„Sønderborg Kunstforening“ hat am kommenden Wochenende Grund zum Feiern: Der Verein wird 85 Jahre alt. Dieser Meilenstein wird im Sonderburger Multikulturhaus mit einer Ausstellung von Werken der Sonderburger Künstlerin Else Frøsig begangen. Im Ausstellungsraum „Radar“ präsentiert sie Gemälde, Zeichnungen und Papierskulpturen.

Anne Grethe Nielsen ist seit drei Jahren die Vorsitzende im Sønderborg Kunstforening. Der Verein hat im Augenblick 55 Mitglieder. „Wir haben eigentlich keine feste Adresse. Es wird immer die Adresse der oder des Vorsitzenden angegeben“, so Nielsen, die sich trotzdem mehr Mitglieder wünscht.

Der Verein zählte einst 360 Mitglieder

Die Mitgliederzahl erreichte in den 1960er-Jahren einen Rekord. Nach einer Ausstellung, während der 155 neue Mitglieder geworben werden konnten, kam der Verein auf die stolze Zahl von 360. Über die Jahre hatte der Kunstverein bis dato durchschnittlich immer 100 Mitglieder.

Der Sonderburger Kunstverein arrangiert jedes Jahr eine große Ausstellung, macht Ausflüge ins In- und Ausland und sorgt für einen gemütlichen Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern.

Der Verein hat eine Berechtigung

Anne Grethe Nielsen meldete sich 1998 als Mitglied im Sonderburger Kunstverein. Die Mitgliedschaft hat ihr immer viel gegeben, denn in einem solchen Gremium sollen sich die Künstlerinnen und Künstler auf lässige Art gegenseitig inspirieren können. „Ich kannte ja anfangs nur Grethe Thomsen. Aber wir haben uns immer ausgetauscht und konnten auch private Dinge bereden“, so Anne Grethe Nielsen, die seit ihrer Scheidung 1988 malt.

Auf die Frage, ob Sonderburg überhaupt noch einen Kunstverein benötigt, gibt sie eine entschiedene Antwort: „Ob wir immer noch eine Berechtigung haben? Ja, das haben wir. Wir müssen, wie schon bei der Gründung hervorgehoben, uns immer noch auf die Kunst aus Nordschleswig konzentrieren“, stellt die 70-Jährige fest.

Ein interessantes Stück Geschichte

Die Künstlerin hat in den vergangenen Wochen sehr viele Stunden im Lokalhistorischen Archiv verbracht. Dort hat sie Kisten voller Unterlagen des Vereins durchforstet, und alle Aktivitäten in einem Büchlein fein säuberlich in der korrekten Reihenfolge handschriftlich niedergeschrieben.

Die Geschichte des „Sønderborg Kunstforening“ ist ein interessantes Stück Geschichte, dass nicht verloren gehen darf. „Vielleicht werde ich es auch drucken. Das wollte der Künstler und damalige Vorsitzende Fritz Carstensen auch schon einmal. Aber daraus wurde dann nichts“, so die Vorsitzende, die in ihrem dicken Heft durch die vollgeschriebenen Seiten blättert und liest.

Wie begann es?

Am 3. März 1938 wurde in Sonderburg ein neuer Kunstverein gegründet. Die von Nordschleswigerinnen und Nordschleswigern geschaffenen Werke sollten eine gemeinsame Präsentation erhalten. Ein konkreter Plan des ersten Vorstands war eine Ausstellung in einem früheren Holzhandel gegenüber dem Schloss Sonderburg. 38 Mitglieder hatte der neue Kunstverein, zu dem die besser Situierten, wie Ärzte, Geschäftsleute und Politiker zählten.

Die Ehefrau des Architekten Mundt

Der erste Vorsitzende hieß viele Jahre lang Lektor Sv. E. Wisse. Seine Stellvertreterin war von 1938 bis 1974 Harriet Mundt. Zum ersten Vorstand gehörten auch zwei Buchhändler, Frau Bürgermeisterin Nielsen, ein Restaurateur und der Zahnarzt Ewald. Anne Grethe Nielsen hebt unter anderem Harriet Mundt hervor.

