Kommunalpolitik

Parteien schütteln den Kopf: Unseriöse Wahlprognose

Parteien schütteln den Kopf: Unseriöse Wahlprognose

Parteien schütteln den Kopf: Unseriöse Wahlprognose

Tondern/Tønder
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Händeschütteln im Tonderner Rathaus vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses (Archiv) Foto: Elise Rahbek

Keinen Pfifferling geben die politischen Parteien im Tonderner Stadtrat für eine interne Wahlprognose, die ein Meinungsinstitut für die Landesorganisation von Venstre erstellt hat. Demzufolge gewinnt die Schleswigsche Partei ein drittes Mandat.

Es war eigentlich nur für den internen Gebrauch für den Kreisvorstand von Venstre (V) in der Kommune Tondern gedacht. Dennoch wurde eine von der Landesorganisation bei einem Meinungsinstitut in Auftrag gegebene Prognose für die Kommunalwahl im November 2021 im Neujahresgruß an alle Venstre-Mitglieder verschickt.

Venstres Eigentor

Sogar in Venstre-Kreisen wird mit dem Kopf geschüttelt und die Unseriösität dieser Prognose kritisiert. „Das ist ein Eigentor für die eigene Partei. Ich hätte gehofft, dass sie nie an die Öffentlichkeit gekommen wäre“, so ein Venstre-Mitglied, das anonym bleiben will.

Der Vorsitzende der Schleswigschen Partei, Christian Andresen, gibt nicht viel auf die Prognose. „Sie ist nicht viel wert, wenn nicht einmal alle Parteien und Listen, die in der Kommune Tondern kandidieren, in der Prognose berücksichtigt werden“, erklärt Andresen.

So ist die neue Tønder Listen von Bürgermeister Henrik Frandsen überhaupt nicht erwähnt, könnte aber in der Kategorie „Andere“ mit zwei Mandaten versteckt sein, da sie als offizielle Partei noch nicht vom Stadtrat gutgeheißen worden ist.

Aufgrund der ganzen Unruhe im Stadtrat, besonders bei Venstre, heißt unser Wahlziel auch der Gewinn des dritten Mandats.

Christian Andresen, Vorsitzender der Schleswigschen Partei in der Kommune Tondern

Der Schleswigschen Partei wird laut Prognose der Gewinn eines dritten Mandats vorausgesagt. „Aufgrund der ganzen Unruhe im Stadtrat, besonders bei Venstre, heißt unser Wahlziel auch der Gewinn des dritten Mandats“, erklärt der Christian Andresen optimistisch. Dies verdiene man auch, wenn ordentliche Politik geführt werde, und das tue die SP.

Gespannt verfolgt die Wählerschaft der Schleswigschen Partei die Stimmenauszählung im Tonderner Rathaus bei der Kommunalwahl 2017. (Archiv) Foto: Elise Rahbek

In seinem Neujahrsgruß in der Parteizeitung Venstre-Posten freut sich der Kreisvorsitzende Kim Tygesen, dass Venstre laut Prognose auch nach der Wahl größte Partei des Tonderner Stadtrats bleibt. Bei der Wahl erzielte die Liste V 15 Mandate, 2021 sollen es 12 sein. Nach den Querelen und dem Parteiaustritt von sechs hochrangigen Politikern ist die V-Fraktion auf neun Mitglieder geschrumpft. Reell gesehen entspricht das prognostizierte Ergebnis einem Verlust von drei Mandaten. Der amtierende Fraktionsvorsitzende der Partei im Tonderner Stadtrat, Preben Linnet, wollte die Prognose nicht kommentieren.

Die Mandatsverteilung laut Venstre-Prognose (in Klammern die jetzige Mandatszahl):

Venstre: 12 (9), Sozialdemokraten: 6 (7), Schleswigsche Partei: 3 (2), Konservative: 2 (2), Andere: 2 (0), Dänische Volkspartei: 1 (2), SF: 1 (1), Bürgerliste: 1 (1), Liberale Allianz: 1 (1), Neue Bürgerliche 1 (0). Die Tønder Liste hat seit Oktober 2020 sechs Sitze im Stadtrat. Es wird mit einer statistischen Unsicherheit in der Größenordnung +-4,9 Prozent gerechnet.

 

Neue Bürgerlichen in den Stadtrat

Den Sozialdemokraten wird ein Mandatsgewinn auf sieben Mitglieder zugetraut, und die Neuen Bürgerlichen sollen mit einem Mandat neu in den Stadtrat einziehen. Eine Behauptung des einen Mandats wird der Bürgerliste zugetraut, obwohl sich diese auch aufgrund der Venstre-Streitigkeiten sowohl lokal als auch landesweit mehr verspricht. Mehrere Parteien erhoffen sich aufgrund der parteiinternen Querelen bei der Liste V Stimmenzugewinne.

Bürgermeister Henrik Frandsen (damals noch Venstre) und der 1. Vizebürgermeister Bent Paulsen (DF): Bei der Wahl 2021 tritt Frandsen für die neue Tønder Liste an, Paulsens Partei droht eine heftige Wahlniederlage. (Archiv) Foto: Elise Rahbek

SF soll auch das eine Mandat verteidigen können, während die Einheitsliste ihr Mandat verlieren wird. Wie im Landestrend soll die Dänische Volkspartei (DF) ein schlechtes Ergebnis bei der Wahl am November bevorstehen. Die DF-Fraktion, die nach dem Austritt von Harry Sørensen, der seine politische Laufbahn bei den Konservativen fortsetzt, auf zwei Sitze verkleinert wurde, soll künftig nur noch mit einer Stimme im Stadtrat vertreten sein. Dafür soll Sørensens neue politische Plattform die jetzigen zwei Mandate halten.

Obwohl der Liberalen Allianz seit der jüngsten Folketingswahl eine ungewisse Zukunft bevorsteht, soll der jetzt mit Claus Hansen besetzte Sitz behauptet werden.

 

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