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Flyer erinnert an Nazi-Flugblatt: „Das ist geschmacklos“

Flyer erinnert an Nazi-Flugblatt: „Das ist geschmacklos“

Flyer erinnert an Nazi-Flugblatt: „Das ist geschmacklos“

Sonderburg/Sønderborg
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Dieser Flyer ist in Sonderburger Briefkasten eingeworfen worden. Foto: Kristian Beuschau

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In Sonderburg sind Flyer im Umlauf, die Stimmung gegen das neue Epidemie-Gesetz der dänischen Regierung machen. Stil und Aufmachung ähneln jenen Flugblättern, die einst von den Nazis über Dänemark abgeworfen worden.

„Aufruf! An Frauen, Männer und Kinder in Dänemark! Dein Land hat es nötig, dass du Haltung beziehst!“ Mit dieser Überschrift wendet sich ein Flyer an Bürger des Landes, um über die „Medizinal-Diktatur“ und über direkten und indirekten „Impfzwang“ zu informieren.

Dem Sonderburger Stadtratsmitglied Kristian Beuschau ist dieser Flyer in die Hände gekommen. Der Sozialdemokrat ist entsetzt über den Stil, aber auch über die Botschaft des Schreibens.

Assoziationen zum Zweiten Weltkrieg

„Das erinnert mich doch schwer an die Flyer, die damals im Zweiten Weltkrieg kursierten. Ein Wunder, dass sie im Briefkasten lagen und nicht mit dem Flugzeug abgeworfen wurden“, so Beuschau. Für ihn ist der Stil völlig daneben. „Gerade im deutsch-dänischen Grenzland, in denen die Beziehungen zwischen Deutschen und Dänen, dänischer Mehrheit und deutscher Minderheit so gut sind.“

Der Flyer informiert über das Epiedmie-Gesetzt und und warnt vor Impfzwang. Foto: Kristian Beuschau

Im Flyer ist zu lesen, dass das neue Epidemie-Gesetz den Dänen ihre Freiheiten und Rechte nehme, für die „unsere Vorfahren hart gekämpft und Blut, Schweiß und Tränen geopfert haben“.

Eine „schnell wachsende Gruppe sehr unterschiedlicher Menschen“ arbeite seit Anfang 2020 damit, „der Regierung und den Gesundheitsbehörden kritische Fragen zu stellen, um die vielen unklaren und nicht zusammenhängenden Daten und Informationen abzuklären, die offenbar dafür genutzt werden, um die Bevölkerung in Schrecken zu versetzen“. Diese „Schreckkampagne“ führe dazu, dass Teile der Bevölkerung die Restriktionen und Gesetzgebungen akzeptieren würden.

„Ich weiß nicht, in was für einer Blase diese Leute leben?“, fragt Stadtratspolitiker Beuschau. „Seit rund einem Jahr wird alles getan, um so viele Menschen wie möglich vor einem gefährlichen Virus zu schützen. Menschen sterben daran. Es geht um Schutz, nicht um Einschränkungen und dann kommen diese Leute daher und arbeiten dagegen an.“

Mehrere Initiativen stehen hinter dem Flyer

Als Initiativen hinter dem Flyer sind unter anderem „Folkebevægelse for Friheden“, „Danmark Vågner“ oder „More Freedom Less Control“ genannt. Diese Organisationen halten die Corona-Restriktionen für überzogen und fordern ein Ende der Einschränkungen. Sie berufen sich auf Grundrechte wie Versammlungs- und Reisefreiheit, die durch die Corona-Restriktionen eingeschränkt sind.

Sie warnen außerdem davor, dass in Zukunft nur noch geimpfte Bürger ihre Grundrechte wahrnehmen können und dass nicht geimpfte Bürger in Zukunft am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen können.

Ähnliche Aufmachung: Diesen Flugzettel warfen die Nazis 1940 anlässlich der Besetzung Dänemarks über dem ganzen Land ab. Foto: Archiv

Hauke Grella, Historiker und Leiter des Deutschen Museums in Sonderburg, sagt zu dem Flyer: „Wenn man die Überschrift sieht, dann macht es Klick. Ich denke nicht, dass die Wortwahl ein Zufall ist“, so Grella.

„Das ist natürlich eine extra Provokation“

„Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass man sich an das alte Flugblatt anlehnt, um eine Stimmung zu erzeugen. Das ist natürlich eine extra Provokation. Ich finde es gut, die Restriktionen zu diskutieren und nicht alles von der Regierung einfach so hinzunehmen. Aber anzudeuten, dass wir auf dem Weg in eine Diktatur sind und das mit der Besetzung Dänemarks durch die Nazis in Zusammenhang bringt, das ist schon ziemlich weit draußen.“

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