70. Geburtstag

Bent Jensen: „Lieber Deutsch sprechen als auf Englisch ausweichen“

Bent Jensen: „Lieber Deutsch sprechen als auf Englisch ausweichen“

Bent Jensen: „Lieber Deutsch als Englisch“

Guderup
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Bent Jensen vor einem der drei großen runden Linak-Gebäude. Foto: André Thorup, JydskeVestkysten

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Dem „Nordschleswiger“ erzählt der bald 70-Jährige in seinem Büro in Guderup, wie einst alles vor 45 Jahren begann, was ihm zu dem weltweiten Erfolg verholfen hat, und wie seine Hobbys Segeln und Violinspiel ihm eine gut tuende Pause bescheren.

Wer das Wort Linak hört, denkt immer an einen Mann: Bent Jensen.

Der Maschineningenieur von Alsen, der im jungen Alter von 25 Jahren das von seinem Großvater gegründete Unternehmen „Christian Jensen Maskinbygger" von seinem Vater übernahm. Dort wurden einst Landwirtschaftsgeräte der Bauern repariert, eine Autowerkstatt gehörte auch dazu. Damals arbeiteten dort sieben oder acht Personen.

In den vergangenen 45 Jahren ist viel passiert. Heute ist Linak weltweit einer der führenden Lieferanten von verschiedenen Aktuatoren. Der Gesamtumsatz im laufenden Jahr liegt bei 4,2 Milliarden Kronen, und der Konzern beschäftigt 1.300 Mitarbeiter allein in Guderup. Hinzu kommen 1.200 Personen in anderen Teilen der Welt. Linak hat Fabriken in USA, China, der Slowakei und Thailand und Tochtergesellschaften in 30 Ländern.

Runder Geburtstag

Nichtsdestotrotz fährt Bent Jensen wie seine vielen Angestellten jeden Tag zur Arbeit. Am Mittwoch, 15. Dezember, wird sein Tag aber vermutlich ein wenig anders als sonst. Dann vollendet der für die Sonderburger Gegend so wichtige Mann seinen 70. Geburtstag.

Seinen runden Geburtstag feiert Jensen am Freitag auch mit seinen Angestellten. Er hat alle zu einem Konzert mit Rasmus Seebach und Sharon Shannon ins Alsion eingeladen.

Es ist ihm egal, ob er auf der offiziellen Liste der reichsten dänischen Personen auf Nummer sieben steht:  Bent Jensen ist kein Mann, der sich alles von anderen servieren lässt. Er ist es gewohnt, mit seinen Beinen ganz fest auf dem nordschleswigschen Boden zu stehen. Und für die Journalistin des „Nordschleswigers“ sorgt er im Nebenraum seines Büros im ersten Stock auch selbst für eine frisch zubereitete Tasse Espresso. Er spricht sønderjysk: „Und gib mir einfach Bescheid, wenn ich zu viel rede“, meint er lächelnd.

Wie begann es für dich damals bei Linak?

„Ich war nur 25 Jahre alt, und es war eigentlich überhaupt nicht mein Traum. Ich wollte hinaus in die Welt und dort als Ingenieur arbeiten. Aber mein Vater war alt geworden. Entweder, ich übernahm den Betrieb, oder er hätte alles abgewickelt. Für mich war es eine Verpflichtung, es war ein Familienbetrieb. Ich habe dort ja gespielt, und Mechanik war für mich ja schon als Kind ein Hobby. Aber ich wusste auch, dass ich von der Produktion, die es dort gab, nicht leben konnte. Ich besprach es mit meiner Freundin, die seit vielen Jahren meine Frau ist, und wir machten ab: Das probieren wir nun – erst einmal fünf Jahre. Aber ich brauchte eine Idee, die auch tragfähig war. Da hab ich dann die Idee mit dem Aktuator gehabt."

Der erste große Auftrag

Der erste große Auftrag von Bent Jensens Linak waren 2.000 der ersten Aktuatoren für „Tårup Maskinfabrik“ in Kerteminde. Das war der größte Produzent von Mähladern in ganz Dänemark, und sie setzten auf Linak.

