Kulturgeschichte

Zwei strahlende Goldstücke im dunklen Museumskeller

Zwei strahlende Goldstücke im dunklen Museumskeller

Zwei strahlende Goldstücke im dunklen Museumskeller

Tondern/Tønder
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Da staunten die Gäste, auf dem Foto Tuk Andreasen, Vorsitzender des Freundeskrieses der Tonderners Museums und Satadtratsmitglied Anita Uggerholt Eriksen. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Im Tonderner Museum wählte man den sichersten Raum für die Präsentation der Goldenen Hörner. Einbrecher würden beim Einstieg „benebelt“. Ausstellung läuft am Freitag.

Im kulturhistorischen Museum in Tondern wurde der vor Einbrechern sicherste Raum ausgewählt, um die Goldenen Hörner von Gallehuus (Gallehus) zu präsentieren.

Seit Februar ist der nordschleswigschen Museumsverband (Museum Sønderjylland) im Besitz der kostbaren Fundstücke, die ihm von Janni Spies geschenkt wurden. Ihr Mann Simon, der legendäre Reisekönig, hatte sich eine Kopie der goldenen Hörner im reinsten Gold anfertigen lassen. Sieben Kilogramm schwer mit einem Wert von rund drei Millionen Kronen. Janni Spies hatte selbst vorgeschlagen, dass die Hörner nach Tondern gehörten.

Der Direktor des Museumsverbands, Alex Johnsen, bei der Begrüßung Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Museumsdirektor Alex Johnsen erklärte auf Anfrage, dass die Hörner nicht das kostbarste Exponat im Besitz des Museumsverbands sei. Man besitze einige teurere Gemälde. Die aber nicht derart gesichert worden sind wie die neuen „Edelmetall-Stars“ in Tondern. Bekannte Kunstwerke sind schwer umsetzbar. Die goldenen Hörner könnten, wie bei den Originalen eingeschmolzen werden.“

Recht unspektakulär ist der Eingangsbereich zur Hörner-Ausstellung. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Finn Johannsen, Ausstellungshandwerker des Museums, erklärte, dass er nicht jede Nacht Wache schieben müsse, um auf die Hörner aufzupassen. „Das überlasse ich der Technik. Der Einbruchsalarm, der mit einer Nebelfunktion ausgestattet ist, wird sofort ausgelöst. Im Lauf weniger Sekunden sieht man die Hand vor Augen nicht. Das haben wir getestet“, so Johannsen. Über eine solche Sicherheitsanlage verfügte der dänische König Christian IV. natürlich nicht, aus dessen Kunstkammer die Hörnern 1802 von Goldschmied Niels Heidenreich gestohlen, eingeschmolzen und zu Schmuck verarbeitet wurden.

Historiker zeichnete Originale

Dass sie rekonstruiert werden konnten, ist dem Historiker Ole Worm zu verdanken, der 1641 Zeichnungen der beiden Kunstschätze von einem Gewicht von 6,8 Kilogramm machte. Außerdem wurden ein Holz- und Kupferschnitt angefertigt.

Die Originale sind vermutlich aus eingeschmolzenen Goldmünzen aus dem Römisch-Byzantinischen Reich gefertigt worden. In der Eisenzeit nutzte man im Norden diese als Goldquelle.

Mit dem Umschmelzen ging der Mythos der Hörer verloren, sagte Alex Johnsen, und erzählte vom sagenhaften Weg der Hörner in den Besitz der Museen.

Nicht Opfer der versteckten Kamera

Er sei kurz nach seinem Dienstantritt beim Museumsverband von einer Person angerufen worden, der sich als Rechtsanwalt von Janni Spies vorstellte. „Er versicherte mir, dass ich nicht Opfer der versteckten Kamera würde, als er mir erzählte, dass seine Mandantin dem Tonderner Museum die goldenen Hörner ihres Mannes schenken wolle. Sie hatte diese nach seinem Tod mit nach Hause genommen und im Keller gelagert. Sie fühlte sich aber unwohl, auf so viel Gold zu schlafen, erzählte mir der Anwalt.“

Wissenschaftler glauben, dass die Hörner zuzeiten der Völkerwanderung als Opfergabe an die Götter vergraben wurden, als es zu einem großen Vulkanausbruch kam, der die Sonne verdunkelte.

Die Archäologin Pernille Kruse erzählte bei der Ausstellungseröffnung von der möglichen Entstehung der Goldenen Hörner. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Die Archäologin Pernille Kruse, die sich als Eisenzeitexpertin besonders für Reste vorgeschichtlicher Siedlungen interessierte, bestätigte diese Annahme. Im Jahr 536 und in den folgenden Jahren sei es zu vielen Vulkanausbrüchen gekommen. Und es sei sehr kalt gewesen. Der Tageszyklus wurde jäh gebrochen.

„Als ich die Hörner zum ersten Mal in Händen hatte, empfand ich es als etwas ganz Besonders, auch wenn es nur Kopien waren. Diese Hörner wollen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen“. Es könnte noch mehr Hörner im Erdreich schlummern.  Daher forderte Kruse alle Hobbyarchäologen auf, sich mit dem Metalldetektor auf die Suche zu machen, aber dem Museum Bescheid geben sollten, wenn sie fündig würden.

Passend zum Ausstellungsthema: Die Gäste konnten aus einem prall gefüllten Füllhorn zugreifen. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Sie werden in einem abgedunkelten Raum im Kellergeschoss des Museums präsentiert, was die mit den Hörnern umwobenen Mystik noch erhöht.

Wunderschön strahlen sie aus dem Dunkeln den Museumsgästen entgegen, die fast ihre Nasen an den Glasschaukasten drückten, um die Verzierungen genauer studieren zu können. Sie zückten auch schnell ihre Handys und wollten die „guten Stücke“ zumindest auf einem Foto ihr Eigen nennen dürfen.

 

Das Bild von Jane Rahbek Ohlsen täuscht: Es gibt nur zwei Goldene Hörner. Foto: Jane Rahbek Ohlsen
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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
Hannah Dobiaschowski Projekte / Marketing
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