Deutsche Minderheit

„Der gute Ruf der Förde-Schule ehrt und verpflichtet“

„Der gute Ruf der Förde-Schule ehrt und verpflichtet“

„Der gute Ruf der Förde-Schule ehrt und verpflichtet“

Gravenstein/Gråsten
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Die Leute strömten in die Kaminhalle der Förde-Schule. Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Generalversammlung: Großes Interesse an der Förde-Schule, die jetzt 199 Kinder hat. Möglicher Anbau noch nicht spruchreif.

Wenn die Förde-Schule zur Generalversammlung einlädt, dann kommen die Eltern. In der Kaminhalle setzten sich am Mittwochabend sehr viele Mütter und Väter neben dem gemütlich flackernden Brennholz zurecht, um dort Informationen über das nicht zuletzt von der Corona-Pandemie geprägte Jahr zu erhalten.

Durststrecke für das Beisammensein

Der Versammlungsleiter Boy Lorenzen gab seinem Sohn Martin, dem Vorsitzenden der Förde-Schule, zuerst das Wort. Dieser sprach von „einer Durststrecke für das Beisammensein". Das Schiff der Förde-Schule 2020 zu halten, war eine Leistung, so die lobenden Worte an Schulleiter Niels Westergaard und dessen Stellvertreter Lars-Peder Thomsen.

Schulleiter Niels Westergaard hatte einen detaillierten Bericht vorbereitet. Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Wir hoffen auf mehr Alltag in der Zukunft“, meinte Martin H. Lorenzen, der mit eigenen Worten in seinem Bericht auf „Less ist More“ setzt. Die Teilnehmer applaudierten.

Potenzielle Einwanderer schauen vorbei

Schulleiter Niels Westergaard bezeichnete das vergangene Jahr als erfolgreich, erlebnisreich – und arbeitsintensiv. Seit den Sommerferien gibt es wegen Corona weit weniger Änderungen. „Dafür werden wir allerdings überrannt von potenziellen deutschen Einwanderern, die sich die Schule anschauen wollen. Sogar in Bayern, so eine Interessentin, hat man vom guten Ruf der Förde-Schule gehört“, so Westergaard lächelnd. Bis zu fünf Familien in einer Woche verschlingen Zeit.

Am Limit angekommen

Die Schule hat mehr Schüler bekommen. Im Augenblick hat die Institution der deutschen Minderheit 199 Mädchen und Jungen. „Wir sind am Limit angekommen“, wie der Schulleiter feststellte. Einigen Kindern und Familien musste abgesagt werden. Der gute Ruf ist immer die Begründung für das Interesse an der Förde-Schule. „Das ehrt und freut uns einerseits sehr, verpflichtet aber andererseits auch, unserem Konzept treu zu bleiben und die Erwartungen zu erfüllen“, so Westergaard.

Eingang der Förde-Schule Foto: Ilse Marie Jacobsen

Wegen Corona mussten im vergangenen Jahr viele Aktivitäten ausfallen. Statt Lottospiel gab es eine Weihnachtslotterie, die ganze 15.000 Kronen einbrachte. Weil die Banken geschlossen hatten, wurde das Bargeld bei Niels Westergaard in einem Kleiderschrank versteckt. Die Plastiktüte fand er Monate später, als er eigentlich nach einem Pullover suchte. Darüber amüsierten sich die Zuhörer.

Corona noch nicht vorbei

Die Corona-Restriktionen wurden in den vergangenen Monaten wesentlich gelockert. „Aber es ist noch nicht vorbei“, erklärte Niels Westergaard. Nach den Sommerferien gab es an der Förde-Schule schon am ersten Tag wieder einen Corona-Fall. Acht Kinder mussten sofort nach Hause geschickt werden. Die Waschschleuse in der Küche bleibt, und die Schüler desinfizieren weiterhin  laufend ihre Hände.

„Unsere Schüler scheinen weiterhin gern zur Schule zu kommen. Auf jeden Fall kommen sie morgens vom Bus fröhlich bei mir am Aquarium vorbei und verlassen den Schulhof mittags ähnlich gelaunt, was mich sehr freut. Ist doch das persönliche Wohlbefinden meiner Ansicht nach das Fundament des Lernens“, erklärte der Schulleiter.

Alle ziehen am selben Strang

Im Augenblick arbeiten 19 Lehrkräfte, zwei pädagogische Begleitkräfte, vier pädagogische Mitarbeiterinnern in der SFO und fünf Mitarbeiter im Team der Hausmeisterei. Westergaard dankte dem Förderverein, den Kindergärten in Rinkenis (Rinkenæs) und Broacker (Broager), dem Deutschen Ruderverein Gravenstein, der kommunalen Musikschule, dem Jugendverband Nordschleswig, dem Deutschen Schul- und Sprachverein – und dem Lehrerstab der Förde-Schule.