Dieser Auftrag wurde der Start für die Fabrik in Guderup. Bent Jensen kaufte ein kleines Gebäude, dessen früherer Besitzer pleite gegangen war. Was für ihn wichtig war: In Guderup konnte Linak wachsen. Tochtergesellschaften kamen hinzu – Linak wurde größer und größer.

Muss Linak immer größer werden?

„Wir brauchen Wachstum. Wenn die Konkurrenten größer werden, dann geht es für uns zurück. Dann werden wir plötzlich die Kleinen. Unser Markt wächst glücklicherweise. Es werden immer mehr höhenjustierbare Schreibtische gebraucht. Die ganze Welt ist noch nicht gesättigt. Ob in der Landwirtschaft, Medizin oder bei den Zahnärzten. Nimm einfach mal das Auto. Man drückt auf einen Knopf und schon geht das Fenster im Auto runter. Man elektrifiziert alles. In der Landwirtschaft geht es mehr und mehr auf Elektrizität über. Wenn wir nicht wachsen, dann überholt uns die Konkurrenz.“

Wie sieht deine Arbeitswoche aus?

„Journalisten erwarten immer, dass ich 80 Stunden in der Woche arbeite. Ich sage oft: es fällt mir schwer, die 37 Stunden zu füllen. Ich denke natürlich viel an die Firma, es ist aber keine Belastung für mich.

Ich habe auch die Ferien, die andere haben. Und solange ich dort drüben Platz nehmen kann, dann tue ich das. In einigen Jahren werde ich meinen Posten an einen anderen übergeben. Dann werde ich als Vorstandsmitglied weiter machen. Dann würde ich vielleicht im Frühjahr plötzlich mal ins Boot steigen und ablegen. Das ist immer eine gute Sache.“

Was ist so gut beim Bootssport?

„Hier haben wir etwas mit dem Wasser und großen Horizonten. Mitten auf dem Land leben, wo man nicht hinauskommen kann, das wäre nichts für mich. Ich habe immer viel am Wasser gemacht, gesegelt und gefischt. Ich habe früher Dorsche gefangen.

Wir bekamen ein Motorboot und fragst du die Kinder nach ihren besten Erinnerungen, dann antworten sie: Wir saßen auf dem Motorboot und haben Karten gespielt. Das können sie erinnern. Das war das Exotischste. Wir hatten damals keinen Fernseher an Bord. Man ist mitten in der Natur und hat alles bei sich.“

Bent Jensen in der Fabrikshalle Foto: André Thorup

Was bedeutet dir das Geigenspiel?

 „Das liebe ich ja. Für mich ist das Musizieren die totale Entspannung. Es ist ja nicht so einfach, und mein Gehirn kann nur an die Melodien denken, wenn ich spiele. Ich liebe meine Violine. Ich bin auch beim Tønder Festival dabei. Dort neue Inspiration holen und die Orchester aus beispielsweise Irland und Amerika hören, das gefällt mir.

Als ich jung war, spielte ich Bass in einer Rockband, aber das war eigentlich nicht so mein Ding. Das Geigenspiel begann 1972 im Technikum. Nach der Flowerpower-Periode wurde die Spielmannsmusik unglaublich populär. Man wollte zurück zu den Wurzeln. Diese Musik ging direkt in den Kopf. Mein Radiowecker stand auf P3 und wenn die morgens eine Spielmann-Melodie spielten, sprang ich aus dem Bett und tanzte. Das war eine so tolle Musik. Ich musste einfach das Violinspiel lernen.

Ein Kollege meiner Frau hatte eine Violine, die ich leihen konnte. Es zeigte sich, dass ich ziemlich musikalisch war. Ich habe geübt und geübt, und bald konnte ich ’Den toppede høne’ spielen. Nordals Folkedans hatte nur einen Musiker, der völlig überbelastet war. Die fragten, ob ich helfen konnte, und inzwischen habe ich 40-jähriges Jubiläum gehabt. Ich habe auch mit dem Orchester Havitas beim Bobbyfestival in Sonderburg gespielt.“

Du sprichst sønderjysk. Tust du das aus Überzeugung?

