Kultur
Keine Lektüre für zarte Seelen
Keine Lektüre für zarte Seelen
Keine Lektüre für zarte Seelen
Studienrat Michael Longerich arbeitete hart „vor der Geburt seines vierten Kindes.“ Ende der Woche präsentierte er sein „Baby“ an seinem Arbeitsplatz im Tonderner Gymnasium, als er seinen ersten Roman „Immer wieder“ vorstellte.
Er ist Vater von drei mittlerweile erwachsenen Söhnen. Sein viertes Kind sieht anders aus als die Geschwister, ist viereckig, und die Schwangerschaft, die er und nicht seine Frau austrug, dauerte weit länger als neun Monate. Den Nachwuchs brachte er im vergangenen Jahr zur Welt. Ende der Woche präsentierte Michael Longerich sein „Baby“ an seinem Arbeitsplatz im Tonderner Gymnasium, als er seinen ersten Roman „Immer wieder“ vorstellte.
Viele Jahre knackte der aus Freiburg gebürtige Studienrat an seinem Buch, das die fiktive Geschichte eines jungen Paares erzählt, als sich die Situation in Bosnien im Jahr 1989 vor Kriegsbeginn im früheren Jugoslawien zuspitzt. Das Paar und sein kleiner Sohn leben in einer kleinen Stadt, in der es neben der muslimischen Mehrheitsbevölkerung auch Serben und Kroaten gibt.
Doch der Krieg macht aus Freunden und Nachbarn plötzlich Feinde. Die Eheleute flüchten mit ihrem Sohn über Österreich nach Dänemark. Doch die Erinnerung an die Heimat und die Erlebnisse lassen sie nicht los. Der Geschichts- und Deutschlehrer hatte beim Zugang seines Buches eine merkwürdige Herangehens-weise. Er fing mit einem Kapitel mitten im Buch an. Er kannte den Anfang, aber nicht das Ende. Schon seit den 90er Jahren wollte Longerich über die Konflikte im früheren Jugoslawien schreiben. Den Stoff dazu fand er in den Erzählungen der Klassenkameraden seiner Söhne und der Schüler des Gymnasiums, als die ersten Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet nach Dänemark und damit auch nach Tondern kamen.
Die erste ernsthafte Ideenphase begann im Juli 2013, aber er zweifelte, ob er sich auf das Wagnis einlassen wollte.
Eine Beerdigung erster Klasse
Im Eigenverlag sollte der Roman auf keinen Fall herausgegeben werden. „Das wäre wie eine Beerdigung erster Klasse“, so Longerich. Immer wieder wurden lange Pausen eingelegt. Oft nach Ferien gab es einen neuen Schub zum Schreiben, erzählt der Lehrer, der schon Kurzgeschichten verfasst hatte, um sich im Schreiben zu üben. Einige seien sogar herausgegeben worden, meint er verschmitzt.
Nach den Skiferien im Februar 2016 sollte es sein: Bis Juli wurden die ersten 175 Seiten geschrieben, die letzten 90 vor April 2017, beschreibt er den langen Prozess bis zum fertigen Buch. Als das Manuskript dann Mitte Juni vorlag, erfüllte ihn dies mit Zufriedenheit. Das Kind war geboren. Entsprechend langatmig war auch die Suche nach einem Verlag. 55 erteilten ihm eine Absage, bis er einen kleinen Verlag in Bonn fand, der nicht sehr viele Bücher im Jahr herausgibt.
Für ihn habe Titel „Immer wieder“ – die Gedanken bei seinen Hauptfiguren kehren immer wieder – von Anfang an festgestanden. Frei nach dem Motto der Bremer Stadtmusikanten „Etwas Besseres als den Tod findest du überall“ ließ er seine beiden Protagonisten auf die Flucht gehen, die in Dänemark endete, aber nicht mit einem Happy End. „Das Buch eignet sich aufgrund seiner Handlung nicht als Lektüre, wenn man sich damit ein paar gemütliche Stunden machen will“, meint Longerich selbst. Sein männlicher Hauptdarsteller verfällt in Dänemark dem Alkohol, die psychisch kranke Ehefrau begeht Selbstmord.
Das Buch kann im Kid-Verlag bestellt (14,80 Euro) oder direkt bei Michael Longerich gekauft werden.