Historie

„E Kleinbahn“ ein wichtiges Stück alsische Geschichte

„E Kleinbahn“ ein wichtiges Stück alsische Geschichte

„E Kleinbahn“ ein wichtiges Stück alsische Geschichte

Norburg/Nordborg
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Der alte Østerlundkro hat mit den Eisenbahn-Liebhabern wieder viel Leben erhalten. Foto: Karin Riggelsen

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Die Handwerker dürfen nach Corona bald wieder in der Werkstatt arbeiten. Ein fertig wiederhergerichteter Wagen steht fein eingepackt neben dem früheren Østerlundkro.

In einem der alten Stallgebäude des früheren Norburger Krugs „Østerlundkro“ steht ein großer alter Eisenbahnwagen der deutschen Eisenkontruktionsfirma Beuchelt & Co in Schleswig.

Von 1913 bis 1933 ratterte er einst stolz auf den schmalen Schienen der  „E Kleinbahn“ durch die alsische Landschaft. Der alte Wagen diente später das Sommerhaus der Sonderburger Familie Gramkow in Kettingskov. Vor einigen Jahren schenkte die Familie den Eisenbahn-Fans auf Nordalsen das wichtige Stück Geschichte.  

Unterschied der Klassen

Das Baujahr von Gramkows stolzen Schienentransportmittel ist 1913 – und wer von den Seiten in die verschiedenen Abteilungen des völlig auseinandergefriemelten Skeletts schaut, sieht es sofort: Damals reiste die dritte Klasse nicht so feudal und vornehm wie die erste oder zweite Klasse.

 

Frode Mølgaard mit der Tür der zweiten Klasse Foto: Karin Riggelsen

In der ersten Klasse gab es eine Toilette und dort saßen die Passagiere in kleinen Räumen, während die Passagiere auf den billigen Plätzen in einem großen Gemeinschaftsareal von A nach B befördert wurden. Sogar bei den Türen wurde ein Unterschied gemacht. Zur ersten und zweiten Klasse hin waren die Türen mit verschiedenen kunstvollen Holzmustern versehen. Zur dritten Klasse hin war die Tür ganz schlicht.

Ein Blick von hinten in die einstige Toilette Foto: Karin Riggelsen

Ist der Wagen einmal völlig fertigrenoviert, muss die dänische Bahnbehörde alles begutachten, bevor der Wagen auf die erste Fahrt geschickt werden darf.

Knotenpunkt Wollerup

Einst gab es auf der Insel Alsen von 1898 bis 1933 - von Pferden, Fahrrädern und Motorrädern und einigen Autos abgesehen - nur eine Reisemöglichkeit: Die schmalspurige Eisenbahn „E Kleinbahn“.

Frode Mølgaard an der Tischlermaschine, die durch die Förderung der Velux-Stiftung nun noch sicherer arbeitet. Foto: Karin Riggelsen

Die in preussischer Zeit angelegte Bahn führte von Sonderburg nach Wollerup (Vollerup), von wo der eine Zug nach Klein Mummark (Lille Mommark), der andere nach Norburg (Nordborg) ratterte.

Seit 2008 im Krug

Seit 2003 verbringen tüchtige Handwerker auf Nordalsen viel Zeit, um auf Nordalsen wieder eine schmalspurige Eisenbahnverbindung zwischen Norburg und Elsmark zum Universe anzulegen. Seit 2008 tun sie dies im alten „Østerlundkro“ am Oksbølvej 15 in Norburg, wo sie viele freie Stunden mit der schonenden Renovierung und Wiederherrichtung von alten Eisenbahnwagen verbringen.

In der Werkstatt gibt es nicht viel Platz für die Helfer. Rechts steht Gramkows Wagen. Foto: Karin Riggelsen

Dort verfügen sie über ein 500 Quadratmeter großes Gebäude, wo 185 Quadratmeter für den Klub, der Rest als Maschinenwerkstatt, Wagenhalle, Schmiedewerkstatt und Tischer- und Malerwerkstätten dienen. Zum Eisenbahnprojekt gehören auch fünf Hektar Feldareale, die einmal zum Norburger Bahnhof werden sollen.

