Keine gewöhnlichen Feriengäste auf Röm sollen an die Wasserschläuche gebeten werden, sondern ausgebildete Feuerwehrleute. Wenn sie sich privat auf Röm aufhalten, bittet die Bereitschaftsbehörde „Brand og Redning Sønderjylland“ sie, sich bei Einsätzen auf der Insel zu beteiligen. Denn dort haben es die Feuerwehrleute schwer, neue Mitglieder zu finden. Es herrscht Personalmangel.

Das berichtet der Bereitschaftschef für die Kommunen Tondern (Tønder), Apenrade (Aabenraa) und Hadersleben (Haderslev), Holger Rostgaard Andersen.

Einer für alle, alle für einen

„Wir haben ungefähr 850 Feuerwehrleute. Viele von ihnen besitzen ein Sommerhaus auf Röm. Ich habe keinen Zweifel, dass unsere Zielgruppe mitmachen wird, wenn ihre Hilfe benötigt wird. Mehrere haben sich schon gemeldet. Das spricht für ihre Mentalität“, freut sich Rostgaard Andersen.

Denn das Motto: „Einer für alle, alle für einen“, gelte noch, meint der operative Chef der Bereitschaft, Henrik Saaby Nielsen. Auf Röm würde man mit Plakaten und bei einer Aktion in Lakolk versuchen, neue Mitglieder zu werben, erzählt der Chef der Bereitschaft.

Die mit Freiwilligen besetzten Wehren teilen das Problem mit anderen Kolleginnen und Kollegen in anderen Teilen des Landes, genügend Mannschaft mustern zu können. Im Falle Nordschleswigs erfordert der Einsatz eine freiwillige, unentgeltliche Bereitschaft.

Auslagerung von Arbeitsplätzen

Warum mangelt es an Einsatzkräften? Holger Rostgaard Andersen nennt einen Grund. „Die Arbeitsplätze verschwinden dort, wo die Feuerwehrleute leben. So haben sie heute längere Anfahrtswege zur Wache und zu Einsatzorten, wenn sie während der Arbeit alarmiert werden“, erläutert Rostgaard Andersen. Auch die generelle Haltung, dass Familie und Job ausreichten, spiele vermutlich eine Rolle.

Ein großer Vorteil sei es, dass sich seit einigen Jahren auch Frauen zu Feuerwehrleuten ausbilden lassen. „Frauen sind genauso gute Feuerwehrleute wie Männer. Daher hat sich der Mythos überlebt, dass das Feuerlöschen Männersache ist“, sagt Holger Rostgaard Andersen.

Auf Röm mit den 540 Einwohnerinnen und Einwohnern wird und muss kreativ gedacht werden, um sich selbst, aber auch die vielen Feriengäste schützen zu können. So sind freiwillige Bürger zu Assistenten ausgebildet worden. Sie besetzen bei Sturmflut die Quartiere für Evakuierte. Bei dieser wetterbedingten Gefahrenlage gehören die Feuerwehrleute seit Jahrzehnten zur Sturmbereitschaft.

Hilfe zur Selbsthilfe

Ein drittes Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe auf Röm: Insulanerinnen und Insulaner haben sich ausbilden lassen, bei Unfällen lebenswichtige Erste Hilfe noch an der Unfallstelle leisten und zum beispielsweise einen Defibrillator bedienen zu können, bis ein Krankenwagen eintrifft. Diese Freiwilligen sind die Ersten an der Unfallstelle. Auch diese Initiative wurde von der Feuerwehr angeschoben.

Die Arbeit der Feuerwehren bezieht sich nicht nur auf das Feuerlöschen und Rettung von Menschen, Tieren sowie Hab und Gut. Auch Klimaveränderungen mit viel Hochwasser und Überschwemmungen (als Beispiel nennt Rostgaard Andersen die Überschwemmungen am Kjelstruper Strand in der Kommune Hadersleben) erfordert ihren Einsatz.

Zudem hat der Krieg in der Ukraine die Feuerwehren vor neue Aufgaben gestellt. Sie beteiligten sich unter anderem am Aufbau des Empfangszentrums an der Grenze und haben Uniformen und Material in das von Russland überfallene Land geschickt. Die Feuerwehren entlang der Grenze arbeiten auch grenzüberschreitend mit deutschen Kollegen zusammen.

Lob vom Vorsitzenden der Bereitschaftskommission

Die Stadträte der beteiligten Kommunen müssen den Einsatzplan für 2022 gutheißen. Das wurde er kürzlich auch mit lobenden Worten von Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) im Tonderner Stadtrat getan. Popp Petersen ist Vorsitzender der Bereitschaftskommission. „Wir verfügen über eine richtig gute und sehr kostengünstige Bereitschaft.“