Kulturkommentar

„Vergessene Tugenden “

Vergessene Tugenden

Vergessene Tugenden

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Tugenden sind wichtig, findet Büchereidirektorin Claudia Knauer. In einem Kulturkommentar erklärt sie, auf welche Tugenden es in der heutigen Zeit wirklich ankommt.

Claudia Knauer ist Jahrgang 1961, lebt mit ihrem Mann in Apenrade (Aabenraa) und ist Direktorin der Büchereien der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Sie war unter anderem stellvertretende Chefredakteurin beim „Nordschleswiger“ und schreibt seit Jahren weiterhin Gastbeiträge.

Wenn das Wort Tugend fällt, dann denken nicht wenige an ganz veraltete Begriffe. Ein sittlich wertvolles Verhalten oder eine entsprechende Eigenschaft – hat das noch Platz in unserer Zeit und Welt? Ganz unbedingt und heute vielleicht noch mehr als gestern.

Die Tugend der Mäßigung zum Beispiel. Offenbar können und müssen wir uns ihr jetzt wieder annähern. Wir brauchen nicht immer mehr und alles schneller und noch ein T-Shirt und noch ein neues Möbelstück, obwohl die alten es doch noch tun. Oder man sie reparieren oder aufhübschen könnte.

Die Tugend der Toleranz sollte auch wieder Hochkonjunktur haben. Gib dem, was anders ist als du, auch Raum. Das gilt selbstverständlich in beide Richtungen.

Und auch so etwas langweiliges wie Rechtschreibung und Kommasetzung, obwohl das vielleicht nicht als Tugend zählt, sondern als Fertigkeit, muss wieder mehr Gewichtigkeit gewinnen. Es wäre wünschenswert, wenn wir uns an Regeln auch halten könnten. Es dient absolut der Verständigung. Denn ein Komma kann Leben retten: Komm, wir essen, Opa. Oder: Komm, wir essen Opa. Das macht schon einen Unterschied.

Zu den platonischen Kardinaltugenden zählen neben der Klugheit die Gerechtigkeit und die Tapferkeit. Auch das sind Tugenden, die in unseren so unglücklich bewegten Zeiten wieder mehr Stellenwert einnehmen müssen. Gerechtigkeit zu üben, ist nicht leicht. Heute steht viel zu oft im Vordergrund, „ich will, mein Anliegen ist das wichtigste“ und das andere muss dahinter zurücktreten. Hier gerecht zu agieren, ist immer wieder eine Herausforderung, aber erstrebenswert.

Ab und an ist es nicht verkehrt, sich an das zu erinnern, was über die Jahrhunderte schon gut gedient haben sollte. Dass es das nicht immer tat, davon zeugen die Geschichtsbücher. Aber das sollte uns nicht davon abhalten, uns den Tugenden zuzuwenden. Im Gegenteil.

Die veröffentlichten Kulturkommentare geben die persönlichen Meinungen der Autorinnen und Autoren wieder.

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