Treue Handwerker

„Wir haben so tüchtige und sehr treue Handwerker“, hebt er Vorsitzende von „Veterantogsforeningen Amtsbanerne på Als“, Frode Mølgaard, hervor.

Ein Blick in die 3. Klasse des Gramkow-Wagens Foto: Karin Riggelsen

Aber auch diese 15 bis 20 Helfer mussten seit Mitte Dezember wegen Corona erneut eine längere Pause einlegen. Doch die Eisenbahn-Helfer dürfen sich freuen: Am 25. Mai dürfen sie  wieder zu ihrem Gemeinschaftsprojekt Kleinbahn in den Krug, um sich dort wieder den vielen Aufgaben zu widmen.

Dort gibt es noch viel zu tun. Alles wird auseinandergebaut, wieder hergerichtet und wieder zusammengefügt.

Unternehmen fördern das Projekt

Die alsischen Konzerne Linak und Danfoss unterstützen „E Kleinbahn" laufend bei konkreten Projekten. Vor kurzem hat auch die Velux-Stiftung wieder einen nicht näher genannten Betrag an die Kleinbahn-Freunde auf Nordalsen geschickt. Mit dem Geld wurden die neue Tischlermaschine und die Kompressor-Anlage gesichert.

Viele Maschinen in den Werkstätten stammen von Danfoss.

Die erste Lok musste „Amtsbanerne på Als" wieder verkaufen, weil diese nicht für schmale Gleise gebaut worden war. Foto: Karin Riggelsen

Was „Veterantogsforeningen Amtsbanerne på Als“ sich im Augenblick am meisten wünscht, ist ein weiteres großes Gebäude. Auf der grünen Fläche um den Krug herum stehen alte Eisenbahnteile, Schienen und auch die alten drei Draisinen, die einst für ein Ringreiten genutzt wurden. „Die müssten eigentlich drinnen stehen“, so Frode Mølgaard.

Auch der erste fertige Wagen, der nun fein eingepackt neben dem Krug steht, müsste eigentlich in einer Halle untergebracht werden. Oder die großen Räder aus dem Harz für den restaurierten Wagen.

So sah der Wagen bei der Ankunft in Norburg aus. Foto: ABA
Das Resultat nach rundgerechnet 10.000 Stunden Arbeit der freiwilligen Handwerker. Foto: ABA

Der Sonderburger Kulturausschuss hat 350.000 Kronen für die neue Halle von „E Kleinbahn" abgesetzt. Unter anderem wegen Corona wird der Bau eines solchen Gebäudes aber das Doppelte kosten. Bauteile sind in den vergangenen Monaten wesentlich teurer geworden. Nun muss der nordalsische Eisenbahnverein bei verschiedenen Stiftungen Zuschüsse beantragen.

Teil der Geschichte

„Amtsbanerne på Als“ hat im Augenblick 100 Mitglieder. In den gemütlichen Clubräumen stehen unter andrem auch die schönen alten Uniformen der Kleinbahn-Mitarbeiter, hohe lederne Sitzbänke, alte Lampen und Signale. Alles Teile der einstigen Eisenbahn.

Ein Warnschild Foto: Karin Riggelsen

Vieles wurde „E Kleinbahn" geschenkt, weil das Projekt auf Nordalsen den Menschen viel bedeutet. Die Bahn hatte einst 18 Bahnhöfe und neun Haltestellen.

„Wir sind ein Teil der Geschichte hier“, wie der Vorsitzende Mølholt feststellt.

In diesem Jahr wird der Tag der offenen Tür nicht durchgeführt. Besucher dürfen sich erst im kommenden Jahr wieder das Eisenbahnprojekt im Krug anschauen.

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Kirsten Bachmann

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