„Solange Leute mich verstehen können, spreche ich sønderjysk. Wenn ich mit Leuten in Kopenhagen spreche, dann kann ich das natürlich nicht. Dann wird es nur ’Hvad behag?’ (Red. Anmerkung: Wie Bitte?). Die können hören, dass ich nicht von dort komme, aber ich bin ja auch kein Kopenhagener. Ich spreche so rigsdansk, dass sie mich verstehen können. Aber hier spreche ich nur sønderjysk. Auch in der Firma.“

Einer von Linaks wichtigen Kunden ist Deutschland. Sprichst du Deutsch?

„Ich sage immer zu anderen Unternehmen: Kommt doch in Gang mit Deutschland. Die Deutschen wollen gern mit Dänemark handeln. Nicht nur im Norden, sondern auch in Süddeutschland. Wir haben einen ausgezeichneten Ruf in Deutschland.

Es gibt nichts, wovor man Angst haben sollte. Und sie lachen dich nicht aus, wenn du kein perfektes Deutsch sprichst. Mein Deutsch ist voller grammatischer Fehler und niemand lacht. Lieber Deutsch sprechen als auf Englisch ausweichen. Das ist doch das Richtige. Nur so wird man ja besser. Deutschland ist ein Riesenmarkt auf der anderen Seite der Grenze.“

Wie hat Linak die Corona-Pandemie überstanden?

„Natürlich hatten auch wir Behinderungen. Aber ein Segment waren die Hospitalbetten, bei denen es eine große Nachfrage gab. Und bei den Schreibtischen stand alles still. Es war ein schlimmes Jahr für uns. Aber jetzt haben wir die Nachwirkungen, wo einige Teile nicht aufzutreiben sind. Wir liefern gut, aber wir könnten viel mehr liefern. Es ist ein Kampf um die Komponenten für die Software. Wenn wir Teile aus der Autoproduktion benutzen, dann ist das im Augenblick unmöglich.“

Die dritte runde Fabrik Foto: Karin Riggelsen

Führst du ein Leben in Luxus?

„Unser Haus in Norburg (Nordborg) wurde 1977 im Apfelgarten meines Großvaters hinter dem damaligen Unternehmen errichtet. Mein Vater hat zwei Weltkriege erlebt, und er war es gewohnt zu sparen. Diese Mentalität liegt auch in mir. Für das Haus schon, aber für das Unternehmen habe ich nie Geld für den Betrieb geliehen.

Deshalb haben wir zu Hause immer nur angebaut, zuletzt eine Orangerie. Aber es ist kein herrschaftliches Haus. Wenn es danach geht, was ich mir leisten könnte, dann könnte ich ja Amok gehen. Aber dazu habe ich keine Lust. Das bedeutet mir nichts. Und ich fahr auch nicht in einem Rolls Royce. Ich habe ein paar schöne Autos, einen Volvo Plug in Hybrid und einen elektrischen Jaguar für den Sommer.“

Wie lange bist du noch bei Linak?

„In den nächsten fünf Jahren werde ich eine Ablöse für meinen festen CEO-Job gefunden haben. Das muss ich. Aber dann will ich weiter im Vorstand sitzen. Ich will kein Idiot werden, aber so lange ich frisch bin und meine Gedanken der Firma helfen können, dann mach ich weiter. In dieses Büro kommt übrigens kein anderer. Hier bleibe ich. Wenn ich mal sterbe, dann will ich ausgestopft werden und hier am Schreibtisch sitzen. Dann werde ich einen Aktuator an dem einen Arm haben, mit dem ich grüßen werde.“ (Bent Jensen lacht)

Ganze Familie bei Linak aktiv

Das Milliarden-Unternehmen Linak ist nicht nur für Bent Jensen, sondern für die ganze Familie Jensen ein besonderer Ort. Seine Frau Lene ist die Vorstandsvorsitzende und die Tochter Marie Jensen sitzt im Vorstand. Die Tochter Ditte wird für einen Platz im Vorstand vorbereitet. Die beiden Töchter besitzen je ein Drittel von Linak. Zehn Prozent liegen in einem Fonds, während Bent Jensen und seiner Frau die restlichen 24 Prozent gehören. So wird gesichert, dass Linak auch künftig auf Alsen bleibt und nicht verkauft wird.

