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Für Revue-Künstler Lundgaard ist Sonderburg ein Genuss

Für Revue-Künstler Lundgaard ist Sonderburg ein Genuss

Für Revue-Künstler Lundgaard ist Sonderburg ein Genuss

Wenningbund/Vemmingbund
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Jesper Lundgaard im Wasser Foto: Karin Riggelsen

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Der Sänger Jesper Lundgaard genießt sein Engagement am Alsensund in vollen Zügen. Er liebt Nordschleswig und findet auch Deutschland sehr spannend.

Das Sonderburger Revue-Team besteht aus routinierten Schauspielern und Sängern, die auf der Bühne für eine gute Show und einen krönenden Applaus einfach alles geben. Ist die Revue aber fertig, dann geht es für die Künstler aus anderen Teilen des Königreichs hinaus ans Wasser in einen Ferienort. Sie wohnen alle in einigen Sommerhäusern in Wenningbund (Vemmingbund).

Ein solches Haus ist ein Geschenk

Jesper Lundgaard war schon im vergangenen Jahr an der Wasserkante in dem Sommerhaus, wo er nun seit Wochen mit Blick über das Wasser wohnt. „Ich spürte sofort, dass es das sein sollte“, gibt er gerne zu.

Im Sommerhausgebiet von Wenningbund wohnen die Feriengäste recht nah beieinander. Aber in Jesper Lundgaards etwas höhergelegenem, gemütlich eingerichteten Bungalow ist er ein wenig weg vom Geschehen an der Straße und dem Strand. Und es gibt gute Ecken, wo er ganz ungestört und allein sein kann. „Es ist ein Geschenk, wenn einem so ein Haus empfohlen wird“, meint er lächelnd.

 

Jesper Lundgaard vor seiner Bleibe in Wenningbund Foto: Karin Riggelsen

Er schläft gern in einem frisch temperierten Schlafzimmer und genießt auch eine frische Brise vom Wasser. Er verbringt seit Mitte Mai fast die ganze Woche in Wenningbund und trifft mittlerweile dieselben Menschen, die entweder mit ihrem Hund Gassi gehen oder mit dem Boot in See stechen. „Das ist doch sehr gemütlich“, meint er lächelnd.

Die lokalen Hotspots entdecken

„Und dann habe ich natürlich SuperBrugsen in Broacker, auf nordschleswigsch Braue genannt, gefunden. Das ist wohl einer der am besten ausgestatteten Supermärkte überhaupt. Die haben unglaublich viele Sachen – und eine leckere Delikatessen-Abteilung“, so Jesper Lundgaard voller Begeisterung. Sonderburg ist für ihn die zweite Art von Revue.

Er war sechs Jahre Teil der Rattenfallen-Revue in Svendborg auf Fünen. Wie auf Fünen findet der Gast plötzlich heraus, was alles in der nahen Umgebung liegt. „Plötzlich findet man das gute Eis in Schelde, Spar Es und ’Kajs Bageri‘. Das sind so die ganz kleinen Dinge“, so Lundgaard.

In Wenningbund am Strand Foto: Karin Riggelsen

Frokost-Tournee geplant

So kam er auf seine sogenannte „Frokost“-Tournee. „Man kann nicht abends speisen, weil ich da  auftreten muss. Aber ich muss erst einmal all die guten Stellen für ein ‚frokost‘ finden“, so Lundgaard. Im Juli kam auch sein Sohn aus Aarhus zu ihm nach Wenningbund. Nun bleiben Vater und der 17-jährige Alexander in den kommenden Wochen in Nordschleswig.

Jesper Lundgaard ist seit 2018 Single: „Und du brauchst keine Telefonnummer und sowas zu schreiben“, meint er gutgelaunt. Lundgaard hat auch ein enges Verhältnis zu seinen Eltern, die gern in sein Eigenheim in Viby ziehen, um dort unter anderem auf seinen großen gemütlichen Morten-Korch-Garten aufzupassen. Er will dem „älteren Paar“, wie er sie liebevoll nennt, ganz viele liebe Erlebnisse bescheren.

In Wenningbund kann Jesper Lundgaard gut entspannen. Foto: Karin Riggelsen

Was ist hier in Sonderburg anders als bei ’Rottefælden’ in Svendborg?

