Schule

Handys und Laptops verschwinden aus dem Unterricht

Handys und Laptops verschwinden aus dem Unterricht

Handys und Laptops verschwinden aus dem Unterricht

Tondern/Tønder
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Die Handys der Schülerinnen und Schüler werden von der Lehrerin eingesammelt. Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

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Die Marieskolen in Tondern geht einen ungewöhnlichen Weg und hofft auf gesteigerte Konzentration bei der Schülerschaft. Zwei Wochen bleibt die Kommunikationstechnik zu Hause.

Als Privatschule ist es möglich, auch mal andere Wege zu gehen. Das tut die Marieskolen in Tondern. Sie verbannt im Rahmen eines zweiwöchigen Versuchs Handys und Laptops sowie Tablets aus dem Unterricht. Das Verbot gilt sowohl für die Schülerschaft als auch fürs Kollegium.

Ziel des Versuchs ist, bei Kindern die Zeit vor dem Bildschirm zu reduzieren und sich wieder den analogen Unterrichtsmethoden zuzuwenden.

Vor- und Nachteile

Die technologische Pause soll auch Teil bei der Entwicklung einer neuen IT-Politik an der Schule sein. Der Lehrkörper wird die zwei Wochen auch nutzen können, potenzielle Vor- und Nachteile beim Gebrauch der modernen Technologie zu erkennen.

Die Schule habe seit längerer Zeit die negativen Folgen einer übertriebenen Zeitspanne vor den Monitoren und mit der Nutzung von Handys erlebt. Es seien Defizite im Lernvermögen entstanden, im sozialen Miteinander und der geistigen Gesundheit, so die Schule in einer Pressemitteilung.

Für Kinder gehören Laptop und Handy zum Alltag. Foto: privat

Die IT-Pause werde hoffentlich dem Engagement, dem Lernen, der Konzentration und dem Wohlbefinden dienen, ohne dass die Kinder von Computer oder sozialen Medien abgelenkt würden. Damit würden die Kinder vermutlich auch aufmerksamer am Unterricht teilnehmen, erklärt die Chefetage den kontroversen Vorstoß.

Denn die älteren Jahrgänge könnten teils nicht bis zur Pause warten, bis sie einen neuen Snapshot-Bescheid gelesen haben, während die Jüngeren befürchten, in einem Computerspiel ins Hintertreffen zu geraten.

Neue Unterrichtsmethoden erforschen

„Wir glauben, dass die Pause von der Technologie unseren Kindern und Lehrerinnen und Lehrern ermöglicht, die neuen Unterrichtsmethoden zu erforschen und zu entdecken, wie die Technologie sinnvoller als heute in den Unterricht integriert werden kann. Wir hoffen, dass über unsere Initiative diskutiert wird und weitere Schulen den gleichen Weg gehen“, so die Schulleitung der Marieskole.

Ganz problemlos würden die zwei Wochen vermutlich nicht verlaufen. Denn das Verhalten in den Pausen könnte sich ändern, da die Kinder nicht mehr auf ihre Handys schauen. Auf die Lehrerschaft würde so bestimmt auch ein vermehrtes Eingreifen in Konfliktsituationen zukommen, so die Schule.

Der Gebrauch von Laptops und Handys zerstört die Konzentration.

Kinder- und Schulforscherin Louise Klinge

Die Sorge der Marieskole ist berechtigt, meint die dänische Kinder- und Schulforscherin Louise Klinge. Auch sie kann die Veränderungen des Unterrichts mit dem Einzug der digitalen Instrumente sehen: Die Konzentration der Schülerinnen und Schüler habe merklich nachgelassen, so die Wissenschaftlerin in einem Interview mit der Zeitung „Berlingske“.

„Der Gebrauch von Laptops und Handys zerstört die Konzentration. Die ist immer von einem sinnvollen, abwechslungsreichen und spannenden Unterricht abhängig. Mit IT reicht eine gute Vermittlung nicht mehr aus, denn der Computer wird ohnehin die Aufmerksamkeit der Kinder stören. Das Problem ist am größten in der Ober- und Mittelstufe“, erklärt Klinge.

Denn die Jugendlichen säßen an ihren Computern und hätten mehr Internetseiten geöffnet als nur die für den Unterricht. Sie würden Seiten mit Spielen und Shoppingmöglichkeiten anklicken, chatten oder auf Snapshot oder Facebook gehen.

Kampf gegen Technologiegiganten

Eltern und Schulen könnten dies nicht verhindern, denn es sei ein Kampf gegen Technologiegiganten. Die wenigsten – weder Jung noch Alt – könnten der Versuchung widerstehen, so die Forscherin.

Ihre Ansichten teilt ihr Kollege Jan Mejding von der Universität in Aarhus. Das Lesen am Schirm würde nur den guten Leserinnen und Lesern leichtfallen, meint er.

Handy als Ersatz für ein Gespräch oder Fußballspiel

Die von der IT geprägten Gesellschaft trage auch die Schuld an den vielen jungen Menschen, denen es nicht gut gehe. Er habe erlebt, dass die Mobiltelefone oft ein Ersatz für ein Gespräch oder ein Fußballspiel mit den Klassenkameraden seien, berichtet Mejding in einem Interview in „Berlingske“.

In Pausen habe er es oft bei Jugendlichen der Oberstufe erlebt, wie sie ständig am Handy hängen und laufend Bescheide eingingen, auf Kosten der Konzentration für den Unterricht. Auch das Zuhören leide darunter.

 

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