Annette Sølvbeck Fink (l.) und Marianne Saul mit ihren Geschenken Foto: Ilse Marie Jacobsen

Ein Erfolg und gute Zusammenarbeit, bei der alle am selben Strang ziehen, sei keine Selbstverständlichkeit, so Westergaard, der „Privatskolen Als“ als Beispiel dafür ansprach. Dort hatten sich Kollegen in einem anonymen Brief an die Presse gewandt.

„Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt, da wir einerseits nicht nur das Wohl der Kinder, sondern auf das der Mitarbeiter im Blick haben und andererseits durch die meist offene Tür zum Büro versuchen, den Kollegen zu signalisieren, dass wir immer ein offenes Ohr für sie haben. Lasst uns alle auch in Zukunft miteinander sprechen, wenn Probleme entstehen“, so die Aufforderung der Schulleitung an alle Mitarbeiter der Schule.

Mal Plus, mal Minus

Der Kassierer der Förde-Schule ist Simon Andersen. Er war bei der Generalversammlung verhindert. Deshalb kam Niels Westergaard erneut zum Rednerpult. Finanziell liegt bei der  Förde-Schule alles im grünen Bereich. Mehr Schüler haben mehr Staatsgeld gebracht. Wo die Förde-Schule 2020 im dänischen Haushalt ein Minus gemacht hatte, lag sie beim deutschen Haushalt im Plus. „Verstehe das, wer will“, so Niels Westergaard. Im Augenblick ist es umgekehrt der Fall.

Die Schleswigsche Partei machte auf die bevorstehende Wahl aufmerksam. Foto: Ilse Marie Jabobsen

Die SFO-Leiterin Eveline Gade Gerber sprach ebenfalls Corona an. Es wurden bei der Schulfreizeitordnung viele Sicherheitsmaßnahmen vorgenommen, die Eltern konnten aber immer ihre Kinder in der SFO abholen. Da die Kinder aufgeteilt wurden, wurde für einige die Kaminhalle ein fremder Ort. Die Sommerbetreuung wurde in diesem Jahr fleißig genutzt.

„Muss dann gebaut werden?"

Die Förde-Schule kann beim Umbau der gegenüberliegenden ehemaligen Hörklinik zum deutschen Kindergarten auch einige Räume nutzen, was für die voll belegte Schule eine große Hilfe ist. Unter Punkt Verschiedenes stellte Versammlungsleiter Boy Lorenzen deshalb auch sofort Niels Westergaard eine Frage: „Was ist, wenn der Kindergarten kommt? Muss dann gebaut werden?“

„Das ist ein heißes Eisen und noch nicht spruchreif. Aber es muss eine Lösung gefunden werden“, so der Schulleiter.  Alle Berichte wurden angenommen. Der Jahresbeitrag bleibt der gleiche. Es waren keine Anträge gestellt worden.

Zwei Neue im Vorstand

Bei den Wahlen musste für Marianne Saul ein Nachfolger gefunden werden. Auch die Suppleantin Annette Sølvbeck Fink wünchte keine Wiederwahl. Thomas Kleinschmidt wollte gern im Vorstand bleiben. Nach einigen Diskussionen über die gängigen Wahlregeln wurde beschlossen, dass Mads Mikkel Tørsleff und Svenja Hansen in den Vorstand kommen. Wer welchen Posten erhält, das wird der Vorstand bei der Konstituierung entscheiden.

Viele beteiligten sich an der Generalversammlung der Förde-Schule. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Marianne Saul und Annette Sølbeck Fink dankte Martin Lorenzen mit Worten und einem Geschenk. „Macht es gut, und behaltet uns in guter Erinnerung“, so seine Aufforderung.

Rainer Naujeck informierte über die anstehende Wahl zum Stadtrat und zur Region. „Rainer, das ist ja keine Wahlveranstaltung“, stellte der Versammlungsleiter lächelnd fest.

Der Förderverein zog Bilanz

Anschließend zog der Förderverein der Förde-Schule eine Bilanz. „Die Einnahmen waren gering – aber die Kosten auch“, so der Vorsitzende Hans Peter Alnor. Der Förderverein hatte aber wie üblich Kosten übernehmen können, die die Schule sonst nicht übernehmen könnte. Den Wunsch des verstorbenen Gerhardt Jepsen, statt Blumen der Förde-Schule einen Geldbetrag zu überweisen, hatten viele befolgt.

Mit dem Motto „Sammen for Synnejylland" geht die Schleswigsche Partei in den Wahlkampf. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Bei den Wahlen übernahm Hannelore Nicolaisen eine Wiederwahl. Peter Johannsen wollte gern den Vorstand verlassen. Seine Nachfolge trat Solveig Schwarz an. Der Jahresbeitrag für den Förderverein der Förde-Schule bleibt bei 50 Kronen.

Dem Versammlungsleiter Boy Lorenzen wurde diesmal nicht mit Merci-Schokolade, sondern mit einem für den Landesteil gerechten Geschenk gedankt: einer Flasche Hansen Rum aus Flensburg.

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
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