Linksautomome

«Tag X» in Leipzig: Polizei erwartet großen Einsatz

«Tag X» in Leipzig: Polizei erwartet großen Einsatz

«Tag X» in Leipzig: Polizei erwartet großen Einsatz

dpa
Leipzig
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Graffiti «Free Lina 3.6. Tag X» an einem Wohnhaus im Leipziger Süden. Die Polizei erwartet am Samstag den größten Einsatz seit zwei Jahren. Foto: Jan Woitas/dpa

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Morgen soll das Urteil im Linksextremismus-Prozess gegen die Studentin Lina E. gesprochen werden. Die linke Szene mobilisiert für den Samstag nach Leipzig. Die Polizei erwartet dort auch gewaltbereite Personen.

Die Polizei rechnet für den linksautonomen «Tag X» in Leipzig am kommenden Samstag mit dem größten Polizeieinsatz seit zwei Jahren.

Da es auch Aufrufe zur Militanz und massive Gewaltankündigungen gebe, stelle sich die Polizei «auf ein Einsatzgeschehen mit teilweise unfriedlichem Verlauf mit hohem Schadenspotenzial» ein, teilte die Polizeidirektion Leipzig am Dienstag mit. Neben den erwarteten Aktionen der Linken stehen in Leipzig noch Großveranstaltungen wie das Stadtfest und ein Konzert von Herbert Grönemeyer an.

Als «Tag X» gilt der Samstag nach dem Urteil im Dresdner Linksextremismus-Prozess gegen die Studentin Lina E. und drei Mitangeklagte. Ihnen werden Überfälle auf mutmaßliche Neonazis sowie die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Das Urteil soll nach fast 100 Verhandlungstagen am Mittwoch gesprochen werden.

Faeser: «Kein Ziel rechtfertigt politische Gewalt»

Zum Prozessende steht die gewaltbereite linksextremistische Szene unter besonderer Beobachtung. Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern nähmen sie in den nächsten Tagen und Wochen «besonders in den Fokus und werden konsequent einschreiten, wenn es zu Straf- und Gewalttaten kommt», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Dienstag). Die Bundespolizei werde insbesondere die sächsische Polizei «mit starken Kräften unterstützen».

Das Strafverfahren stoße seit der Festnahme der Hauptangeklagten 2020 auf hohe Resonanz, sagte Faeser, die angesichts der geplanten Urteilsverkündung vor Gewalttaten der Unterstützer von Lina E. warnte. «Die Spirale von Radikalisierung und Gewalt in linksextremistischen Gruppen darf sich nicht weiterdrehen», sagte sie. «Hier sind Hemmschwellen gesunken, politische Gegner auch mit äußerster Brutalität anzugreifen.» Im demokratischen Rechtsstaat dürfe es keinen Raum für Selbstjustiz geben, völlig unabhängig davon, von wem sie ausgehe. «Kein Ziel rechtfertigt politische Gewalt.»

Linke Szene mobilisiert schon seit langem für «Tag X»

Für den «Tag X» wird in der linken Szene schon seit langem nach Leipzig mobilisiert, laut Polizei zum Teil sogar europaweit. «Bereitet euch gut vor und kommt alle nach Leipzig - gemeinsam werden wir unsere Solidarität auf die Straßen tragen», heißt es in den Aufrufen im Internet und in den sozialen Netzwerken.

«Alle der Polizeidirektion Leipzig vorliegenden Erkenntnisse lassen prognostisch den Schluss zu, dass auch gewaltbereite und gewaltsuchende Personen nach Leipzig reisen und Straftaten begehen werden», teilte die Polizei mit. Sie appellierte an Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dafür zu sorgen, dass es gewaltfrei bleibt.

Für den Samstag sei inzwischen eine Versammlung angezeigt worden. Zur Route, zu möglichen Auflagen oder gar einem Verbot könnten noch keine Angaben gemacht werden. Die Polizei stehe in enger Abstimmung mit der Stadt Leipzig als zuständiger Versammlungsbehörde.

Mehr lesen