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Vorbild für Flensburg? Politik und Feuerwehr besuchen Feuerwache in Sonderburg

Vorbild für Flensburg? Politik und Feuerwehr besuchen Feuerwache in Sonderburg

Politik und Feuerwehr besuchen Feuerwache in Sonderburg

Benjamin Nolte/shz.de
Flensburg/Sonderburg
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Eine Delegetation aus Flensburgs Politik und Feuerwehr besuchte das Service- und Logistikzentrum in Sonderburg. Foto: Benjamin Nolte/shz.de

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Flensburg muss in seine Feuerwehr investieren. Wie es gehen kann, zeigte sich beim Besuch bei den Kollegen in Sonderburg.

Flensburg steht vor millionenschweren Investitionen in die Liegenschaften der Feuerwehren. Sowohl Berufsfeuerwehr, wie auch Freiwillige Feuerwehren der Stadt sollen in den nächsten Jahren neue Wachen bekommen. Vertreter von Politik, Verwaltung und Feuerwehr haben ihren Blick nun auch ins dänische Nachbarland gerichtet. Eine 16-köpfige Delegation aus Flensburg besuchte das neue Service- und Logistikzentrum in Sonderburg. In dem rund 150 Millionen Kronen teuren Neubau ist unter anderem auch die Feuerwehr der Stadt untergebracht.

Fünf Abteilungen in einem Komplex

Eine Besonderheit an dem Komplex: Insgesamt sind dort fünf Abteilungen der Kommune untergebracht. „Im Prinzip befinden sich hier unter anderem Feuerwehr, TBZ und kommunale Immobilien in einem Gebäude“, fasst es Flensburgs Stadtdezernent Stephan Kleinschmidt, der zeitgleich auch stellvertretender Bürgermeister der Kommune Sonderburg ist, zusammen. Bis zu 200 Mitarbeiter verrichten hier seit Juli 2023 ihren Dienst.

Von Ausschreibung des Bauvorhabens bis zur Fertigstellung sind nicht einmal drei Jahre vergangen. In Rekordzeit hat die Kommune Sonderburg ihr neues Service- und Logistikzentrum aus dem Boden gestampft. Beschlossen und getragen von allen politischen Parteien. Ein Neubau, der den Haushalt der Kommune langfristig entlasten soll.

Effizienz reduziert Kosten

Es geht den Dänen hier um Synergieeffekte. „Ziel ist es die Kapazitäten, die man hat auch abteilungsübergreifend einzubinden“, so Kleinschmidt. „Fachleuchte, auch Berufsfeuerwehrmänner, können während ihres Dienstes in anderen Abteilungen eingesetzt werden.“ Es geht um Effizienz und Reduzierung von Kosten. Mit umgerechnet bis zu einer Million Euro soll die Zusammenlegung der städtischen Infrastruktur an einem gemeinsamen Standort den Haushalt jedes Jahr entlasten.

Personal, Maschinen und vor allem Wartung und Pflege der Geräte wurden zentralisiert. Attraktive, zuvor genutzte Flächen in der Innenstadt Sonderburgs wurden durch dieses Projekt für die Stadtentwicklung freigemacht.

Sonderburgs Feuerwehr besteht aus drei Teilen. Es gibt Festangestellte, Teilzeitangestellte und Freiwillige Einsatzkräfte. Sie alle rücken im Ernstfall von der neuen Feuerwache am Stadtrand aus. Tagsüber von 6-18 Uhr sind es zunächst die Festangestellten, in den Abend- und Nachtstunden Teilzeitkräfte und ergänzend Freiwillige Kameraden.

Kein Schnickschnack für Flensburg

Eingezogen ist die Feuerwehr in einen reinen Zweckbau. Für Karsten Sörensen, den Vorsitzenden des Ausschusses für Bürgerservice, Schutz und Ordnung ist genau das ein wichtiger Punkt, der auch mit nach Flensburg genommen werden muss: „Auch unsere Liegenschaften müssen in erster Linie funktionale Zweckbauten ohne unnötigen Schnickschnack werden.“ Auch die Verbindung unterschiedlicher Abteilungen mit an sich unterschiedlichen Aufgaben stieß in Reihen der politischen Vertreter durchaus auf Interesse.

Inwieweit ähnliches in Flensburg umsetzbar ist, ist jedoch fraglich. Auch wenn Sonderburgs Feuerwehr im Verhältnis zu den Flensburger Bedarfen deutlich kleiner ist, die Wache lässt nichts vermissen. Großzügige Stellplätze für Einsatzfahrzeuge, eine eigene Leitstelle, Aufenthaltsräume, ein Fitnessstudio und sogar eine kleine Sauna sind hier ebenso vorhanden wie großzügige Wartungs-, Reinigungs- und Werkstatträumlichkeiten.

Einsatzstellenhygienefahrzeug soll in zwei Jahren kommen

Bei den Vertretern der Flensburger Berufsfeuerwehr weckte unter anderem eine Hebebühne für Einsatzfahrzeuge mit bis zu 25 Tonnen Gewicht großes Interesse. Auch in Punkto Einsatzstellenhygiene sind die Dänen bereits weiter. Ein Anhänger mit sanitären Anlagen und sogar Duschen wird bei Bedarf den Einsatzstellen in der Kommune zugeführt. In Flensburg ist eine ähnliche Lösung, allerdings ohne Duschmöglichkeit, aktuell in der Beschaffung. Das Einsatzstellenhygienefahrzeug soll voraussichtlich in zwei Jahren in Betrieb genommen werden.

Schnelligkeit der Dänen beeindruckt

Beeindruckt zeigten sich die Flensburger Vertreter allerdings in erster Linie von der schnellen Umsetzung dieses Großprojektes. Nicht nur die Planung, auch die anschließende Bauphase verlief in Rekordzeit. Auf den ersten Spatenstich im September 2021 folgte die Fertigstellung im Juli 2023. „Man muss allerdings auch bedenken, dass wir hier in Sonderburg eine ideale Fläche, abseits der Stadt zur Verfügung hatten“, so Kleinschmidt. „Es konnte quasi auf der grünen Wiese geplant und gebaut werden.“

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