Deutsche Minderheit

Oliver Lück erzählte von seiner Reise mit dem Bulli durch Europa

Oliver Lück erzählte von seiner Reise mit dem Bulli durch Europa

Oliver Lück erzählte von seiner Reise durch Europa

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Apenrade/Aabenraa
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Oliver Lück neben dem Titelbild von seines Buches „Zeit als Ziel“ Foto: Privat

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Bei einem Vortrag in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade hat Autor Oliver Lück über Orte mitten in Europa gesprochen, wo man das Bier mit Gold bezahlt und wo korrupte Polizisten abkassieren. Mit seinem Bulli hat er sich auf große Reise begeben. Daraus ist auch ein Buch entstanden.

Oliver Lück hat bisher zwei Bullis verschlissen – einen gelben und dann einen roten – und fährt jetzt mit dem dritten, einem blauen, der schon den dritten Motor drinhat, durch Europa. Der Journalist, Fotograf und frühere Fußballspieler hat nach einer Reise rund um die Welt mit Erstaunen entdeckt, dass er zwar in Angola war, aber nicht in Frankreich.  Er kannte Vietnam, aber nicht Lettland. Das hat er entschlossen geändert, wie er am Dienstagabend in der Deutschen Zentralbücherei lebhaft und anschaulich erzählte, untermalt mit vielen Bildern und passender Musik.

Ohne Navi und Handy unterwegs

Ohne jede Hilfe aus dem Weltraum, sprich ohne Navi oder Handy, nur mit einer sich als nutzlos erweisenden Karte ausgestattet, ist er durch Europa gefahren. Zuerst allein mit seinem Hund Locke, der auf der langen Reise vom Welpen zum Senior wurde. Später kam die Familie hinzu, und mittlerweile drängen sich fünf Lücks in einem Bulli, der aber jetzt über ein Dachzelt und – wenn es ganz luxuriös wird – ein großes Vorzelt verfügt.

Gar nicht im Sinne des Autors: Aus dem Ort ist ein Touristenmagnet geworden. Foto: Privat

Lück zeigte mit dem Coverbild seines Buches (und Lebensmottos) „Zeit als Ziel“ sowie einem Bild vom selben Ort zehn Jahre später, wie schnell die Veränderung einsetzt. Wo vorher stundenlang andächtige Stille in einer fantastischen Allee in Nordirland herrschte, drängen sich jetzt die Massen, denn die Allee tauchte in „Game of Thrones“ auf. Schluss war mit der Ruhe.

Langsame Art zu reisen

Als Bulli-Reisender ist Oliver Lück gemächlich unterwegs. „Man ist nicht schnell, das ist das Plus am Bus“, berichtete er und betonte, wie wichtig es ist, immer mal wieder richtig abzubiegen – so zum Beispiel in Lettland. Dort bog er statt nach rechts links ab und landete bei Biruta Kerve, die aus allem Plastikmüll und Treibgut, das das Meer anschwemmt, Kunst schafft und nebenbei Flaschenpost sammelt. Die wiederum brachte Lück in Kontakt mit vielen anderen Menschen rund um die Ostsee, woraus schlussendlich das Buch „Flaschenpostgeschichten“ wurde, denn der Journalist ist ein Geschichtensammler.

Jeder Weg führt schlussendlich zu Menschen und damit zu einer neuen Erzählung. Das galt auch für die enorm wortkargen Finnen, die ihr Bier in der Kneipe mit dem Gold bezahlen, das sie – unter Verletzung der Erde – aus dem Boden geschürft hatten. Es kommt in seinen Berichten „Neues vom Nachbarn – 26 Länder, 26 Menschen“ auch der korrupte Polizist aus der Slowakei vor, der sich ein Zusatzeinkommen mit angeblichen Geschwindigkeitsübertretungen sichern wollte. Nicht alle Begegnungen waren welche der netten Art, aber sehr viele. Und sie gaben den Stoff für viele Texte – ob Bücher, Kolumnen auf „Spiegel online“ oder im „Geo“.

Oliver Lück vermittelte den begeistert mitfolgenden Gästen den Eindruck, dass sie jetzt am besten selbst aufbrechen sollten, um ihr wildes spannendes Europa kennenzulernen – ohne Hast, ohne festes Ziel, aber begleitet von dem Wunsch, Menschen zu treffen und Geschichten zu erfahren.

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