War es dir wichtig zu sichern, dass Linak hier auf Alsen bleibt?

„Ich hatte ja keinen Erben für meinen Platz. Aber das macht nichts, solange die Mädchen im Vorstand sitzen und Kulturträger sind. Man hätte ja auch an einen Kapitalfonds verkaufen können. Aber dann verkaufen die die Firma wieder nach sieben Jahren, und wo bleibt dann alles? Vielleicht würden sie viele Produkte in die Slowakei verlegen, wo die Arbeitskraft günstiger ist. Wir haben hier in die Automatisierung investiert, damit alles hier in Guderup bleibt.“

Hast du ein Lieblingsgericht, und wie hältst du dich so fit?

„Mein Lieblingsgericht ist ’Boller i ris og curry’ (Klöße in Currysauce). Da muss ich mich wirklich zusammenreißen, damit ich nicht zu viel esse.

Und was meinst du mit gut halten? Meine Falten? Spaß beiseite – das ist genetisch. Ich lebe nicht enorm gesund, und ich trinke auch ein Glas Rotwein nach einem Arbeitstag. Essen und Rotwein wird mit dem Alter wichtiger. Sport war eigentlich nie mein Ding. Vielleicht halte ich mich deshalb so gut!

Ich habe einen Crosstrainer zu Hause und auf den zwinge ich mich jeden Morgen zehn Minuten lang. Auch Sonnabend und Sonntag. Das tue ich auch wegen meines Rückens. Den Puls mal eben hochkriegen, das hilft dem Kreislauf.“

Woran sollen die Leute sich erinnern, wenn sie an dich denken?

„Ich will dir gerne sagen, wofür man mich nicht erinnern sollte. Ich will nie ein dummes Schwein gewesen sein. Ich hasse auch die beiden Wörter Lebemann oder Geld-Mann. Ich will gerne dafür erinnert werden, dass ich dieses Projekt in Guderup gestartet habe und dass ich das Nordals Resort finanziell in Gang geschoben habe. Ich war auch derjenige, der zwei Ingenieurausbildungen in Sonderburg finanziert hat und ihnen ein neues Gebäude errichtet hat.“

Aktuatoren sind Antriebselemente, die elektrische Signale (Strom) in mechanische Bewegung oder andere physikalische Größen (Druck oder Temperatur) transformieren. Ein Aktuator bildet das Gegenstück zum Sensor. Im Automobilbereich übersetzen Aktuatoren Signale eines Steuerungssystems in eine Aktion, wie z.B. die Betätigung von Pumpen zum Druckaufbau im Bremssystem.
Aktuatoren finden sich aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen und Branchen wieder. Einige Beispiele werden folgend genannt.
Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik: Aktuatoren bilden das signalwandlerbezogene Gegenstück zu Sensoren und bilden die Stellglieder in einem Regelkreis. Sie übersetzen Signale in mechanische Arbeit, z. B. beim Öffnen und Schließen eines Profils.
Robotik: Aktuatoren sind das Bindeglied zwischen der Informationsverarbeitung und der Außenwelt des Roboters, so bekommt der Roboter z.B. die Information, etwas zu greifen oder zu bearbeiten.
Luftfahrt: Aktuatoren steuern viele Anwendungen, z. B. sind sie für die Begrenzung der Drehzahl durch die Verstellung von Hebeln und Klappen zuständig.
Mechatronik: Aktuatoren werden in elektromechanischen Antrieben wie z. B. Hub- und Verstellsysteme eingesetzt.
 

Quelle wiki.induux.de

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