Deutsche Minderheit

Hans Peter Wendicke: Ein Leben voller Erinnerungen und Geschichten

Hans Peter Wendicke: Ein Leben voller Erinnerungen und Geschichten

Ein Leben voller Erinnerungen und Geschichten

Ruttebüll/Rudbøl
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Hans Peter Wendicke hat mit seinen knapp 90 Jahren viel erlebt. Foto: dodo

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Der Ruttebüller feiert am 16. Juli seinen 90. Geburtstag. Seine lebenslange Leidenschaft fürs Schreiben hat dafür gesorgt, dass er heute über ordnerweise Geschichten und Dokumente aus den Vor- und Nachkriegsjahren sowie den Anfängen des Bundes Deutscher Nordschleswiger verfügt. Hans Peter hofft, dass diese noch lange erhalten bleiben.

Hans Peter Wendicke aus Ruttebüll ist ein BDNer (Bund Deutscher Nordschleswiger) der ersten Stunde. Am 16. Juli 1933 geboren, feiert er in Kürze seinen 90. Geburtstag. Jüngst fiel ihm beim Aufräumen unter anderem ein kleines schwarzes Heftchen wieder in die Hände, das alte Erinnerungen bei ihm weckte.

Es sind seine Aufzeichnungen von der ersten Bustour des BDN Hoyer an den Rhein von 1954.

Die große Leidenschaft

„Ich habe schon mein ganzes Leben immer alles aufgeschrieben, das war und ist meine große Leidenschaft. Ich liebe es zu schreiben“, sagt Hans Peter.

Damals war er 21 Jahre alt, und es war das erste Mal für ihn, dass er so weit südlich nach Deutschland kam. In dem Heftchen sind unter anderem alle Stopps festgehalten, die damals bei der einwöchigen Tour eingelegt wurden. Obwohl es fast 70 Jahre her ist, kann er sich noch an viele Details der Reise erinnern. So wurde unter anderem ein Halt in Hamburg eingelegt und die Reeperbahn besucht.

In einem kleinen schwarzen Heftchen hat er 1954 alle Erlebnisse aufgeschrieben. Foto: dodo

„Ich hatte als junger Mann natürlich schon einmal davon gehört, aber es war unglaublich spannend zu sehen, wie es da in Wirklichkeit ist“, so Wendicke. Weiter führte es die Gruppe, die seiner Erinnerung nach aus 30 bis 35 Personen bestand, in die Lüneburger Heide und nach Wolfsburg, wo ein besonderer Empfang auf die Nordschleswiger wartete.

Von Ludwig Erhardt begrüßt

„Wir wurden vom damaligen Wirtschaftsminister und späteren Bundeskanzler Ludwig Erhardt begrüßt. Dann durften wir uns noch das VW-Werk anschauen. Es war sehr faszinierend zu sehen, wie so viele Autos in so kurzer Zeit hergestellt werden können“, erzählt Hans Peter.

Das größte Highlight, daran erinnert er sich heute noch gut, sei aber auf jeden Fall die Schifffahrt am Ende auf dem Rhein gewesen. „Das war so toll, wir haben so viel Wein getrunken, getanzt und gesungen, daran erinnere ich mich gerne zurück“, so der fast 90-Jährige.

Bemerkenswerter Besuch

Neben seinem Heftchen von der Bustour von 1954 hat Hans Peter auch noch Berichte von den Segelregatten auf dem Ruttebüller See 1888 und 1889. Dabei handelt es sich natürlich nicht um eigene Erlebnisse, sondern um Erinnerungen von Besuchern, die 1965 zu ihm als Gastwirt in den Ruttebüller Grenzkrug kamen, der vom Sohn Paul weitergeführt wird.

„Sie erzählten, dass ihre Vorfahren den Krug hatten, und von der Regatta.“ Außerdem erinnert sich Hans Peter vor allem noch an eine Geschichte, die ihm damals erzählt wurde. „Die Familie besaß damals sieben Kühe, und die Mutter war unglaublich abergläubisch. In dem Dorf lebte auch eine alte Frau, der nachgesagt wurde, dass sie eine Hexe sei. Die Ehefrau wollte deshalb nicht, dass ihr Mann mit der Hexe spricht, was er aber dennoch getan hat. Zwei Tage später starben zwei der Kühe“, erzählt Hans Peter mit großen Augen.

In einem gelben Ordner bewahrt er alle seine Erinnerungen und Geschichten auf. Foto: dodo

„Es gibt so viele tolle Geschichten. Ich habe sie alle aufbewahrt“, so Wendicke mit Verweis auf einen der dicken gelben Ordner, in dem sowohl handschriftlich als auch maschinell beschriebene Blätter abgeheftet sind, die alle Ereignisse seines Lebens dokumentieren. Sei es aus den Vorkriegs- und Kriegsjahren, die er als Kind in Nordschleswig erlebte, oder auch aus der Zeit nach dem Krieg, als er etwa einen Lebensmittelladen an der Grenze aufmachte. Der lief besonders gut, weil viele Deutsche kamen, um sich mit Butter, Käse oder Wurst einzudecken, was es in Deutschland zu der Zeit noch nicht wieder gab.

Der große Wunsch

„Ich fürchte, dass alle meine Geschichten einfach im Müll landen, wenn ich einmal nicht mehr bin. Dabei wünsche ich mir sehr, dass sie der Nachwelt erhalten bleiben“, sagt Hans Peter Wendicke, der hofft, dass seine Aufzeichnungen vielleicht für das Deutsche Museum Nordschleswig von Bedeutung sind.

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