Grüne Energie

Hersteller von Windrädern wollen auf die Bremse drücken

Hersteller von Windrädern wollen auf die Bremse drücken

Hersteller von Windrädern wollen auf die Bremse drücken

Tondern/Tønder
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Im Protest gegen das geplante Testzentrum in Ballum Enge wurde am 26. November eine Menschenkette gebildet (Archivfoto). Foto: Bjarne Lund Henneberg

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Die Produzenten wollen nicht mehr riesige Windkraftanlagen entwickeln und bauen. Wegen der grünen Wende haben sie reichlich damit zu tun, Standardmodelle zu fertigen. Die Mitteilung überrascht Folketingsmitglied Henrik Frandsen und den Klima- und Energieminister. Eröffnet dies Chancen für Ballum Enge als Standort für ein mögliches Testzentrum?

Bekanntlich soll in Dänemark ein drittes Testzentrum gebaut werden, wo bis zu 450 Meter große Windkraftanlagen geprüft werden. So hoch hinaus will die Branche gar nicht, obwohl Windräder in dieser Größenordnung in dem neuen Testzentrum geplant sind. Ballum Enge in der Kommune Tondern und das bestehende Testzentrum in Østerild in Thy sind die beiden letzten verbliebenen Standorte.

Nun will die Branche eine Pause einlegen. Gegenüber „Danmarks Radio“ sprechen sich die Unternehmen Vestas und Siemens Gamesa dafür aus, eine Pause bei der Produktion immer größerer Windräder einzulegen.

„Wir müssen nicht daran festhalten, immer größere Anlagen zu produzieren“, erklärt Vestas-Direktor Morten Dyrholm. Jetzt sei es an der Zeit, auf die Bremse zu drücken.

Frandsen ist überrascht

Überrascht zeigt sich Folketingsmitglied Henrik Frandsen, der im Ausschuss für den ländlichen Raum sitzt. Dieses Gremium hatte in der vergangenen Woche entschieden, den Ausbau des Testzentrums in Thy genauer untersuchen zu lassen. „Wenn die Branche das meint, ist es natürlich in Bezug auf neue Testmöglichkeiten für große Windräder interessant“, erklärt der frühere Bürgermeister der Kommune Tondern.

 

Solche Untersuchungen können bis zu zwei Jahre dauern. Der Bau von neuen Testmöglichkeiten kann weitere drei bis fünf Jahre dauern, bevor die Infrastruktur steht.

Henrik Frandsen

Dieser Ausschuss wird Anfang des neuen Jahres nicht die endgültige Entscheidung treffen. Vielmehr soll geklärt werden, welche Konsequenzen die großen Windräder auf die Natur der Standorte haben. Entscheide man sich für eine erste Untersuchung für Østerild und die Konsequenzen würden als zu massiv eingestuft werden, wäre Ballum Enge an der Reihe, so Frandsen.

„Solche Untersuchungen können bis zu zwei Jahre dauern. Der Bau von neuen Testmöglichkeiten kann weitere drei bis fünf Jahre dauern, bevor die Infrastruktur steht. Daher wird der Ausschuss im Januar auch nicht zwischen Østerild und Ballum entscheiden. Das wird erst sehr viel später sein“, erläutert er.

Politische Hilfe

Die neuen Testwindräder sollen die Position der dänischen Windindustrie festigen, beispielsweise gegenüber der starken Konkurrenz aus China. Die meisten Parteien des Folketings fürchten bei einer Abschwächung den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze. Daher wollen sie dem Wunsch der Industrie nach Testmöglichkeiten von noch größeren Windrädern entgegenkommen.

Doch man habe den Punkt erreicht, eine Pause bei der Planung einzulegen, meinen sowohl Vestas als auch die Branchenorganisation Green Power Denmark. In Dänemark sind die momentan höchsten Anlagen fast 300 Meter hoch. Dies reiche zumindest vorläufig. Die Zeit müsse daher für die Massenherstellung und Standardisierung genutzt werden, erklärt Dyrholm weiter.

 

Herbe Verluste

Die Produzenten haben in diesem Jahr aufgrund der Energiekrise und der hohen Inflation große finanzielle Verluste verzeichnet.

  • Siemens Gamesa schneidet mit Verlusten in Höhe von 38,5 Milliarden Kronen am schlechtesten ab.
  • Das US-amerikanische Unternehmen General Electric notierte 37 Milliarden Kronen.
  • Nordex machte 10 Milliarden Kronen Verlust.
  • Vestas erwartet für das laufende Jahr keine Verluste, setzte aber im Vorjahr 11,7 Milliarden Kronen in den Sand.
  • (Quelle: Sydbank)

Die Branchenorganisation Green Power Denmark teilt die Ansichten des Vestas-Direktors und hält das Einhalten für vernünftig. „Anstatt 10 Windkraftanlagen eines bestimmten Modells zu produzieren, könnten wir mit 1.000 der Standardmodelle eine gesündere Finanzlage schaffen“, meint der stellvertretende Direktor Jan Hylleberg. Die Entwicklung neuer und größerer Typen kostet rund 2 Milliarden Kronen.

Die Firmen müssen den Wettlauf um immer größere Windräder einstellen.

Jacob Pedersen

Die Produzenten stehen unter Druck, denn die Nachfrage nach mehr Windrädern ist groß, damit die Länder ihre Klimaziele erreichen. Die Unternehmen könnten die Pause besser nutzen, um wieder auf die Beine zu kommen. Dann könnten sie auch wieder investieren, meint der Aktienanalytiker der Sydbank, Jacob Pedersen. „Die Firmen müssen den Wettlauf um immer größere Windräder einstellen, damit sie wieder Geld verdienen.“ Das Tempo herabzusetzen sei eine der besten Methoden dafür.

EU soll maximale Höhe festsetzen

Ein Kenner der Branche ist Henrik Stiesdal. Er war als technischer Direktor bei Siemens Wind Power ein Teil dieses Wettrennens. Nun schlägt er vor, dass die EU eine maximale Höhe von Windrädern setzt und nennt eine Grenze von etwa 300 Metern. Seine Aufforderung an die Branche heißt: Macht die Windräder billiger und effektiver. Die Branche darf diese Grenze wegen der Gesetzgebung für die Wettbewerbsbedingungen nicht festsetzen. Die Unternehmen sollten sich zusammensetzen und sich einigen, nicht größere Modelle zu bauen. Es soll freier Wettbewerb herrschen, meint der Experte.

In einer schriftlichen Antwort an „Danmarks Radio“ erklärt Lars Aagaard, Minister für Klima, Energie und Versorgung, dass die Festsetzung einer maximalen Höhe nicht funktionieren würde, solange zum Beispiel China nicht mit am Tisch sitze.

Verständnis für die Branche

Auch für ihn kam die Mitteilung der Branche überraschend. Die Regierung habe keine Stellung dazu bezogen, dass die Industrie vorerst keine größeren Windräder herstellen will. Er habe aber Verständnis für die Windindustrie, die einem großen Druck ausgesetzt sei. „Wir arbeiten gezielt am Ausbau der regenerativen Energie und daran, dass mehr Windräder in Dänemark aufgestellt werden. Vor den Sommerferien hat sich Dänemark auf eine für das Land umfassendste Vereinbarung in Bezug auf die Offshore-Industrie geeinigt. In der vergangenen Woche ist die Einigung bezüglich der Energieparks zustande gekommen“, so der Minister.

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