Schon in der Vergangenheit komme es in den Sommermonaten vor, dass die Bundespolizei überfüllte Züge schließt und auch Pendler so keinen Platz für ihre Fahrt nach Hause bekommen. Wer in Westerland einsteige, könne früher zum Bahnhof kommen und habe so bessere Chancen auf einen Platz im Zug, sagt Thomsen. „Schlimmer ist es für die Pendler, die auf dem Weg zum Festland erst in Keitum zusteigen.“

„Das ist eine Katastrophe, aber schon immer“, sagt Monika, die seit zehn Jahren in regelmäßigen Abständen zwischen Heide und Westerland pendelt. Der Preis sei für die Pendler allerdings unschlagbar – 9 Euro pro Monat, statt zum Beispiel 130 für eine Monatskarte zwischen Klanxbüll und Westerland, sei ein Unterschied.


Den niedrigen Preis sieht auch ein selbstständiger Handwerker positiv. Denn anders als bei einigen anderen Sylt-Pendlern, hat er keinen Arbeitgeber, der für ihn das Ticket zahlt. „Ich hoffe, die Reisenden verlagern sich auf das Wochenende“, sagt der Mann, der seit 35 Jahren zwischen Niebüll und Sylt pendelt. Er geht davon aus, dass es deutlich voller wird und fährt – wie schon jetzt – zu wenig frequentierten Zeiten.

Dass der Patz in den Zügen von und nach Sylt ab dem 1. Juni knapp wird, befürchtet auch Achim Bonnichsen auf Nachfrage von shz.de. „Ich schätze, dass wir dann überrannt werden, je nach Wetter werden viele für einen Kurzurlaub nach Sylt kommen“, sagte der Sprecher der Pendlerinitiative. Wenn der Zug voll ist, sei es auch möglich, dass er in Keitum und Morsum nicht mehr anhält und die Leute dort stehenbleiben. „Und wir Pendler haben keine Ausweichmöglichkeiten.“ Er rechnet damit, dass es in den frühen Morgenstunden noch ruhig ist, weil viele ab 8 Uhr in Hamburg starten.

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Der massive Fachkräftemangel auf der Insel könne sich durch das 9-Euro-Ticket weiter verschärfen, sagt Bonnichsen: „Wer den ganzen Tag auf den Beinen ist und dann abends noch durch den vollen Zug geschoben wird, überlegt sich eher, den Job aufzugeben.“ Der Zeitraum vom 1. Juni bis 31. August, in dem das Ticket gilt, hält er für ungünstig, „April oder Mai wären besser gewesen“. Um die Lage für die Pendler zu entspannen, hält er es für sinnvoll, dass Fahrräder im Zug in der Hauptverkehrszeit – also von 8 bis16 Uhr – nicht mitgenommen werden dürfen, oder das das Ticket dann überhaupt nicht gilt.

Vom 1. Juni bis 31. August sollen Fahrgäste mit dem von der Bundesregierung beschlossenen 9-Euro-Ticket besonders günstig unterwegs sein. Das Land Schleswig-Holstein und Nah.SH empfehlen Fahrgästen, im Sommer die besonders nachfragestarken Zeiten möglichst zu meiden und auch Fahrräder möglichst zuhause zu lassen.

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