Weltmeisterschaft

Dänemarks Faustballer erwachen zu spät aus dem Tiefschlaf

Dänemarks Faustballer erwachen zu spät aus dem Tiefschlaf

Dänemarks Faustballer erwachen zu spät aus dem Tiefschlaf

Mannheim
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Trainer Diedrichsen hatte es heute schwer, zu seinen Spielern durchzudringen. Foto: Moritz Kaufmann

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Mit 0:3 verliert das dänische Team bei der Faustball-WM gegen Argentinien und hat damit maximal noch Chancen auf den siebten Platz. Als die Nordschleswiger im dritten Satz erstmals Zugriff aufs Spiel bekommen, ist die Messe bereits gelesen.

„Ich weiß nicht, ob es die Einstellung war, aber auf jeden Fall waren wir in den ersten beiden Sätzen überhaupt nicht auf dem Feld. Wir haben leichte und dumme Fehler gemacht. Das war der Unterschied zwischen Argentinien und Dänemark heute“, fasst ein frustrierter dänischer Nationaltrainer, Peter Diedrichsen, das gerade beendete Spiel zusammen.

Schwierige Platzverhältnisse

Dauerregen beschert den Teams an diesem Donnerstagnachmittag erschwerte Bedingungen. „Wir haben vor dem Spiel geglaubt, dass der nasse Boden unser Freund sein wird. Nun müssen wir allerdings sagen, dass er das ganz sicher nicht war“, sagt Co-Trainer Henrik Nielsen.

Nachdem die Angreifer Hans Martin Asmussen und Rune Hinrichsen im Spiel gegen die Österreicher komplett geschont wurden, sind sie nun zurück in der Startaufstellung. Komplettiert wird diese in der Abwehr mit Josef Khalil und Florian Wittmann, und Thore Naujeck übernimmt wieder seine angestammte Position in der Zentrale.

Die dänischen Verteidiger bekamen in den ersten beiden Sätzen nur wenige Bälle unter Kontrolle. Foto: Moritz Kaufmann

Tatsächlich sind es die Südamerikaner, die mit den für sie eigentlich ungewohnten Wetterbedingungen von Beginn an deutlich besser zurechtkommen. Während das dänische Team so gut wie keine der Angaben oder Rückschläge des gegnerischen Teams auch nur ansatzweise unter Kontrolle bekommt, haben die Argentinier auf dem nassen Untergrund direkt Zugriff aufs Spiel und stellen sich immer wieder gute Abschlüsse, gegen die die Nordschleswiger entweder machtlos sind oder die sie durch eigene Unkonzentriertheit selbst vertändeln.

Zu viele Fehler

„Argentinien macht im gesamten Spiel einen einzigen Fehler. Wir machen vier bis fünf pro Satz. So kann man dann in diesem Spiel auch einfach nichts holen“, konstatiert Trainer Diedrichsen, der die erschwerten Platzbedingungen nicht als Ausrede gelten lassen will. „Dem Wetter können wir nicht die Schuld geben, denn das sind wir ja eigentlich auch gewohnt. Ich glaube, die Köpfe waren einfach nicht frei. Die Jungs wollten unbedingt um diesen Platz 5 spielen und haben sich dann selbst zu viel Druck gemacht.“

Dänemark kommt in den ersten beiden Sätzen überhaupt nicht ins Spiel. Foto: Moritz Kaufmann

Dass an den Worten des Trainers durchaus etwas dran sein könnte, ist vor allem im ersten Satz deutlich zu merken. Nach gerade einmal fünf Minuten liegen die Dänen bereits mit 2:6 zurück – und drei Minuten später ist der erste Satz mit 11:4 für Argentinien auch schon beendet.

Gleiches Bild im zweiten Satz

Auch im zweiten Satz zeigt sich das gleiche Bild. Immer wieder tritt Hans Martin Asmussen bei den Angaben über oder ballert die Bälle – für ihn ungewohnt – deutlich ins Aus. Auch Angreifer Nummer zwei, Rune Hinrichsen, erwischt einen rabenschwarzen Tag. Seine Rückschläge landen immer wieder im Aus, und in der Verteidigung rutschen ihm vermeintlich leichte Bälle über den Unterarm. Schnell liegt Dänemark mit 1:4 hinten.

Trainer Diedrichsen nimmt einen Doppelwechsel vor. Für Thore Naujeck kommt Jakob Jürgensen in die Zentrale, und für den glücklosen Hans Martin Asmussen kommt dessen Bruder Kurt ins Spiel. Doch auch der Faustball-Routinier, der am Mittwoch noch eine wahre Galavorstellung gegen Österreich hinlegt, bekommt an diesem Tag keinen Fuß in die Tür. Auch seine Angaben landen entweder im Aus oder können leicht von den Argentiniern entschärft werden. Beim Stand von 2:7 nimmt das dänische Trainergespann noch einmal eine Auszeit, und versucht, seine Jungs in die Spur zu bringen, doch vergebens. Auch Satz zwei geht deutlich mit 11:4 an die Südamerikaner.

