Deutsche Minderheit

Schule mit Hund: Hier lernen die Kinder mit Lemmy

Schule mit Hund: Hier lernen die Kinder mit Lemmy

Schule mit Hund: Hier lernen die Kinder mit Lemmy

Lunden
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Lemmy begleitet die Kinder der Deutschen Schule Lunden in ihrem Schulalltag, hier im Klassenzimmer der 0. Klasse. Foto: Sara Eskildsen

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Dieser Schulbegleiter kommt auf vier Pfoten daher: Lemmy besucht seit August die Deutsche Schule Lunden. Wie erleben die Kinder den Alltag mit dem Schulhund? 

Der graue Morgen wird im Schulflur schlagartig fröhlich: Mit wedelndem Schwanz und erwartungsvollem Blick begrüßt Lemmy die Mädchen und Jungen, die an diesem Donnerstag den Schulflur auf dem Kindercampus Lunden betreten.

Ein hellblonder „Irish soft coated wheaten Terrier“

Manche Kinder beginnen mit ihm zu spielen, andere geben dem hellblonden Hund mit den weichen Locken eine kurze Umarmung, bevor sie in ihre Klassenzimmer gehen.

Wo Lemmy läuft, ist auch Lehrerin Gaby Ferg nicht weit. Sie ist die Besitzerin des „Irish soft coated wheaten Terriers“, der seit August als Schulhund auf dem Kindercampus mitläuft.

Lemmy mit seiner Besitzerin Gaby Ferg Foto: Sara Eskildsen

Der morgendliche Sitzkreis ist für Lemmy längst Alltag. Und so hüpft neben rund 30 Kindern an diesem Morgen auch ein Hund mit in die Aula. Er nimmt Platz neben seiner Besitzerin und genießt Streicheleinheiten einer Schülerin, die an diesem Morgen neben ihm sitzen darf. 

Begrüßung, Singen, Klatschen und Morgengymnastik – Lemmy beobachtet das Ganze liegend vom Boden aus.

„Sie haben immer jemanden, der auch mal wortlos zuhört“

Für die Kinder ist Lemmy wie ein Freund, sagt Lehrerin Gaby Ferg. „Sie haben immer jemanden, der auch mal wortlos zuhört und den man umarmen kann. Die Athmosphäre im Klassenzimmer ist ruhiger und entspannter mit Lemmy, denn die Kinder achten mehr auf einander und auf Lemmy.“

Lemmy ist auch beim morgendlichen Sitzkreis der ganzen Schule in der Aula mit dabei. Foto: Sara Eskildsen

Wie kam die Schule auf den Hund? 

 

Die Besitzerin erinnert sich: „Kurz vor den Ferien habe ich mit Marion (Petersen, die Schulleiterin, Anm. D. Red.) darüber gesprochen, und da kam die Idee, einen Schulhund zu haben. Natürlich musste das dann erstmal genehmigt werden, und sowohl der Deutsche Schul- und Sprachverein als auch unser Schulvorstand mussten erst grünes Licht geben. Alle waren dafür, und dann haben wir gesagt: Wir probieren es.“

Lemmy darf sich im Klassenzimmer frei bewegen, während die Kinder Unterricht haben. Meistens nutzt er die Gelegenheit für ein kleines Nickerchen. Foto: Sara Eskildsen

Anders als in Deutschland gibt es in Dänemark keinen Zertifizierungsprozess für Schulhunde, Voraussetzung für den Kindercampus war aber natürlich ein durch und durch gut erzogener Hund, der gerne und gut mit Kindern umgeht.

Auch ein Hund muss in die Schule gehen

Lemmy durchlief zwei Welpenschulen und zwei Durchgänge der Junghundeschule. Er bildet sich, mittlerweile erwachsen, zusammen mit seinem Frauchen regelmäßig weiter. „Er lernt nicht aus, und wir lernen nicht aus“, sagt die Lehrerin.

Aktuell ist der im Dezember 2021 geborene Lemmy viermal in der Woche in der Schule. Freitags bleibt er bei seinem Herrchen zu Hause – im Schwimmunterricht der Kinder kann er trotz allem nicht dabei sein.

Auf dem Schulflur bleiben immer wieder Kinder stehen, um Lemmy zu begrüßen und mit ihm zu spielen. Foto: Sara Eskildsen
Für Lemmy geht es an diesem Donnerstag als Erstes in die „Ahorn-Klasse“, die Klasse 0. Foto: Sara Eskildsen

Die Kinder lieben Lemmy, immer wieder fragen sie die Besitzerin, wer wann in welchem Unterricht und Sitzkreis neben Lemmy sitzen darf. Der Hund selbst passt sich den Kindern an: spielt und tollt mit den wilden und legt sich bei ruhigen Kindern zum Kraulen auf den Boden.

Ruhepausen und feste Regeln

„Toll ist, dass die Kinder durch Lemmy viele Regeln lernen und gerne beachten. Ordnung halten, oder Rücksicht nehmen, wenn er in seiner Box liegt und Ruhe haben will. Dann wissen sie: Jetzt dürfen wir nicht auf Lemmy zugehen.“

Weitere Regeln im Alltag mit dem Schulhund: Die Schultaschen geschlossen halten (wegen der duftenden Brotdosen), keine Dinge auf dem Boden liegenlassen (Lemmy kaut gerne) und nicht rennen und toben.

Wenn Lemmy müde ist oder seine Ruhe haben will, zieht er sich in sein Hundehaus zurück. Die Kinder wissen: Wenn Lemmy im Körbchen ist, müssen sie ihn in Ruhe lassen. Foto: Sara Eskildsen

„Es ist so interessant zu erleben, wie die Kinder sich wegen Lemmy gegenseitig an die Regeln erinnern“, sagt die Lehrerin. Im Klassenzimmer der 0. Klasse geht es für Lemmy entspannt weiter. Während Gaby Ferg mit den Kindern Datum und Kalender spielerisch erlernt, hat Lemmy Pause.

Eine Hundehütte im Klassenzimmer

In seiner aufgestellten „Hundehütte“ im Klassenzimmer legt Lemmy seine kalte Schnauze auf seine Pfoten und hört zu, was sein Frauchen den Kindern erklärt. Ein ganz normaler Alltag im Leben von Schulhund Lemmy.  

Lemmy hat Welpenschulen und Junghundschulen durchlaufen und bildet sich in seiner Hundeschule immer wieder weiter. Foto: Sara Eskildsen
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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Die Geschichte der Minderheit will gelernt sein“