Kommunalpolitik

Bo Jessen mischt seit 25 Jahren in der Lokalpolitik mit

Bo Jessen mischt seit 25 Jahren in der Lokalpolitik mit

Bo Jessen mischt seit 25 Jahren in der Lokalpolitik mit

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Als dienstältester Politiker leitete Bo Jessen (l., mit Blumenstrauß) im Dezember 2021 die konstituierende Sitzung, auf der Jørgen Popp Petersen (SP) zum Bürgermeister gewählt wurde (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der 59-Jährige war mit Ausnahme von 2021 stets im Technischen Ausschuss vertreten. Jessen verrät, wer beim Einstieg in die Politik sein politisches Vorbild war.

Seit der 34-jährige Venstre-Politiker Bo Jessen im damaligen Kommunralrat in Bredebro sein erstes lokalpolitisches Kapitel aufschlug, sind 25 Jahre verstrichen.

Im Kielwasser der Kommunalreform wechselte der Schauplatz von Bredebro nach Tondern.

„Es ist schwer, es in Worte zu fassen, aber eigentlich ist es ja ganz gut gelaufen. Es ist Schlag auf Schlag gegangen“, so Bo Jessen (Tønder Listen) zu seiner politischen Karriere.

Der 59-jährige Landwirt lebt und arbeitet in Randerup bei Bredebro, wo er seit 1990 gemeinsam mit seiner Frau Karen einen Hof betreibt.

Auch in der Jugend als Sprecher aktiv

Engagement ist für Jessen kein Fremdwort. „Ich habe mich stets für die Sachen interessiert, die sich um mich herum tun. Ich habe mich in der Volksschule in der Unterstufe und in der Oberstufe im Schülerrat engagiert und später auch an der Landwirtschaftsschule“, so Bo Jessen im Gespräch.

Eine falsche Marschroute

„In den 1990er-Jahren hatten die ‚Alten‘ im Kommunalrat in Bredebro gerade die kommunale Garantie für die Kinderbetreuung abgeschafft. Das hielt ich für eine falsche Art und Weise, die Dinge anzupacken, um wirtschaftsfreundliche Politik zu machen. Dann muss als erster Schritt die Betreuung der Kinder gewährleistet sein“, so der Vater der erwachsenen Töchter Mai und Lea.

Als er die lokalpolitische Bühne betrat, war er nur rund ein Jahr älter, als seine älteste Tochter es jetzt ist. Inzwischen haben die Töchter seine Frau Karen und ihn zweimal zu Großeltern gemacht, und die beiden blicken begeistert weiteren Großelternfreuden entgegen.

Ellemann gab den Anstoß

Bo Jessen, der seine Kritik damals auch öffentlich ausdrückte, war bereit, Verantwortung zu übernehmen. Wegen einer Kandidatur für die Partei Venstre hatte der damalige Vizebürgermeister Jessens Nachbarn beauftragt, ihn zu fragen. Und Jessen, der aus Frifelt zwischen Skærbæk (Scherrebek) und Ripen (Ribe) stammt, sagte nicht Nein.

In Ripen wirkte er seinerzeit an der Gründung der Venstre-Nachwuchsorganisation Venstre Ungdom mit.

Der inzwischen verstorbene Venstre-Folketingspolitiker und frühere Außenminister Uffe Ellemann Jensen war ein politisches Vorbild für den jungen Jessen. „Uffe war ein bisschen frech, hatte stets eine muntere Bemerkung und scheute sich auch nicht davor, gegen den Strom zu schwimmen, wenn Bedarf dafür war“, so der Dienstjubilar.

Auch der humorvoll veranlagte Bo Jessen versteht sich darauf, muntere Bemerkungen einfließen zu lassen.

Bo Jessen (r.) bei einem Termin an der Bredeau (Archivfoto) Foto: DN-Archiv

Von Venstre zu Tønder Listen

2020 scherte Jessen gemeinsam mit Henrik Frandsen und weiteren Kolleginnen und Kollegen bei Venstre aus und sattelte mit Tønder Listen ein neues Pferd.

