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Angeblich gute Bedingungen: Fahrer widersprechen Transportunternehmer

Gute Bedingungen: Fahrer widersprechen Unternehmer

Gute Bedingungen: Fahrer widersprechen Unternehmer

Kjeld Thomsen/3F
Pattburg/Padborg
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Gericht in Sonderburg Foto: Karin Riggelsen (Archiv)

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Die Umstände für ausländische Fahrer am Standort Pattburg hat der Chef des Unternehmens „Kurt Beier“ beim Prozess in Sonderburg als annehmbar bezeichnet. Ehemalige Beschäftigte aus Asien haben sich ganz anders dazu geäußert.

Ausbeutung sowie unerlaubte und unmenschliche Unterbringung ausländischer Lastwagenfahrer in der „Kurt-Beier“-Niederlassung in Pattburg. Das sind die zentralen Anklagepunkte des Prozesses gegen den Firmenchef Karsten Beier und drei leitende Mitarbeiter, darunter eine Frau.

15 Verhandlungstage sind in dem Fall am Gericht in Sonderburg (Sønderborg) angesetzt. Mit dem Urteil wird im August gerechnet.

Der Prozess gegen die Firma Kurt Beier und dessen Chef Karsten Beier ist seit dem 10. Mai in vollem Gang.

Wie das Gewerkschaftsmagazin „Fagbladet 3F“ berichtet, das die Missstände an der Beier-Filiale 2018 aufgedeckt hatte, haben Fahrer von den Philippinen und ein Fahrer aus Sri-Lanka eine ganz andere Auslegung als Firmenchef Karsten Beier.

Die Fahrer widersprechen den Aussagen des Hauptangeklagten, der die Bedingungen als angemessen bezeichnete.

Bei der Berichterstattung seien keine Bilder von den Motelzimmern mit Duschnischen und Baderäumen gezeigt worden, was den Gesamteindruck verzerrte, hatte Beier vor einigen Tagen ausgesagt.

Als die Fahrerunterkünfte geräumt und die 26 Fahrer von der Menschenrechtsorganisation in andere Behausungen gebracht wurden, hätten Fahrer laut Karsten Beier geweint, weil sie gern weiter für das Unternehmen tätig gewesen wären.

Eine Rettung

Diese Darstellung können die vier ehemaligen Beschäftigten gegenüber „Fagbladet 3F“ nicht wiedererkennen.

Die Räumlichkeiten seien unwürdig und schmutzig gewesen. Dass das Center für Menschenrecht sie weggeholt hatte, sei einer Rettung gleichgekommen, so einer der Befragten.

Das Transportunternehmen beschäftigte laut „3F“ zeitweise mehr als 500 Fahrer aus Osteuropa und Asien.

Der Betrieb hatte die knapp 30 asiatischen Fahrer in Pattburg über eine Tochterfirma in Polen nach Dänemark gelockt mit dem Versprechen, dass die Bedingungen und die Löhne gut sind.

Das habe sich aber nicht bestätigt, so der Tenor der ehemaligen Brummifahrer.

Niedriglohn

Sie mussten nach eigenen Angaben in einfachen Containern, auf Trailern oder im Lastwagen übernachten und bekamen einen Dumpinglohn von 1.060 Euro im Monat.

Das Lager wurde unter anderem auch auf Initiative der Kommune Apenrade (Aabenraa) von der Polizei geräumt, da die Behausungen und die Unterbringung der Fahrer nicht zulässig waren.

Mehrmals ermahnt

Die Kommune hatte über einen längeren Zeitraum eingefordert, dass die Firma die Dinge in Ordnung bringt oder die Unterbringung der Fahrer in nicht zulässigen Trakten einstellt.
Bereits im Juni 2016 war ein Bescheid an das Unternehmen gegangen.

Laut Enthüllung des Gewerkschaftsmagazins „Fagbladet 3 F" erlebten die ausländischen Lastwagenfahrer in Pattburg eine erbärmliche Unterbringung. Foto: DN (Archiv)/Privat

 

Da trotz mehrerer Ermahnungen und Kontrollbesuche nichts passierte, schritt die Kommune ein, wie eine leitende Mitarbeiterin der Verwaltung laut „Fagbladet 3F“ an einem Verhandlungstag aussagte.

Laut eines Brandexperten hätte ein Feuer in dem unzulässigen Fahrerlager aufgrund mangelnden Brandschutzes verheerende Folgen haben können.  

Einer der beiden mit angeklagten Mitarbeiter der Firma „Kurt Beier“ gab an, dass sein Chef und der andere Mitarbeiter sich darüber im Klaren waren, dass die Zulassung für die Unterbringung fehlt und daher der Bau von Unterkünften in Erwägung gezogen worden war.

Bauprojekt nicht umgesetzt

Die Pläne, deren Umsetzung acht Millionen Kronen gekostet hätte, seien aber nicht weiterverfolgt worden, so der Befragte.

Ein Experte der Gewerkschaft „3F“ hätte bei der Verhandlung zu den Arbeitsverträgen und Beschäftigungsmodalitäten der betroffenen Fahrer befragt werden sollen.

Der Verteidiger legte dagegen aber wegen Befangenheit erfolgreich Beschwerde ein mit dem Argument, dass das Magazin der Gewerkschaft  in der Sache ausgiebig und kritisch berichtet hatte.

4 Millionen Kronen weniger ausgegeben

Ein Beamter für Wirtschaftskriminalität hatte laut „3F“ vor Gericht dargelegt, wie der durch Niedriglöhne erschlichene Gewinn der Firma in Höhe von 4,19 Millionen Kronen errechnet wurde.

Die Gerichtsverhandlung mit drei Schöffen unter Vorsitz von Richterin Kristin Bergh wird am 9. Juni fortgesetzt.

Es sollen dabei einige betroffene Fahrer von den Philippinen zu der Sache befragt werden.

Die Firma war auch wegen Menschenhandels angezeigt worden. Das Verfahren wurde allerdings eingestellt.

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