Die Ehefrau des Architekten Holger Mundt – er hat unter anderem das Sonderburger Rathaus gestaltet – wurde eine anerkannte Künstlerin, die jährlich eine staatliche Förderung von 3.600 Kronen erhielt.

Königin Ingrid und Edvard Munch

Die umfangreichste Exposition fand 1961 in der Sporthochschule in Sonderburg statt. Dort machten die Vereinigung Unikon und der Sonderburger Kunstverein gemeinsame Sache. Dabei heraus kam eine Ausstellung mit 350 Werken von Malergemeinschaften wie Corner, Kammeraterne, Kolorister und Decempristerne. Die Ausstellung wurde im Beisein von Königin Ingrid eingeweiht.

Die Vorsitzende Anne Grethe Nielsen hat weitere Beispiele für Ausstellungen aus der Vergangenheit des Kunstvereins gefunden.

Die Ausstellung von 1981 in der Stadtbibliothek auf dem Kongevej war ein Besuchermagnet. 1.100 Gäste wollten sich Edvard Munchs Ausstellung „Liebe, Angst und Tod“ nicht entgehen lassen. Für den damaligen Vorsitzenden Fritz Carstensen wurde diese Veranstaltung eine anstrengende Woche. Nach der Öffnungszeit nahm er alle Scherenschnitte, Lithografien und Radierungen von den Wänden und transportierte diese zu seinem Zuhause. Den exklusiven Kunstwerken durfte in Sonderburg nichts passieren. Am nächsten Morgen hängt er die teuren Arbeiten wieder auf.

In den vergangenen 85 Jahren wurden die Arbeiten von hiesigen oder prominenten Künstlern aus anderen Teilen Dänemarks präsentiert. Ob Jorn, Cronhammar, Lemmerz, Kvium, Heerup, Trampedach oder Thorsen – in Sonderburg gab es neben den Werken aus Nordschleswig immer wieder Kunst von einigen der größten dänischen Kunstschaffenden zu bewundern.

Verschiedene Vorsitzende

Der Verein hatte jahrzehntelang den gleichen Vorsitzenden am Ruder. Sv. E. Wisse saß von 1938 bis 1985 am Ruder des Sonderburger Kunstvereins. Seine Nachfolgerin wurde Karen Løvig. 1993 übernahm Tage Wolff diesen Posten, zwei Jahre später Randi Klose. 2003 wurde Gerda Rosendahl zur Vorsitzenden gewählt. Anne Grethe Nielsen hat seit 2020 die Verantwortung für den Verein.

„Sønderborg Kunstforening“ arrangierte unter anderem kürzere Aufenthalte in Berlin, Dresden, Bremen, Amsterdam, Hamburg und lud die Mitglieder zu Kunstausflügen beispielsweise nach Lübeck, Trapholt, Ribe und Christiansfeld ein. Die Ausstellungen fanden im Sonderburger Schloss, an der Staatsschule, Handelsschule, in der Stadtbücherei am Kongevej und auch im Tonderner Kunstmuseum statt. Die letzte Ausstellung im Sonderburger Schloss wurde 2017 durchgeführt. Seit 2018 werden alle Ausstellungen im Radar im Multikulturhaus abgehalten.

Der Imbiss ist wichtig

Für das kommende Jahr plant der Vorstand Ausflüge nach Ærøskøbing auf der Insel Ærø, zur Flensburger Schiffswerft und dem Museumsberg und im August eine Fahrt nach Hamburg.

„Und wir nehmen uns immer Zeit für ein gutes Frokost. Es ist immer wichtig, dass die Teilnehmenden sich zwischendurch gemütlich unterhalten können“, so die Vorsitzende.

Die Geburtstags-Ausstellung im Radar läuft vom 1. bis zum 30. April. Die Vernissage beginnt am Sonnabend um 14 Uhr.    

Else Frøsigs Werke können von Montag bis Donnerstag von 10 bis 19 Uhr, Freitag von 10 bis 17 Uhr und Sonnabend von 10 bis 14 Uhr besichtigt werden.