Verzweifelte dänische Gesichter Foto: Moritz Kaufmann

Trübe Aussichten

Wer sich nun an das USA-Spiel zurückerinnerte und sich ein erneutes Comeback der dänischen Mannschaft erhoffte, wird an diesem Tag leider enttäuscht. Stattdessen kommt es zunächst knüppeldick für das dänische Team. Der Satz ist gefühlt noch keine Minute alt, da liegen die Nordschleswiger bereits mit 1:5 hinten, nachdem der wieder für seinen Bruder eingewechselte Hans Martin Asmussen drei Angaben in Folge versemmelt.

Zu spätes Comeback

Peter Diedrichsen nimmt sichtlich angefressen eine Auszeit und wirkt abermals lautstark auf seine Spieler ein. Und dieses Mal hat er tatsächlich Erfolg damit. Eine sich völlig anders präsentierende dänische Mannschaft kehrt zurück aufs Feld. Alles, was bisher nicht geklappt hat, funktioniert auf einmal. Hans Martin Asmussen bekommt seine Angaben so platziert, dass die Argentinier machtlos sind, und auch Rune Hinrichsen kann nach einigen guten Zuspielen plötzlich sehenswert abschließen. Gleichzeitig bekommen Jakob Jürgensen und Josef Khalil, die bereits im Satz zuvor die einzigen Lichtblicke im dänischen Spiel waren, plötzlich die unmöglichsten Bälle kontrolliert.

Im dritten Satz gelingt auch Rune Hinrichsen plötzlich mehr. Foto: Moritz Kaufmann

Dänemark ist zurück im Spiel, stellt auf 6:6 und schafft es anschließend sogar, noch zweimal in Führung zu gehen. Doch es ist zu spät, die kurzzeitig geschockten Argentinier können sich beim Stand von 8:7 für Dänemark doch wieder aufrappeln und gewinnen den Satz am Ende mit 11:9 und holen sich damit das Spiel.

Blick aufs letzte Spiel

„Heute hat dieses gewisse Etwas gefehlt, was wir im gestrigen Spiel hatten. Der Glaube, es doch noch hinzubekommen“, sagt Angreifer Kurt Asmussen nach der Partie. Er will die Niederlage auch nicht zu hoch hängen. „Wir müssen auch realistisch sein. Wir haben bereits mehr erreicht, als wir uns vorgenommen hatten. Wir haben im dritten Satz gezeigt, dass wir auf diesem Niveau mithalten können. Im letzten Spiel morgen um Platz sieben werden wir ein anderes Gesicht zeigen und noch mal alles hineinwerfen“, so Asmussen.

Am Ende ist die Enttäuschung groß. Foto: Moritz Kaufmann

Dänische Fans geben alles

Über mangelnde Unterstützung darf sich das dänische Team auch diesmal wieder nicht beklagen. Die Herzen der anderen Nationen bereits durch die bisherigen Spiele gewonnen, ist auch eine kleine lautstarke Gruppe aus der Heimat auf der Tribüne. Während Renate und Hans-Uwe Jepsen, die Eltern des dänischen Verteidigers Lasse Jepsen, bereits die ganze Woche vor Ort die dänische Flagge schwenken, sind am Mittwoch auch Kerstin und Hans Henrik Hinrichsen, die Eltern von Angreifer Rune Hinrichsen, Rainer und Anne Marie Naujeck, die Eltern von Mittelmann Thore Naujeck, sowie die Leiterin der deutschen Bücherei in Tondern, Marie Medow, in Mannheim angekommen, um das Team zu unterstützen.

Die dänischen Fans lassen sich trotz Niederlage die Stimmung nicht vermiesen. Foto: dodo

„Man muss leider sagen, dass die Argentinier heute besser waren. Ich ziehe aber trotzdem meinen Hut vor dem Kampfgeist unserer Truppe, das würde ich nicht so hinbekommen – schon gar nicht bei dem Wetter“, so Medow mit einem Lachen. Die Hinrichsens hadern hingegen vor allem mit den Platzverhältnissen. „Das war heute schwer auf dem Rasen für die Jungs“, sagt Hans Henrik, und seine Frau ergänzt: „Und Rune ist auch echt nicht gut ins Spiel gekommen.“ Rainer Naujeck hingegen fühlte sich zwischenzeitlich an das USA-Spiel zurückerinnert. „Ich hatte nach dem zweiten Satz gehofft, dass sie wieder so ein Comeback hinlegen werden. Aber leider haben sie dieses Mal viel zu viele Fehler gemacht.“

Für Renate und Hans-Uwe Jepsen war es bereits das fünfte Spiel, das sie in dieser Woche von der dänischen Mannschaft gesehen haben. „Schade, dass es heute nicht geklappt hat, aber wir hätten vorher auch nicht gedacht, dass die Jungs so weit kommen. Sie haben wirklich ein tolles Turnier gespielt. Wir hatten viel Spaß dabei, ihnen zuzusehen“, so die beiden.

Zum Schluss kommt Italien

Für die Nordschleswiger bleibt damit noch das Spiel um Platz sieben, in dem sie am Freitag um 16 Uhr in der SAP-Arena, in der extra für die Finalspiele Naturrasen ausgelegt wird, auf Dauerrivale Italien treffen.

„Das wird ein Spiel auf Augenhöhe. Ich bin mir sicher, die Jungs werden heiß sein“, sagt Nationaltrainer Peter Diedrichsen mit Blick auf die letzte Aufgabe der WM.

 

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