„‘Rottefælden’ wird in einem kleinen Raum mit 250 eng beieinanderhockenden Zuschauern gespielt. Hier ist alles einfach größer, ein Theatersaal. Mehr Menschen müssen durch das System“, so Lundgaard, der auch eine andere Parallele zieht. ’Rottefælden’ war zu seiner Zeit ein wenig wie die frühere Sonderburger Revue zu Maiboms Zeiten – ein wenig unter der Gürtellinie, aber auf eine raffinierte Art und Weise, wie Leif (Maibom, Anm. der Red.) es auch gern wollte. Jeanne (Boel, Anm. der Red.) will die Revue ganz vorsichtig in eine andere Richtung ziehen. Man behält das treue, etwas ältere Publikum. Ihnen soll ein guter Abend beschert werden. Aber wir müssen auch auf die schauen, die 35 plus oder 45 plus sind. Wie kriegen wir die in die Revue, sodass dieses Genre auch in Zukunft ein neues und viriles Publikum erhält? Das ist ein sehr spannender Prozess“, erklärt Lundgaard.

An dem einen Abend saß ein junges Paar mit den Eltern im Publikum. „Die hatten ein Fest! Man hatte eigentlich Lust, sie anschließend zu fragen: Wie alt seid ihr? Vielleicht 28 oder 30. Und sie fragen, wie sie es eigentlich gefunden haben. Deshalb hat Jeanne es auch Sønderborg Sommer Revy Show genannt. Wir sollen einen anderen visuellen Touch haben und zeigen: Wir können was anderes“, meint Lundgaard.

Jesper Lundgaard Foto: Karin Riggelsen

Die Herren-Influenza-Nummer ist ein gutes Beispiel für die etwas andere Show. Die drei Männer auf der Bühne singen vorzüglich und tanzen eminent. „Das ist eine Nummer, die man nicht in anderen Revuen hat. Deshalb hat Jeanne drei Männer engagiert, die singen und tanzen können. Diese Nummer hätten Leif Maibom und Flemming Jensen nie gemacht“, stellt der Sänger fest. 

Hast du eine Favoriten-Nummer?

„Die Boyband-Nummer ‘Männerinfluenza‘ in der zweiten Abteilung. Und ich habe ja die Hansi-Nummer! Ich weiß, ich mache was, worüber die Leute lachen. Das ist ein Geschenk. Einen Abend spielen sie mehr verrückt, als an anderen. Ich habe die Nummer 2011 zum ersten Mal in der ’Rottefælden’-Revue gemacht. Da war der Text etwas anders. Wir haben jetzt etwas Corona eingemischt. Die Leute sehen mich in meinem wunderlichen Kostüm. Ich sag: „Klapp den Pferd“ – das ist einfach urkomisch. Es steht der Revue, dass sie sehr breit ist. Es gibt auch ernstere Themen und was zum Nachdenken“, stellt er fest.

Gutes Deutsch kein Zufall

Das gute Deutsch ist übrigens kein Zufall. Jesper Lundgaards Vater Kurt spricht diese Sprache ausgezeichnet. Kurt Lundgaard ließ sich einst in Neumünster als Textiltechniker ausbilden. Sein Großvater hatte das Sportbekleidungsunternehmen Carite gegründet. Zur Kundschaft gehörten auch Deutsche. Die Familie Lundgaard fuhr auch im Urlaub nach Deutschland.

„Und dann hab ich eigentlich ein feines Sprachgefühl. Reiß ich mich zusammen, dann kommt das ganz von allein. Vor Jahren fuhr ich übers Wochenende mit meiner damaligen Freundin nach Hamburg. Es irritierte mich, dass ich Englisch sprach. Versuchte ich mich mit Deutsch, wechselte der Ober einfach auf Englisch. Das war wirklich ätzend. Ehrlich gesagt, es ist nicht immer ganz korrekt. Aber es ist so schön, dass man verstanden wird. Bei der Revue muss ich gestehen, dass es das ganz korrekte Semisigment ist. Hier versteht man ja die Mischung. Aber es gibt ja auch einige, die vielleicht nicht ein Drittel mitgekriegt haben. Die sind ja eher Schwedisch gewöhnt. Hier sieht man 'ZDF' oder 'NDR' und dort 'SWF'. Die Nummer hat hier den richtigen Landesteil gefunden“, so Lundgaard.

Jesper Lundgaard Foto: Karin Riggelsen

Lone Rødbro hat im ersten Akt der Sonderburger Show den Sketch, wo sie als Sozialdemokratin nie sexuell belästigt worden ist. Das ist ein Maibom-Sketch. „Alle sprechen darüber, dass man belästigt wird. Aber sie hat noch nicht einmal einen Klatscher auf den Po bekommen. Das ist so hinterlistig – und so süß“, meint Lundgaard.

