Gewerkschaft warnt

Kinder werden zu oft krank im Kindergarten abgegeben

Kinder werden zu oft krank im Kindergarten abgegeben

Kinder werden zu oft krank im Kindergarten abgegeben

Kopenhagen/Nordschleswig
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Foto: dpa

Immer öfter werden Kinder krank im Kindergarten abgegeben. Die Gewerkschaft FOA sieht darin eine problematische Entwicklung. Forscher fordern mehr freie Tage für Eltern im Krankheitsfall des Kindes. Florian Born, Leiter der Deutschen Kindergärten in Sonderburg, sieht hingegen keine Probleme.

Immer öfter werden Kinder krank im Kindergarten abgegeben. Die Gewerkschaft FOA sieht darin eine problematische Entwicklung. Forscher fordern mehr freie Tage für Eltern im Krankheitsfall des Kindes. Florian Born, Leiter der Deutschen Kindergärten in Sonderburg, sieht hingegen keine Probleme.

Viele Kinder kommen krank in den Kindergarten. Drei von vier Angestellten in Betreuungseinrichtungen nehmen mindestens ein Mal im Monat Kinder entgegen, die so krank sind, dass sie den Erziehern zufolge ihr Zuhause nicht hätten verlassen dürfen; ein gutes Drittel des befragten Personals erlebt dies mindestens einmal die Woche. Dies berichtet die Zeitung Politiken vor dem Hintergrund einer Untersuchung, die das Gewerkschaftsblatt FOA unter 975 Mitgliedern  durchführte, die in Betreuungsinstitutionen arbeiten. 

Nach den Worten von Professor Thomas B. Boje, der auf dem Gebiet Arbeitsmarkt, Familie und Kinderbetreuung an der Universität Roskilde arbeitet, sollten bestehende Regelungen geändert werden, sodass Eltern der kranken Kinder wegen mehr als die gängigen zwei Tage der Arbeit fernbleiben können.  Gegenüber Politiken stellt er  fest: „Wir wissen alle, dass wenige Kinder  einen Tag krank sind.  Eltern sollten das Recht haben, zu Hause zu sein, bis das Kind wieder gesund ist.  Die Ansteckungsgefahr ist groß, was das Problem weiter verstärkt. Wir brauchen neue  Bestimmungen.“ Er fügt hinzu:  „Eine realistische Anzahl wären in Dänemark 10 bis 15 Krankheitstage für Kinder pro Erwachsenen bei vollem Lohn. Dies wäre angemessen in einer modernen Gesellschaft wie der unseren (...).“

Veränderte Lebensmodelle der Eltern

Dennis Kristensen sieht die Ergebnisse der Untersuchung als äußerst problematisch an; der Vorsitzende der Gewerkschaft  FOA weist zudem auf die veränderten Lebensmodelle hin. Eltern und Verwandte können weit entfernt leben, was gerade bei alleinerziehenden Arbeitnehmern das Problem verstärke.  Seine Kollegin, die Gewerkschaftssekretärin Helena Mikkelsen, gibt aber an, FOA wünsche keine gesetzlich festgelegte Zahl  von Tagen. Stattdessen sollten Arbeitgeber Vertrauen darin haben, ihren Angestellten so viele Krankheitstage für die Kinder zuzugestehen, wie die Eltern benötigen, abhängig davon, was den Kindern fehlt. 
Kinderministerin Mai Mercado (Konservative)  lehnt eine Einmischung des Staates ab; sie verweist auf die Sozialpartner: „Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben eine Verantwortung, flexible Lösungen zu finden, wenn Kinder krank sind. Ich glaube aber nicht, dass es eine einfache Lösung gibt, die zu allen  Situationen passt“, sagt sie zu Politiken.  

Michael Ziegler (Konservative), Vorsitzender des Lohn- und Personalausschusses im Landesverein der Kommunen, ist mit den bestehenden Regeln zufrieden. Rufen Erzieher bei den Eltern der Kinder an, dann berichten diese freimütig, sie würden keine andere Möglichkeit  sehen, als das kranke Kind im Kindergarten  unterzubringen.  Dies zumindest gab jede fünfte der befragten Personen an. Eine weitere Untersuchung unter den Gewerkschaftsmitgliedern zeigt FOA zufolge  auch, dass die Mitglieder als Eltern ebenfalls in die Situation geraten waren, ein krankes Kind  in der Betreungsstätte unterzubringen. 43 Prozent sagten, sie hätten mindestens einmal im vergangen Jahr so gehandelt. 42 Prozent hatten sich selbst krank gemeldet, um das Kind zu umsorgen. 

Im Zweifel

Florian Born, Leiter der Deutschen Kindergärten Sonderburg, kann nicht erkennen, dass dieses Problem besteht. Für ihn stellt sich die Situation weit weniger dramatisch dar. Dass wirklich kranke Kinder abgegeben werden, kann er nicht nachvollziehen. Wohl komme es seiner Erfahrung nach vor, dass ein Kind nicht ganz auf dem Damm sei, dann aber würden die Pädagogen mit langjähriger Erfahrung immer ein Auge auf dieses Kind haben und es mittags schlafen legen, wenn eine Pause notwendig ist.  „Sind die Erzieher der Meinung,  das Kind muss nach Hause, werden die Eltern angerufen“, so Born. Was er sieht, ist, dass Eltern beim ersten Kind im Zweifel sein können, ob das Kind wirklich krank oder „nur“ nicht ganz gesund ist.  Anders als in früheren Zeiten könnten heute die erfahrenen Großeltern oft nicht zu Rate gezogen werden, da sie weit weg wohnen. „Eltern können im Zweifel sein, wir schauen dann, wie sich das Kind tagsüber macht.“

In Dänemark gibt das Angestelltengesetz (Funktionærsloven) keine zeitlichen Regelungen im Krankheitsfall eines Kindes vor. Es ist an den Tarifparteien, eine solche zu finden.  


 

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