Röm

Kongsmark-Projekt: Sommerhausbesitzer zeigt Popp & Co. an

Kongsmark-Projekt: Sommerhausbesitzer zeigt Popp & Co. an

Kongsmark-Projekt: Sommerhausbesitzer zeigt Popp & Co. an

Tondern/Tønder
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Die neuen Ferienhütten/-häuser in Kongsmark sind vielen ein Dorn im Auge. Foto: Karin Riggelsen

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Unter anderem Tonderns Bürgermeister und seinem Vorgänger Henrik Frandsen werden Amtsmissbrauch und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Bei der Stadtratssitzung zog der SF-Abgeordnete Bjarne Lund Henneberg seinen Antrag zurück.

Es brodelt weiter und nicht zu wenig. Im Zuge des Kongsmark-Bauvorhabens auf Röm (Rømø) hat ein Sommerhausbesitzer jetzt Anzeige bei der Polizei erstattet. Er meint, dass sich unter anderem Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei), sein Amtsvorgänger Henrik Frandsen (Tønder Listen), dessen Parteikollege Bo Jessen und Kommunaldirektor Lars Møldrup wegen mehrerer Vergehen schuldig gemacht haben.

Schwere Versäumnisse, Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft wirft Peter Jensen Gad, früher Bürger der Kommune Tondern, jetzt Kolding, den Politikern und dem Spitzenbeamten der Kommune Tondern vor, schreibt „JydskeVestkysten“.

Sommerhausbesitzer seit mehr als 50 Jahren

Jensen Gad besitzt seit mehr als 50 Jahren ein Sommerhaus in Lakolk auf Röm. Mit seiner Anzeige wolle er weitere große Bauvorhaben auf Röm mit Rücksicht auf die Natur bremsen. Er hofft, dass 24 der 36 im Bau befindlichen Ferienhütten/-häuser abgerissen werden. Der Bauunternehmer müsse mit einer Geldbuße und die Politiker mit einer Rüge bestraft werden. Nicht weniger als 15 mutmaßliche Verstöße hat er in seiner Anzeige angeführt, schreibt „Jydske Vestkysten“.

 

Die Feriendomizile

  • In diesem Monat sollen die ersten der 36 Häuser fertig sein, in die als Kapitalanlage investiert werden kann.
  • Sie sind 80 Quadratmeter groß, bieten 8 Schlafmöglichkeiten und sind komplett ausgestattet. 
  • Erdgeschoss: 2 Schlafzimmer, Küche, 2 Bäder, Waschmaschine und Trockner, Außenwhirlpool und Außendusche, großer Wohnraum, Terrasse.
  • Dachgeschoss/Spitzboden: Das Dachgeschoss bietet zwei Dachböden, entweder für weitere Schlafmöglichkeiten oder zum Spielen.
  • Einen Vermietungsservice für die Häuser steht den potenziellen Erwerberinnen und Erwerbern über den Dienstleister DanCenter zur Verfügung.
  • Bei einer Auslastung von 36 Wochen beträgt die Rendite ungefähr 5 Prozent, schreibt die Firma Robert C. Spies in ihrem Verkaufsmaterial.

 

Ein weiterer Verstoß sei, dass die Kommune Tondern mit diesem Projekt dazu beitrage, eine dänische Sonderregelung zu untergraben, so der Sommerhausbesitzer. Per Gesetz ist der Hauskauf von Ausländern in Dänemark nur erlaubt, wenn sie ins Königreich ziehen und dort ihren ersten Wohnsitz haben.

 

Untergrabung des Sondergesetzes

Die gegnerische Seite des Kongsmark-Projekts befürchtet, dass es erst der Anfang sei, das Sondergesetz zu untergraben. Wer lange genug als Kapitalanlage ein Sommerhaus besitze, könne nach einigen Jahren, mit einer gewissen Zugehörigkeit zum Land, ein „richtiges“ Feriendomizil in Dänemark kaufen, das keinem Hotelkonzept unterliegt. Nach einem solchen Modell darf eine Investorin oder Investor das Haus nur fünf Wochen im Jahr nutzen. In der übrigen Zeit muss das Haus vermietet werden. Nach diesem Modell wird in Kongsmark verfahren. Auch das geplante Badehotel in Havneby soll so finanziert werden.

Zum Preis von drei Millionen Kronen werden die Sommerhäuser verkauft. Foto: Karin Riggelsen

Jørgen Popp Petersen wollte am Freitag die Anzeige nicht kommentieren, meinte aber: „Es ist traurig, dass ein paar wenige Bürgerinnen und Bürger die Stimmung durch unangemessene Rhetorik und Argumentation vermiesen, für die es keinen Halt gibt. „Es werden die wildesten Behauptungen aufgestellt“, meinte der Bürgermeister.

Kein Hotelprojekt im herkömmlichen Sinne

Kürzlich wirkte er als Interviewpartner in einem Beitrag eines dänischen Podcast-Senders mit. Thema war auch dort das Kongsmarker Projekt. Im Podcast räumte Popp ein, dass das Bauvorhaben nicht einem herkömmlichen Hotelkonzept entspreche. Die Kommune sei nicht schuld, dass sich auf diese Weise ein Kauf eines Sommerhauses durch Ausländer machen lassen ließe. Das wären ganz andere Instanzen. Auch die Kontrolle, dass sich die Käuferschaft infolge der Auflagen tatsächlich nur fünf Wochen im Jahr in den Sommerhäusern aufhält, sei keine Aufgabe der Kommune.

Investitionspotenzial in Dänemark

An solchen Projekten werde in ganz Dänemark gearbeitet, nicht nur auf Röm, erklärte Popp Petersen. Das bestätigt auch die Hamburger Immobilienfirma Robert C. Spies, in deren Hand der Verkauf der 36 Ferienhütten/-Häuser auf Röm an Deutsche liegt. Auf ihrer Homepage erklärt sie, dass immer mehr deutsche Unternehmen das Investitionspotential von Projektentwicklungen in Dänemark und auch deutsche Touristinnen und Touristen entdecken.

 

Der Grund: es ziehe die Deutschen aufgrund der sehr guten Erreichbarkeit, dem Naturerlebnis sowie sportlichen Lebensstil der dänischen Bevölkerung zunehmend dorthin. Neben Röm berate und vermittele zurzeit weitere touristische Entwicklungen an der dänischen Westküste sowie auf den Inseln Møn und Lolland, heißt es auf der Homepage von Robert C. Spies Nordics.

 

SF macht Rückzieher

Dieses neue Kapitel in der Kongsmark-Affäre veranlasste Stadtratsmitglied Bjarne Lund Henneberg auf der Ratssitzung am Donnerstagabend, seinen Vorschlag zurückzuziehen, damit er zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden kann. Der Vertreter der Sozialistischen Volkspartei (SF) hatte die Durchführung eines weiteren Bürgertreffens vorgeschlagen.

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