Kulturkommentar

„Frühlings Erwachen“

Frühlings Erwachen

Frühlings Erwachen

Friederike Louisa Schmidt
Knivsberg /Knivsbjerg  
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Viele Menschen lockt es im Frühling wieder vor die Tür. Die Projektkoordinatorin auf dem Knivsberg, Friederike Louisa Schmidt, erklärt in einem Kulturkommentar, warum es aber auch okay ist, einfach zu Hause zu bleiben.

Die Tage werden länger, die Sonne scheint, die Bäume treiben aus … die grenzenlose Motivation der Menschen schlägt sich in frisch bepflanzten Kübeln und früh morgentlichem Joggen nieder. Überall liest man, dass man abnehmen oder endlich das Zimmer ausmisten sollte, in dem immer noch zu viele Sachen rumfliegen. Sollte man ja auch wirklich.

Der Frühling ist dazu da, sich neu zu erfinden. Neue Gefühle, neue Energie nach den dunklen Wintertagen, neue Projekte. Doch was machen die Menschen, bei denen die Energie trotz der Sonnenstrahlen und der Buschwindröschen nicht ausreicht, um alles zu schaffen? Was machen diejenigen, die nicht nachempfinden können, wie der Frühling einfach alles besser macht? Was machen Menschen mit Depressionen oder Burnout im Frühling?

Sie schlagen Einladungen aus und treffen auf weniger Verständnis als im Herbst. Da will schließlich niemand vor die Tür. Sie sind genauso erschöpft wie in der dunklen Jahreszeit, jetzt kommt nur noch ein schlechtes Gewissen dazu. „Einfach mal vor die Tür gehen“ heilt keine Depression; Vitamin D wird in der Regel bereits eingenommen. Wenn das alles so einfach wäre, hätte die Pharmaindustrie da ja schon längst eine allheilende Pille entwickelt.

Für diejenigen, die es heute mal lesen mussten: Es ist okay, wenn du heute nicht vor die Tür gehst. Es ist okay, wenn du das heute nicht schaffst. Deine Freunde werden wieder nachfragen, Geduld haben, und vielleicht klappt es dann.

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