Kriminalität

Betrogene Rentnerin aus Tondern: „Der war einfach nur dreist“

Betrogene Rentnerin: „Der war einfach nur dreist“

Betrogene Rentnerin: „Der war einfach nur dreist“

Tondern/Tønder
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Der Tonderner Seniorenrat hatte zu der Informationsveranstaltung mit der Polizei eingeladen. Foto: Syd- og Sønderjyllands Politi

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Iris Mamsen aus Tondern wurde von einem Fremden angerufen, der nach ihrer Kontonummer fragte, und sie auch bekam. Daraufhin wurde ihr Sparkonto geplündert. Die 84-jährige Frau und die Polizei warnten in Tondern vor diesen Kriminellen.

Das Telefon der Rentnerin Iris Mamsen aus Tondern klingelte an einem Julitag 2019 gegen 17 Uhr. Am anderen Ende saß jemand, der sich als Mitarbeiter ihrer Bank ausgab. Er behauptete, dass es Transaktionen auf ihrem Konto gegeben habe, da ihr Konto gehackt worden sei. Sie habe 5.000 Kronen zugute. Um sie überweisen zu können, benötige er ihre Geheimnummer.

„Die 5.000 Kronen wollte ich doch gerne haben und gab ihm gutgläubig meine Nummer. Er verabschiedete sich dreist mit der Bemerkung, dass er nach diesem Anruf Zeit habe, seine Kinder im Kindergarten abzuholen und wünschte mir einen schönen Abend“, erzählt die bald 85-jährige Frau.

Iris Mamsen wurde Opfer eines Betrügers. Foto: Syd- og Sønderjyllands Politi (12670)

Die Freundlichkeit des Fremden war gespielt. Er räumte ihr Bankkonto. „Er rief um 17 Uhr an, also noch in der Öffnungszeit meiner Bank. Er forderte mich auf, auf dem Computer auf meine Bankseite zu gehen. Er saß mit meinen Informationen an seinem Computer, ich ahnte also nichts Böses“, erzählt Iris Mamsen über diesen Vorfall, der sich schon vor dreieinhalb Jahren zugetragen hat.

Ich bin viel klüger geworden und gehe nicht ans Telefon, wenn ich die Telefonnummer nicht kenne.

Iris Mamsen

„Hätte der Fremde später angerufen, hätte ich es ihm nicht geglaubt. Aber um 17 Uhr hatte meine Bank noch offen. Ich war dennoch verunsichert und rief meinen Sohn. Wir schöpften zu spät Verdacht. Da war es schon geschehen. Fünf Öre standen noch auf meinem Konto“, erinnert sich die alleinstehende Rentnerin, die um fast 70.000 Kronen betrogen wurde. Den größten Teil des Verlusts übernahm ihre Bank. Der Täter wurde 2021 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Opfer waren hauptsächlich ältere Menschen.

„Ich bin viel klüger geworden und gehe nicht ans Telefon, wenn ich die Telefonnummer nicht kenne. Dafür nutze ich meine Zahlenanzeige“, so Iris Mamsen.

Offenheit beim Seniorenrat

Sie erzählte offen über ihr Negativerlebnis, als sie im Tonderner Seniorencenter an einem Seniorentreffen teilnahm, bei dem zwei Polizisten über die Tricks der Betrügerinnen und Betrüger berichteten und Ratschläge gaben, wie man sich davor schützen kann. Der Gauner hatte vorher viel mehr Menschen als Iris Mamsen betrogen.

„Ich meldete mich, als sie fragten, ob jemand Opfer solcher Betrugsdelikte geworden war. Wenn man nicht darüber erzählt, wissen die anderen nicht, was so vor sich geht. Ich habe sehr lange nichts erzählt. Die Täter sind ja so gerissen. Ich wollte andere vor diesen Kriminellen warnen“, berichtet Iris Mamsen weiter.

Täter wurde gefasst

Zu ihrer Genugtuung wurde der Täter gefasst. „Mir ging es aber noch ein halbes Jahr nach diesem Vorfall schlecht. Daher will ich alle davor warnen, solchen Betrügern zu glauben. Sie hören sich so freundlich und hilfsbereit an. Aber überlasse ihnen nicht deine persönlichen Daten“, riet Iris Mamsen.

Die Beamten der Polizei für Nordschleswig und Südjütland machten deutlich: Ein gut gesichertes Internet ist genauso wichtig wie ein gut gesichertes Haus. Wichtig sei dabei ein sicheres Passwort. Anstelle der Zahlenkombination 1,2,3,4,5 lieber einen leichten Satz finden, die Anfangsbuchstaben der Wörter nehmen und eine Zahlenkombination wählen, die man sich gut merken kann, rieten sie.

Ein Beispiel der Polizei: Ich bekam meine Katze Petrus 2012. Auf Dänisch: Jeg fik min kat Petrus i 2012. Aus diesem Satz machte die Beamten das Kennwort JfmkPi2012. „So ein Kennwort ist viel sicherer als 1,2,3,4,5, Passwort oder 1111“,  meinten sie.

Polizist Søren gab dem Publikum gute Ratschläge.
Polizist Søren Christiansen hatte nützliche Ratschläge für sein Publikum. Foto: Syd- og Sønderjyllands Politi

Ein Rat der Polizei war auch, Passwörter an einer sicheren Stelle aufzubewahren, beispielsweise im elektronischen Briefkasten (e-boks). Beim Bezahlen sollte immer eine drahtlose Verbindung gewählt werden, statt das Kennwort an der Kasse einzutasten. Bei einer Kreditkarte sollte man sich eines doppelten Bestätigungssystems bei Einkäufen im Netz bedienen, riet Polizist Søren Christiansen. „Außerdem soll man Fremden nicht glauben, die beim Anruf nach Passwörtern oder Kontonummern fragen.“

Acht Ratschläge gab er den Seniorinnen und Senioren mit auf den Nachhauseweg:

  • Es ist Betrug, wenn jemand anruft und dich bittet, Geld zu überweisen.
  • Lege den Telefonhörer auf.
  • Rufe deine Bank, die Polizei oder einen Familienangehörigen an und bitte um Hilfe.
  • Deine Bank würde dich nie am Telefon um vertrauliche Informationen bitten
  • Weder die Bank noch die Polizei kommen zu dir nach Hause, um deine Kreditkarte abzuholen. Daher öffne diesen Betrügern nicht.
  • Frage am Telefon nach dem Namen der Anrufer. Rufe bei deiner Bank an und frage, ob jemand mit diesem Namen dort arbeitet.
  • Überlasse anderen nie deine Kreditkarte oder dein Passwort.
  • Rufe die Bank an und bitte darum, deine Karte zu sperren, falls jemand es doch schaffen sollte, an deine Passwörter für deine Bank oder deine MitID heranzukommen.

Es war die Idee des früheren Falck-Chefs in Tondern, Tommy Kirk, der Mitglied des Seniorenrats ist, die Polizei zu einem Informationsbesuch zum Thema Internetkriminalität, Betrug und Vorbeugung einzuladen.

Tommy Kirk Foto: Syd- og Sønderjyllands Politi

„Man hört so oft von Betrügereien, die gegenüber Rentnern verübt werden. Ich habe heute schon drei falsche SMS bekommen, die Links enthielten, auf die ich drücken sollte. Das tat ich nicht, sondern löschte sie“, erzählt Tommy Kirk, der mit seiner Annahme richtig lag, dass das Informationstreffen mit der Polizei von großem Nutzen sein würde.

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