Mit Ausnahme von 2022 ist Bo Jessen in allen Jahren im Technischen Ausschuss vertreten gewesen. In Bredebro stand er zwei Legislaturperioden als Vorsitzender an der Spitze des Gremiums. Dies war mit Ausnahme der ersten Periode nach der Kommunalreform auch in Tondern von 2010 bis Ende 2021 der Fall.

Seit 2022 ist er Vorsitzender des kommunalen Arbeitsmarktausschusses. „Es handelt sich um einen spannenden Fachbereich, von dem ich positiv überrascht worden bin. Für mich war der Bereich neu, während die übrigen vier Ausschussmitglieder neu in der Politik waren. Sie geben jedoch Vollgas, und es ist ein richtig guter Ausschuss“, so der Dienstjubilar.

Im Wandel der Zeit

Zu den großen Änderungen in seiner Amtszeit gehört die Digitalisierung. „Alle Leute haben eine Meinung zu den Dingen, und das ist auch verständlich. Manchmal wäre es aber ganz gut, wenn sie eben noch mal überlegen würden, bevor sie ihre Bemerkungen losschicken“, so Jessen mit Blick auf Facebook.

In diesem sozialen Netzwerk lasse der Ton in einigen Zusammenhängen zu wünschen übrig. Vor dem digitalen Zeitalter hätten die Leute mehr nachgedacht, bevor sie einen Leserbrief geschrieben hätten und hätten es nach einem gedanklichen Reifeprozess dann auch in einigen Fällen unterlassen.

Bo Jessens Frau Karen steckte ihm im Rathaus das Ritterkreuz an (Archivfoto). Foto: Monika Thomsen

Wie schaut es mit einer weiteren Kandidatur aus?

„Als wir vor fünf Jahren Silberhochzeit feierten, habe ich zu meiner Frau gesagt, dass ich für 25 weitere Jahre bereit bin. Das wird es nicht in der Politik“, so Jessen zur Frage, ob er bei der Kommunalwahl 2025 erneut kandidiert.

„Wenn man mich als Kandidat will, könnte ich mir gut vorstellen, wieder zu kandidieren. Ich finde die Arbeit nach wie vor spannend, aber man muss natürlich auch mit etwas beitragen können“, so Bo Jessen, der bei der jüngsten Kommunalwahl 336 persönliche Stimmen „erntete“. Damit landete er auf Platz sechs auf dieser „Hitliste“.

Persönliche „Audienz“ auf dem Königsschiff

Der derzeitige Nestor im Kommunalparlament gehörte 2020 zu den fünf Politikern (vier Männer und eine Frau), die wegen ihrer langjährigen politischen Tätigkeit mit dem dänischen Ritterkreuz ausgezeichnet wurden.

Machte Corona der Audienz bei Königin Margrethe einen Strich durch die Rechnung, hatte Bo Jessen bei dem offiziellen Besuch der Königin im August beim Empfang auf der Königsjacht Dannebrog in Havneby die Möglichkeit, ihr persönlich zu danken.

Die „Silberhochzeit“ mit der Politik wird im Zusammenhang mit der Stadtratssitzung am 26. Januar mit einem internen Empfang gefeiert.

Fünf Bürgermeister
In der Amtszeit von Bo Jessen gab es folgende Bürgermeister:
• Ib Lindegaard Nielsen (Soz.), Bredebro
• Vagn Therkel Pedersen (Venstre), Bredebro und später Tondern
• Laurids Rudebeck (Venstre), Tondern,
• Henrik Frandsen (erst Venstre, dann Tønder Listen), Tondern
• Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei), Tondern.

Mehr lesen

Leserbrief

Stephan Kleinschmidt
„Sonderburg als kinderfreundliche Stadt und Kommune“