Der Kreis singt. Für den sechsjährigen Vitus ist die Chorleiterin zugleich auch die eigene Mutter. Mit seinen Geschwistern sitzt und singt er an diesem Nachmittag in einem Klassenzimmer der Deutschen Schule Sonderburg (DSS).

Dass es an der DSS einen neuen Kinderchor gibt, daran ist Vitus nicht ganz unschuldig. „Er singt einfach so gerne und es gab keinen Kinderchor für ihn“, erzählt Susanne Heigold, die hauptberuflich als Musikkonsulentin für den Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) arbeitet.

Zwar gebe es in Sonderburg den „Sønderjysk Pige- og Drengekor“, „aber da ist der Chor sehr auf Auftritte ausgerichtet und weniger auf das gemeinsame Singen. Das war nicht wirklich das Richtige“, so die 37-Jährige.

„Wir haben gemerkt, dass ein Angebot fehlt“

Also gründete sie kurzerhand einen Kinderchor. An der DSS, wo Vitus zur Schule geht. „Das habe ich nicht nur als Mutter gemacht, sondern vor allem als Kinderchorleiterin. Mich hatten immer wieder Eltern gefragt, wo sie ihre Kinder zum Singen hinschicken können. Wir haben gemerkt, dass ein solches Angebot fehlt.“

Nach ein „paar schlaflosen Nächten und dem Überlegen, wo die Kinder ihre Freude am Singen ausleben könnten“, fasste Susanne Heigold einen Entschluss: „Ich hatte drei Kinder, die gerne singen wollen, und um mich herum weitere Kinder, die sich das wünschten. Da habe entschieden, dass ich es selbst mache.“

Im April war es dann erstmals so weit. Zielgruppe des Angebots sind Jungen und Mädchen zwischen fünf und acht Jahren. Jüngere oder ältere Geschwisterkinder sind herzlich willkommen. Gesungen wird auf Deutsch, auf Dänisch, auf Englisch oder Italienisch. Die Chorstunde dauert etwa 45 Minuten und findet immer donnerstags um 14.30 Uhr statt.

Unterstützt wird sie dabei von Jannes Bauer, einem Schüler der 8. Klasse. „Er hat früher bei mir im Kinderchor gesungen und hilft mir jetzt: singen, Bewegungen zeigen, und Cajon spielen“, verrät Susanne Heigold.

Perfekte Töne sind nicht das Ziel

Mit ihrem Kinderchor will sie den Kindern ein grundmusikalisches Verständnis und Spaß am Singen vermitteln. „Außerdem möchte ich die Eltern und Geschwisterkinder einbeziehen. Es soll nicht darum gehen, die Töne perfekt zu treffen. Es geht um das Singen in Gemeinschaft.“

Der Chor setzt auf das spielerisches Erlernen von Rhythmus und das Töne treffen. Bälle werfen und Töne imitieren, singend Sätze und Worte wiederholen, sich ausschütteln und Hand in Hand durch den Text tanzen – der Kinderchor ist immer in Bewegung. „Die Kinder können dadurch ihre Stimme ausprobieren und entdecken – das ist wichtig für die Kinder.“

Auftritte sind möglich, wenn die Kinder daran Spaß haben, sagt die Chorleiterin

Vor einigen Jahren gab es schon einmal einen Kinderchor an der DSS – damals mit Susanne Heigold in ihrer Funktion als Musikkonsulentin und zusammen mit der für Musik brennenden Lehrerin Marion Petersen. Doch mit Corona kam das Projekt zum Stillstand, Marion Petersen wurde Schulleiterin am Kindercampus Lunden und Susanne Heigold erneut schwanger.

Jetzt ist der Chor zurück und offen für Mädchen und Jungen aus den Kindergärten, der Schule oder der Schulfreizeitordnung (SFO).

Singen lernen ist wie Radfahren

Susanne Heigold ist davon überzeugt: Jedes Kind kann singen lernen. „Das ist wie Radfahren. Wenn man das einmal kann, verlernt man es nie wieder. Aber wenn man es als Kind nicht lernt, wird es ein Leben lang schwer bleiben. Daher finde ich es so wichtig, den Kindern ein grundmusikalisches Verständnis und Spaß am Singen zu vermitteln!“

Zusammen mit seinen Geschwistern Leona und Jakob sowie vielen anderen Kindern des Chors kann sich Vitus nun jeden Donnerstag auf den Kinderchor an der DSS freuen.