Die Woche am Alsensund

Willkommen im Herbst: Widmen wir uns dem Energiesparen

Willkommen im Herbst: Widmen wir uns dem Energiesparen

Willkommen im Herbst: Widmen wir uns dem Energiesparen

Sonderburg/Sønderborg
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Eine neue Woche am Alsensund mit Kolumnistin Sara Eskildsen Foto: Karin Riggelsen

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Der kommunalpolitische Höhepunkt des Jahres ist erreicht, der Rasen hört langsam auf zu wachsen. Zeit, Energie zu sparen, konstatiert Sara Eskildsen in ihrer Woche am Alsensund.

Aus aktuellem Anlass erlaube ich mir in dieser Woche am Alsensund, Gedanken aus einem alten Kulturkommentar von mir wiederzuverwerten. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und des Energiesparens.

Falls es jemandem bisher nicht aufgefallen sein sollte: Der Sommer ist vorbei. Der Sonderburger Stadtrat hat in dieser Regenwoche am Alsensund den Finanzhaushalt verabschiedet. Damit ist der jährliche Höhepunkt des parteipolitischen Wirkens erreicht. Die 31 Stadtratspolitikerinnen und -politiker können durchatmen.

Die einschneidenden Sparmaßnahmen sind weniger schmerzhaft ausgefallen als befürchtet, und der sich über sechs Parteien erstreckende Burgfrieden im Rathaus hat einmal mehr gehalten. Wenn der unbedingte Wille zur Diplomatie und zum Erzielen eines Kompromisses doch nur überall in der Welt so vorhanden wäre, wie in der Sonderburger Koalition!

Auf zur Pilzsuche mit dem Sozialdienst

Nachdem ich die Zahlen, Fakten und Bedeutung des Finanzhaushaltes erläutert und in mehreren Artikeln aufgearbeitet habe, stehe ich wieder einmal ungläubig vor der Tatsache, dass wir uns ab sofort mit großen nassen Schritten dem Weihnachtsfest und dem Jahresende nähern.

Gefühlt befinde ich mich kurz vor Pfingsten. Doch wie so oft im Leben kann man sich auf Gefühle nicht sonderlich gut verlassen. Statt zum Strand fahre ich morgen zur Pilzsuche in die Quarser Heide, wo Heidi vom Sozialdienst Fördekreis mir hoffentlich helfen wird, Speisepilze aus dem Waldboden zu zupfen. Falls die Organismen aus dem Reich der eukaryotischen Lebewesen bis dahin nicht alle weggeschwommen sind …

Jedes Jahr im Herbst verfärbt sich mein Energieniveau zusammen mit den Blättern der Bäume. Während das Laub in Orange und Braun umschlägt, hüllt sich mein Gemüt für eine kleine regnerische Weile in ein frisches Steingrau. Nach einem Sommer voller Besuche und Bauprojekte kehrt Herbstruhe ein.

Und ich frage mich, woher Bäume und Gemüt eigentlich wissen, dass Herbst ist. Dass es Zeit ist, sich einzutrüben. Es hat mit den kürzer werdenden Tagen zu tun, so viel ist klar.

Aber wie genau läuft das noch mal mit der Fotosynthese im Herbst? Mein gefühltes Wissen ist enorm. Es geht um Kohlendioxid, Wasser und Traubensaft. Oder war es Traubenzucker?

Andere Gemüts-Pigmente kommen zum Vorschein

Ich weiß jedenfalls noch aus dem Bio-Unterricht, dass es einen grünen Farbstoff gibt, der im Sommer all die anderen Pigmente in den Blättern verdeckt. Die gelben und roten Pigmente sind die ganze Zeit über da, aber nicht sichtbar. Erst im Herbst, wenn in den Blättern kein neues grünes Chlorophyll mehr gebildet wird, kommen Orange und Rot wieder zum Vorschein.

Mit den Gemüts-Pigmenten verhält es sich genauso. Melancholie, Wehmut, Sehnsucht, Kraftlosigkeit und Verzagtheit entstehen im Herbst nicht einfach. Sie sind immer da. Doch im Sommer sind sie verdeckt unter einer dicken Schicht Sonnencreme. Sie liegen träge im Sand und regen sich vor lauter Hitze nicht, werden übertönt vom Plantschen der kleinen Wellen am Strand und sind eingelullt in den Geruch von gegrillten Lammsteaks in Rosmarinmarinade. Von Sonnenuntergängen atemlos gemacht, vom Salz auf der Haut ausgetrocknet, vom Zirpen der Grashüpfer in den Schlaf gewogen. Aber diese Gefühle sind immer da. Kraft tankend, bis ihre Zeit gekommen ist.

Man kann schließlich nicht das ganze Jahr über in Saft und Kraft stehen. Das gilt für Menschen wie Pflanzen gleichermaßen.

Sara Eskildsen

Und dann werden die Tage kürzer, man steht vor einem bunten Laubbaum und zugleich vor den großen Fragen des Lebens. Bin ich richtig, wo ich bin? Bin ich glücklich? Wo will ich hin? Und warum bin ich so müde?

Eine dänische Durchschnittsbirke wirft im Schnitt 28 Kilogramm Laub ab. Birke müsste man sein. Weg mit dem alten Ballast, eine Runde Winterschlaf und dann noch mal ganz von vorn anfangen.

Aber dann würde man ja auch ganz schön viel verpassen. Diese unendlich gemütliche Zeit vor dem Kamin, mit Büchern und Hörbüchern eingedeckt. Abendessen im Kerzenschein und das wärmende Feuer im frisch gewarteten Kamin. Und nicht zuletzt das Rauschen des Herbststurms, das einem zuflüstert: Bleib doch einfach drinnen, und mach es dir gemütlich. Du musst jetzt wirklich nicht rausgehen.

Der Rasen hört endlich auf zu wachsen

Nehmen wir uns das Chlorophyll zum Vorbild, das sich ins Innere seines Baumes zurückzieht. Um dort zu überwintern, damit es im Frühling wieder Vollgas geben kann.

Wie jedes Mal im Herbst freue ich mich nach den erlebnisreichen und gefüllten Sommermonaten dann doch irgendwann über diese dunkle und kalte Jahreszeit. Dann streift mein Blick liebevoll die Speichertanks der neuen Wärmepumpe und den gemähten Rasen, der endlich aufgehört hat, zu wachsen.

Man kann schließlich nicht das ganze Jahr über in Saft und Kraft stehen. Das gilt für Menschen wie Pflanzen gleichermaßen. Widmen wir uns also einer Weile mit gutem Gewissen dem Energiesparen.

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