Geschäftsleben

Näh- und Stoff-Paradies schließt nach 50 Jahren

Näh- und Stoff-Paradies schließt nach 50 Jahren

Näh- und Stoff-Paradies schließt nach 50 Jahren

Sonderburg/Sønderborg
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Thorkild Andresen hinter seinem Verkaufsthresen Foto: Sara Wasmund

In der Coronakrise lief es besser denn je, dennoch schließt das Traditions-Geschäft für Handarbeitsprodukte in der Sonderburger Innenstadt seine Pforten. Warum, das erklärt Inhaber Thorkild Andresen.

Stricknadeln so groß wie Kochlöffel, hunderte Sorten Garn und Wolle, Strickanleitungen für Handgelenkschoner und Nähmaschinen, die zur Reparatur Schlange stehen: Das Geschäft von Thorkild Andresen ist ein Paradies für Handarbeitende, die gerne mit Stoffen, Textilien, Garn und Wolle hantieren. Ein Paradies, das es nicht mehr lange geben wird. Nach knapp 50 Jahren an der Sankt Jørgens Gade endet das Geschäft mit Handarbeits-Utensilien und Nähmaschinenreparatur.

„Ich mache weiter, bis das allermeiste verkauft ist“

Der Grund: Mit rund 70 Jahren zieht sich Inhaber Thorkild Andresen in den Ruhestand zurück. Bis es soweit ist, werden alle Produkte im Laden im Ausverkauf angeboten. „Alles muss weg“ ist seit November in großen Buchstaben überall zu lesen, und das ist wörtlich gemeint. „Ich mache weiter, bis das allermeiste verkauft ist“, sagt der Inhaber. „Ich habe ja keine Eile, und ich kann selbst bestimmen, wie lange ich weitermachen will.“

Alles muss raus: Ausverkauf in der kleinen Nebenstraße der Perlegade. Foto: Sara Wasmund

Das Ende des Betriebes kommt in einer Zeit, in der das Geschäft besonders gut lief. In den vergangenen Jahren habe die Nachfrage nach Stricken, Häkeln und Nähen eine neue Hochzeit erlebt, sagt Thorkild Andresen. „Und seit der Coronakrise kommen nochmal mehr Menschen, die ein neues Hobby gefunden haben, indem sie nähen oder stricken“, sagt der Betreiber. „Schon vor Corona ging es sehr gut. Aber jetzt ging es gerade ausgesprochen gut.“

Die Auswahl muss groß genug sein, so das Motto von Thorkild Andresen. Foto: Sara Wasmund

Einige Zulieferer haben große Probleme, die Dinge zu besorgen, da die Fabriken nicht hinterherkommen. Und wenn man ein solches Geschäft betreibt, muss man einfach alle Produkte haben. Es geht ja gerade um die Vielfalt. Es gibt unendlich verschiedene Stricknadeln, Garn und Wolle. Und man kann nicht nur einen Reißverschluss anbieten.

Thorkild Andresen, Geschäftsinhaber
Im Laufe der vergangenen 40 Jahre hat Thorkild Andresen unzählige Nähmaschinen verkauft und repariert. Foto: Sara Wasmund

Die Hochkonjunktur bedeutet aber auch, dass diverse Produkte wegen des coronabedingten Produktionsstopps nicht mehr lieferbar waren.

„Einige Zulieferer haben große Probleme, die Dinge zu besorgen, da die Fabriken nicht hinterherkommen. Und wenn man ein solches Geschäft betreibt, muss man einfach alle Produkte haben. Es geht ja gerade um die Vielfalt. Es gibt unendlich verschiedene Stricknadeln, Garn und Wolle. Und man kann nicht nur einen Reißverschluss anbieten. Wenn das Sortiment zu klein wird, ergibt das keinen Sinn mehr. Außerdem ist diese ganze Situation mit Mund-Nasen-Schutz tragen und Abstand halten sehr anstrengend. Das sind die beiden Gründe für meinen Entschluss, das Geschäft aufzulösen.“

Garn, soweit das Auge und das Farbspektrum reichen. Foto: Sara Wasmund

Thorkild Andresen führt das Geschäft seit April 1981. „Vorher hatte es mein Vater zehn Jahre lang“, erzählt der gelernte Elektromechaniker, der 30 Jahre alt war, als er den Betrieb übernahm. Zuvor war er bei der dänischen Luftwaffe angestellt, „aber dann wollte ich nochmal was anderes machen“, so der baldige Pensionär. „Und ich habe diese Entscheidung nie bereut.“

Nähmaschinen-Service verschwindet

Thorkild Andresen steht den Kunden nicht nur mit Rat und Tat zur Seite und bedient die Kasse. Er repariert auch die Nähmaschinen der Kunden. Ein Service, den es so nun nicht mehr geben wird. „Ich nehme an, dass ,Stoff og Stil’ Reparaturen anbietet, aber die machen das vermutlich nicht selbst.“

Der Abschied fällt auch ihm schwer, doch die Corona-Restriktionen machen ihm den Abschied leichter. „Und ich bin nunmal runde 70 Jahre alt, irgendwann ist es einfach Zeit für diesen Schritt.“

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