Was ist das Gute in Nordschleswig?

„Es ist toll in einen Landesteil zu kommen, wo das Nationalgefühl – kann man es patriotisch oder stolz nennen? Hier gibt es ein Landesteilsgefühl, einen enormen Stolz. Wenn man hier herumkommt, dann darf die Sprache Sønderjysk viel füllen. Leute reden ja so in Nordschleswig. In Herning spricht keiner jysk. Das ist ein Merkmal. Sønderjysk füllt wirklich viel als Sprache. Und dann muss ich ja auch einfach sagen: Hier ist es einfach schön. Eine enorm tolle Natur und gemütliche Städte. Viele laufen auf dem Gendarmenpfad. Visuell gibt es hier ganz viele tolle Stellen am Wasser. Und das Gericht ‘Kong Fiddes Livret‘ hab ich auch probiert. Anschließend gab es Apfelkuchen im Glas mit in Butter pfannengeröstetem Marzipan. Das habe ich noch nie bekommen. Das hat sagenhaft geschmeckt. Das war so gut“, ruft Jesper Lundgaard und verzieht immer noch völlig verzaubert das Gesicht.

Jesper Lundgaard ist immer viel in Nordschleswig aufgetreten. Er hat unter anderem auch „En søndag på Als“ moderiert. Aber diesmal ist er nicht nur einen Tag in Nordschleswig. Die Revue läuft bis einschließlich 24. Juli.

In Nordschleswig gibt es Stellen, die er noch nie gesehen hat. „Der königliche Küchengarten in Gravenstein zum Beispiel. Den muss ich einfach sehen“, wie Lundgaard gerne zugibt.

Der Garten war Therapie

Zu seinen Hobbys zählt auch der große Garten in Viby: „Das war mein großer Freund. Während Corona hab ich dort einige Therapiestunden gehabt. Habe eine Hecke gestutzt. Im vergangenen Sommer war man ja einfach dort, weil ansonsten nichts passierte. Als ich von meinem Vater in den Garten geschickt wurde, wollte ich keinen Garten. Aber jetzt ist das anders. Das kommt wohl mit dem Alter“, meint der Künstler. Seine Eltern haben selbst keinen Garten mehr. Dann kommen sie zwei Tage zum Sohn Jesper und bringen alles auf Vordermann in seinem großen Garten.

Jesper Lundgaard relaxed gern am Strand von Wenningbund. Foto: Karin Riggelsen

Jesper Lundgaard wird in Nordschleswig nicht überall von allen möglichen Menschen angesprochen. „Wenn ich laufe, dann winken die anderen einem zu. Das tut man nicht in Aarhus – das ist eigentlich ziemlich traurig“, meint Lundgaard. Ihm fehlt übrigens das Sie. Für ihn ist das Sie ein Zeichen für Respekt. „Man soll die Leute ja nicht aufteilen, aber wenn man Leute über 75 Jahre trifft, dann ist der altersmäßige Respekt verschwunden.“

Fahrt nach Berlin

Jesper Lundgaard gibt zu, dass er während seines Revue-Aufenthalts auch schon mal nach Deutschland zum Einkaufen fährt. „Läuft alles wie geplant, dann fahren wir aber auch vier Tage nach Berlin. Wir wohnen beim Zoologischen Garten. Diese sechs Stunden Fahrt nach Berlin sind total gemütlich. Und kurz vor Berlin liegt der weltbeste McDonalds. Da müssen wir hin“. 

Das Gespräch landete natürlich auch bei Corona. Jesper Lundgaards Mutter wurde im vergangenen Jahr 80 Jahre alt. Die Söhne wollten ihre Mutter umarmen. „Also haben wir uns solche Overalls und Schutzmasken besorgt. Dann sind wir zu ihr hingelaufen und haben sie geknuddelt und geküsst. Sie hat geweint. Sie war monatelang nicht umarmt worden“, so Jesper Lundgaard. Das mit Nähe und Gemeinsamkeit hat auch für ihn eine ganz andere Bedeutung bekommen.

Immer das Beste aus dem Tag machen

„Ich bin nun mal ein Mensch, der genießt. Ich will das Beste aus jedem Tag machen. Ich genieße die kleinen Dinge des Lebens. Einen Kaffee, Sand unter den Füßen oder eienn schönen Sonnenuntergang. Nicht nur weiterfahren, sondern anhalten und genießen. Man erhält viele kleinen Geschenke jeden Tag“, so Lundgaard.

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